Landesbischof Meister fordert mehr Verständnis für junge Leute

Landesbischof Ralf Meister
©epd-bild/Jens Schulze
In der Corona-Krise machten Menschen die Erfahrung, wie abhängig sie von anderen seien, sagt Landesbischof Ralf Meister.
Landesbischof Meister fordert mehr Verständnis für junge Leute
Die Bedürfnisse junger Menschen sieht Landesbischof Ralf Meister durch Einschränkungen in der Corona-Pandemie nicht genügend berücksichtigt. Sie müssten an Entscheidungen beteiligt werden. Derzeit bestimme vorwiegend die Regierung, was passiere, nötig sei aber eine breite Diskussion darüber.

"Was da an Lebensmöglichkeiten verloren geht, haben wir lange nicht gesehen und sehen wir noch immer nicht ausreichend", kritisierte der hannoverschen Landesbischof bei einer Diskussion des "Loccumer Kreises". In der Corona-Krise sei die Gesellschaft herausgefordert, miteinander Lösungen zu suchen, die für das Ganze solidarisch seien, betonte Ralf Meister bei der Veranstaltung in der St.-Willehadi-Kirche in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen. Das gehe nur, wenn möglichst viele etwa über die Frage diskutierten, wer auf etwas verzichten müsse, damit junge Leute Chancen hätten. Derzeit entscheide in der Regel die Exekutive, was relevant sei und was nicht.

Meister ist Mitbegründer der "Initiative Niedersächsischer Ethikrat". Das Gremium will angesichts der Corona-Pandemie Impulse setzen und Debatten anstoßen. In einer ersten Stellungnahme hatte die Initiative im Juli auf die Lage junger Menschen hingewiesen und Bildungsperspektiven für Kita-Kinder, Schüler und Studenten gefordert. Sie müssten mehr an Entscheidungsprozessen zum Umgang mit der Corona-Pandemie beteiligt werden.

Handschlag kommt zurück

"Zu sehr haben die Interessen der Gesamtgesellschaft, zu wenig die Rechte und Bedürfnisse der jungen Menschen das politische Handeln bestimmt", heißt es in einer Stellungnahme des Ethikrates. Im Initiativkreis engagieren sich mit Meister unter anderen die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode sowie die SPD-Landtagsabgeordnete und Ärztin Thela Wernstedt.

Meister glaubt daran, dass der Handschlag als Begrüßungsritual ein Comeback erleben wird. Wenn die Corona-Pandemie überwunden sei, "werden wir Umarmungen und Handschlag schnell wieder revitalisieren", ist er überzeugt. In der Corona-Krise gebe es die tiefe Erfahrung, wie abhängig Menschen von anderen Menschen seien, sagte der 58-Jährige Theologe: "Wir werden nicht digital geboren, wir sterben nicht digital." Deshalb sei er mit Blick auf den Handschlag überzeugt: "Das holen wir uns zurück - so schnell wie möglich."