Scheidender Präses Rekowski: Auf Rolle als Minderheitskirche einstellen

Thorsten Latzel zum neuen rheinischen Präses gewaehlt
© epd-bild/Hans-Juergen Bauer
Manfred Rekowski stellt zum Abschluss seiner letzten Landessynode seine Kirche auf tiefgreifende Veränderungen in den kommenden Jahren ein. Sein Nachfolger Thorsten Latzel werde das Amt des leitenden Theologen der rheinischen Kirche "mit seinen Begabungen und Fähigkeiten sehr gut ausfüllen", sagte Rekowski.
Scheidender Präses Rekowski: Auf Rolle als Minderheitskirche einstellen
Rheinische Landessynode beendet
Nachdenkliche Worte zum Abschluss der rheinischen Landessynode: Der scheidende Präses Rekowski fordert einmal mehr Menschlichkeit im Umgang mit Flüchtlingen ein. Die Kirche stehe vor einem Umbruch - und seinem Nachfolger Thorsten Latzel hinterlasse er auch Fragmente.

Der scheidende Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, hat zum Abschluss seiner letzten Landessynode vehement für einen besseren Flüchtlingsschutz geworben und seine Kirche auf tiefgreifende Veränderungen in den kommenden Jahren eingestellt. Sein am Donnerstag gewählter Nachfolger Thorsten Latzel werde das Amt des leitenden Theologen der rheinischen Kirche "mit seinen Begabungen und Fähigkeiten sehr gut ausfüllen", sagte Rekowski am Freitag nach den fünftägigen Beratungen.

"Ich hinterlasse auch Fragmente an vielen Stellen, also ich werde ihm die Baustellen benennen", bilanzierte der Präses, der nach acht Jahren an der Spitze der zweitgrößten Landeskirche im März in den Ruhestand geht. Er werde seinem Nachfolger "sicherlich etwas intensiver einen Blitzkurs für rheinische kirchliche Verhältnisse geben, und dann gibt es eine ganz geordnete Übergabe". Latzel (50), Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt, war am Donnerstag mit großer Mehrheit zum neuen Präses gewählt worden. Der Amtswechsel erfolgt am 20. März.

Rekowski warb für eine angstfreie Debatte über grundlegende Reformen, in der es nicht um den Selbsterhaltung einer Institution gehen dürfe: "Wir sind Minderheitskirche und wir müssen diese Rolle nüchtern annehmen." Die Landessynode der 2,4 Millionen rheinischen Protestanten zwischen Niederrhein und Saar habe mit der Diskussion von zwei Impulspapieren zur Zukunft von Kirche das Signal gegeben, dass sie an dieses Thema mit Zuversicht, Gottvertrauen und großer Diskussionsfreude herangehen wolle.

Etat schrumpft um 100 Milionen auf 532 Millionen Euro

In den Papieren wird ein Ende der Volkskirche konstatiert, es müssten neue Formen von Kirche entstehen. Eine beweglichere und veränderungsbereitere Kirche müsse über Traditionen, aber auch gewohnte Strukturen wie den Beamtenstatus von Pfarrern, das Steuerprivileg und kirchliche Grenzen nachdenken. Die Papiere sollten eine breite Debatte über die Zukunft der Kirche anstoßen und auf allen Ebenen diskutiert werden, sagte die Vorsitzende des Theologischen Ausschusses, Ilka Werner.

Mit Nachdruck verlangte Rekowski eine Ende des Flüchtlingselends an den EU-Außengrenzen. Das sei eine humanitäre Verpflichtung, betonte der Theologe, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. "Wir werden das sehr laut sagen, wir werden das wiederholen, wir werden das mit Nachdruck gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit vertreten." Die Synode forderte konkret, Flüchtlinge aus dem niedergebrannten Lager Lipa in Bosnien-Herzegowina und von den griechischen Inseln aufzunehmen.

Das Kirchenparlament verabschiedete zum Abschluss seiner Tagung auch den Haushalt für 2021. Demnach wird die rheinische Kirche mit einem Etat von 532 Millionen Euro wirtschaften, das sind rund 100 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Hauptgrund ist, dass die Zahlungen in die Versorgungskasse für die pensionierten Pfarrer und Kirchenbeamten um 80 bis 85 Millionen Euro reduziert werden, weil bereits 70 Prozent der künftigen Pensionszahlungen zurückgelegt wurden. Künftig fließt aber immer noch fast jeder fünfte Kirchensteuer-Euro in die Pensionskasse.