Jede sechste Pfarrstelle in der EKKW soll wegfallen

Mehr Pfarrerinnen sollen gewonnen werden für 2030 in der EKKW.
© epd-bild/Matthias Balk
In der EKKW sollen trotz Stellenkürzungen mehr Pfarrerinnen gewonnen werden für 2030. Eine maßgeschneiderte Talar Kollektion für Frauen gíbt es schon.
Jede sechste Pfarrstelle in der EKKW soll wegfallen
Landessynode tagte - Distanzierung von der Judenmission
Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) will bis 2025 knapp 17 Prozent der Pfarrstellen abbauen. Die Organe und Gremien sollen mit mehr Frauen und jüngeren Menschen besetzt werden. so die Landessynode am Montag. Die EKKW distanziert sich außerdem von der Judenmission und dem antijüdischen Erbe Martin Luthers (1483-1546).

Die EKKW will die Zahl der Pfarrstellen von derzeit etwa 750 auf 624 Stellen im Jahr 2025 verringern. Von diesen 624 Stellen seien 585 Stellen besetzbar, erklärten Prälat Bernd Böttner und Synoden-Vizepräsident Volker Knöppel bei der Vorlage des Personalberichts auf der digital tagenden Landessynode am Montag in Kassel. Die rund 40 Vakanzen schreckten aber nicht ab. Eine gewisse Zahl von freien Stellen werde benötigt, um Stellenwechsel zu ermöglichen. Bis 2031 rechne man mit 480 besetzbaren Pfarrstellen. Trotz geplanter Stellenreduzierung gelte es, den Nachwuchs rechtzeitig in den Blick zu nehmen, betonte Böttner: "Die neuen Pfarrerinnen und Pfarrer für 2030 müssen jetzt gewonnen werden."

Nach den Worten von Knöppel wirkt sich die Corona-Pandemie stark auf die Beschäftigungssituation von Nicht-Theologen in der Landeskirche aus. In den Tagungshäusern seien zuletzt 49 Mitarbeitende, in den Tageseinrichtungen für Kinder 228 Mitarbeitende in Kurzarbeit gewesen. Betriebsbedingte Kündigungen aufgrund der Pandemie habe es bislang nicht gegeben, allerdings hätten sich bereits begonnene Prozesse beschleunigt: Das Freizeitheim in Elbenberg (Landkreis Kassel) und die Kirchliche Fort- und Ausbildungsstätte in Kassel seien geschlossen worden. Ein Großteil der Mitarbeiter könne weiterbeschäftigt werden, einigen wenigen sei sozialverträglich gekündigt worden.

Mehr Frauen in Gremien und Organe 

Das oberste Leitungsorgan der Landeskirche brachte auch eine Änderung der Grundordnung auf den Weg, die eine Besetzung von Organen und Gremien zur Hälfte mit Frauen anstrebt. Zudem sollen junge Menschen stärker beteiligt werden. Die jeweiligen Kirchengesetze sollen nach Angaben von Präses Thomas Dittmann am 8. Juli bei einer Präsenztagung beschlossen werden. Derzeit seien Frauen sowohl in der Landessynode (30 Prozent) als auch im Rat der Landeskirche (35 Prozent) unterrepräsentiert.

Kirche will Wiedereintritte erleichtern

Die Synode beschloss am Montag auch, den Eintritt beziehungsweise Wiedereintritt in die Landeskirche zu vereinfachen. Danach soll dies künftig bei jeder Pfarrerin oder jedem Pfarrer und mit Wirkung für jede Kirchengemeinde möglich sein. Schon 2004 hatte die EKKW mit sogenannten Kircheneintrittsstellen den Eintritt beschleunigt und Kirchenvorstände entlastet, jedoch nur für den Eintritt in die Wohnsitzkirchengemeinde. Nun soll praktisch jede Pfarrperson zur Kircheneintrittsstelle werden.

Bekehrung und Taufe von Juden in einer Buchmalerei aus Frankreich um 1250. Über die Judenmission wird in der evangelischen und auch der katholischen Kirche schon seit Jahrhunderten diskutiert. Die Synode der EKD 2016 und die EKKW distanzierten sich von der Judenmission.

Die EKKW distanziert sich von der Judenmission und dem antijüdischen Erbe Martin Luthers (1483-1546). Beide Punkte sollen in der Neufassung der Synodalerklärung zum Verhältnis von Christen und Juden verankert werden, die die digital tagende Kirchensynode am Montagabend auf den Weg brachte. "Eine Erklärung, die wir dringend brauchen", betonte Bischöfin Beate Hofmann.

Engagiert gegen wiedererstarkten Rechtsnationalismus

Mit Blick auf ein Wiedererstarken des Rechtsnationalismus betont die Synode die Notwendigkeit, auf allen Ebenen der Kirche deutlich für eine offene, tolerante und respektvolle Gesellschaft einzutreten. Sie ruft zudem die Gemeinden auf, weiterhin für den Frieden in Israel und Palästina zu beten, und die politisch Verantwortlichen, ihren Beitrag zur Verständigung und zur Sicherung des Friedens zu leisten.

Mit Sorge beobachte die Landeskirche ein Wiedererstarken des Antisemitismus, der auch in den Anschlägen von Halle und Hanau seinen Ausdruck finde, betonte Präses Dittmann. "In einer Zeit, in der Antisemitismus in Deutschland wieder an vielen Stellen zutage tritt, ist es gut, sich zu vergegenwärtigen, dass jüdisches Leben schon immer Teil der gesamten Geschichte Deutschlands war und ist", sagte er.