Bestattung: Mehr Platz für alternative Formen

Gläserne Urne in Kugelform
epd-Bild/Jens Schulze
Eine Kugel als Urne in einem Bestattungsunternehmen in Ronnenberg bei Hannover. Persönliche Wünsche bekommen in den Bestattungsgesetzen der Bundesländer mehr Raum.
Beerdigungen im Wandel
Bestattung: Mehr Platz für alternative Formen
Die Bestattungskultur in Deutschland ähnelt mit Blick auf die Bundesländer einem Flickenteppich. Die Regelungen bewegen sich zwischen liberaler Öffnung und dem traditionellen Schutz der Totenruhe mit Friedhofszwang - aber die Ausnahmen nehmen zu.

Die Bestattungsgesetze in Deutschland sind flexibler geworden: Viele Menschen wünschen sich individuelle Abschiedsformen - von der Urne zu Hause bis zur Bestattung ohne Sarg. Während einzelne Bundesländer mit Reformen vorangehen, setzen die meisten Regionen jedoch weiterhin auf eher traditionelle Regelungen. Das zeigt eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes unter den Bundesländern. Allerdings nimmt die Zahl an Ausnahmen und Sonderregelungen für persönliche Bestattungswünsche kontinuierlich zu.

Ein Wandel zeichnet sich bereits ab: In Rheinland-Pfalz ist im Herbst 2025 das bundesweit liberalste Bestattungsgesetz in Kraft getreten und macht alternative Beisetzungen, Diamanten aus Asche, die Verwahrung der Urne zu Hause und sogar Flussbestattungen zur legalen Option für Angehörige. Laut dem Bundesverband Deutscher Bestatter ist dafür Voraussetzung, dass dies innerhalb der Grenzen von Rheinland-Pfalz geschieht, die verstorbene Person dies zuvor in einer Totenfürsorgeverfügung festgelegt hat und der letzte Hauptwohnsitz des oder der Verstorbenen in Rheinland-Pfalz lag.

Viele andere Bundesländer, darunter Bayern, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, das Saarland oder Thüringen, verhalten sich hingegen zurückhaltend und haben bislang keine vergleichbaren Reformen beschlossen oder angekündigt.

Bestattungspflicht bleibt die Regel

Fast alle anderen Bundesländer bestehen aktuell auf einer Bestattungspflicht auf einem Friedhof oder entsprechend ausgewiesenen Naturwäldern. Außer Rheinland-Pfalz lassen Bremen und Nordrhein-Westfalen hier Ausnahmen unter strengen Auflagen zu. "Seit 2015 ist unter bestimmten Bedingungen auch das Ausbringen von Asche auf privatem Grund oder öffentlichen Flächen auf dem Gebiet der Freien Hansestadt Bremen außerhalb von Friedhöfen zulässig", so eine Sprecherin. Seebestattungen sind in allen Bundesländern grundsätzlich möglich - als Ausnahme von der Friedhofspflicht.

Kränze liegen an einem Baum im Stadtfriedhof Seelhorst. Baumbestattungen sind in Deutschland inzwischen flächendeckend möglich.

Moderate Modernisierungen der Bestattungsgesetze sind in Sachsen und Sachsen-Anhalt geplant. So soll es in Sachsen-Anhalt ab Mai 2026 möglich sein, bis zu fünf Gramm Asche zur würdevollen Nutzung in Erinnerungsstücken, etwa Gedenkdiamanten, zu entnehmen, erklärte ein Sprecher. Auch Schleswig-Holstein hat sein Bestattungsgesetz modernisiert und sarglose sowie alternative Bestattungsformen ermöglicht, jedoch stets unter Beachtung des Friedhofszwangs. Eine Pilotphase für die sogenannte Reerdigung - bei der Verstorbene innerhalb von etwa 40 Tagen zu Erde werden sollen - zeigt, wie neue Wünsche zur Bestattung berücksichtigt werden.

Sargpflicht gelockert

Fast alle Bundesländer haben die Sargpflicht gelockert, vor allem um Tuchbestattungen aus religiösen Gründen wie im Islam und im Judentum zu ermöglichen. In Sachsen und Sachsen-Anhalt sollen entsprechende gesetzliche Regelungen zeitnah eingeführt werden. Ein genereller Wandel hin zu weitergehenden Regelungen, wie sie Rheinland-Pfalz vorgibt, steht in den meisten Bundesländern jedoch nicht zur Debatte oder wird skeptisch gesehen. Das hessische Innenministerium machte klar: "Die Kritik an den in Rheinland-Pfalz beschlossenen Reformen ist dort deutlich. Kommunen und Kirchen haben eine eindeutig ablehnende Position bezogen."

Kritiker der Aufbewahrung von Totenasche im privaten Bereich geben zudem zu bedenken, dass andere Trauernde ausgeschlossen werden und diesen Personen kein Ort der Trauer zur Verfügung steht. Öffentliche Friedhöfe seien dagegen allgemein zugänglich, betont das Land Berlin.

Die Kirche sei offen für neue Formen von Bestattung und Trauer, erklärte jüngst der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der sächsische Landesbischof Tobias Bilz. Dieser Wandel brauche jedoch einen verlässlichen Rahmen. "Wenn Trauer ausschließlich ins Private rückt, droht sie unsichtbar zu werden."