Sucht den nächsten Waldweg!

Sucht den nächsten Waldweg!
War es ein Fehler, den öffentlichen Raum im Internet ganz der Privatwirtschaft zu überlassen? Dürfen die Figuren in einem gesellschaftlich sehr relevanten Spielfilm holzschnittartig sein? Muss man Menschen, die für Spiegel-Inhalte Geld ausgeben, die Lesezeit von Artikeln mitteilen? Außerdem: Warum es stets angebracht ist, misstrauisch zu sein, wenn Journalisten mit dem Formulierungsversatzstück „er/sie gilt als …“ aufwarten.

Vor einem Jahr gab es hier allen Grund, über die „irrwitzige Merkel-gegen-Seehofer-Personalisierung“ (Altpapier) zu klagen, die die Berichterstattung über die Flüchtlingspolitik eine Zeitlang prägte. Zu klagen also darüber, dass sehr viele Journalisten zu Gunsten einer Promi-Berichterstattung im weiteren Sinne sehr viele Zusammenhänge ausblenden und so tun, als würden politische Entscheidungen von Einzelpersonen getroffen. Diese, um es mit Wolfgang Michal zu sagen, „Hyperpersonalisierung“, hat mittlerweile eine neue Stufe erreicht, dafür steht die Berichterstattung über Martin Schulz und Emmanuel Macron. Der erwähnte Kollege Michal hat diese für einen Blogbeitrag betrachtet. Unter anderem geht er auf die (bis morgen noch) aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit ein.

„(Dort) findet sich (…) unter der Titelzeile ‚Der Heiland‘ ein Bild von Emmanuel Macron mit Heiligenschein und darunter der Satz: ‚Emmanuel Macron gilt nun als Retter Europas‘. Aber was heißt das: ‚Er gilt…‘? Wo haben die Zeit-Redakteure dieses ‚gilt‘ recherchiert? Haben sie 500 Millionen Europäer gefragt: Ist Macron ein Erlöser? Nein, das haben sie nicht, sie haben sich ihr „gilt“ aus den Fingern gesogen, das heißt, sie haben ihre Einbildung als Tatsache verkauft. Das nennt man Autosuggestion oder Selbsthypnose. Sie glauben, dass die anderen glauben, Macron rette Europa.“

Michal sieht generell „eine Tendenz zur Heilandisierung von Politikern“. Sein sarkastisches Fazit:

„Der mediale ‚Kampf gegen die Populisten‘ scheint auf paradoxe Weise zu wirken: Die Medien übernehmen populistische Methoden.“

[+++] Dominantes Thema auf den Medienseiten heute: der ARD-Spielfilm „Gift“ über das Geschäft mit gefälschten und wirkungslosen Medikamenten. Die Aufmerksamkeit erklärt sich unter anderem dadurch, dass Filmemacher Daniel Harrich 2016 für Recherchen zum Thema Waffenhandel mit dem damals erstmals vergebenen Grimme-Preis für eine „besondere journalistische Leistung“ ausgezeichnet wurde. Über den neuen Film schreibt Nikolaus von Festenberg im Tagesspiegel:

„Angesichts des furiosen Bilderballetts zwischen den Guten und den Schuften könnte man leicht vergessen, dass die Wirklichkeit jenseits des Bildschirms weniger spektakulär, aber viel schlimmer ist. Jährlich sterben eine Million Menschen an den Folgen der Einnahme gefälschter Medikamente. Das weltweite Geschäft, das Pharmafirmen, Banken und Behörden mit unkontrollierten Pillen machen, geht in die Milliarden. Natürlich darf Fernsehen auf einen solchen Skandal ohne aktuellen Anlass hinweisen und ihn durch fiktives Spiel popularisieren. Aber es muss nicht immer auf das ganz große Welttheater unter wenigen Engeln und vielen Teufeln hinauslaufen. Das führt zu einer medialen Lähmung.“

Ulla Hanselmann schreibt in der Stuttgarter Zeitung:

„‚Gift‘ (will) einfach zuviel auf einmal sein: aufdeckender Wirtschaftsthriller, Familiendrama und dazu auch noch Gesellschaftsporträt, denn mit seinem preisgekrönten Kameramann Gernot Roll gibt sich Harrich sehr viel Mühe, erste und dritte Welt mit maximalem Kontrast gegeneinander zu schneiden.

Das sei aber „Jammern auf hohem Niveau“, fügt Hanselmann dann noch hinzu. Katharina Riehl greift den Film - in einer Rezension, die nicht auf der Medienseite der SZ steht, sondern im Ressort Wissen - am schärfsten an: 

„Bei aller gesellschaftlichen Relevanz der Recherche: Als Spielfilm ist ‚Gift‘ schlimmes Seifenoper-TV. Der gewünschte Lerneffekt wird durch große Emotionen verstärkt (weinende Kinder, sterbende Mütter). Harrichs wertvolle Erkenntnisse hätten wohl auch eine weniger schematische Darstellung vertragen. Jede Figur ist hier so grob geschnitzt, dass man dem Filmemacher zugutehalten muss, dass er einen so prominenten Cast für sich gewinnen konnte; Heiner Lauterbach ist schon zum dritten Mal bei Harrich dabei.“

Das wirft natürlich die Frage auf, ob Heiner Lauterbach oder auch Maria Furtwängler, die hier eine „Pharm fatal“ (von Festenberg, wer sonst) gibt, jemals eine Rolle abgelehnt haben, weil die Figur zu grob geschnitzt war. Im Fall von Lauterbachs Rolle könnte man sogar noch fragen, ob sie nicht auch deshalb grob geschnitzt wirkt, weil seine schauspielerischen Fähigkeiten limitiert sind.

Angesichts der Bedeutung des Themas, angesichts also auch dessen, dass „wir“, was Arzneimittelsicherheit angeht, „schrecklich unterinformiert sind“, wie Julia Koschitz, einer der weiteren hier mitwirkenden Stars, vor einigen Wochen auf der Pressekonferenz zum Film sagte, tendiere ich allerdings dazu, die nicht wenigen filmischen Schwächen von „Gift“ für verschmerzbar zu halten. Die Qualität des Spielfilms gut auf den Punkt bringt Joachim Müller-Jung, der Leiter des FAZ-Ressorts und Wissenschaft, auf der Medienseite seiner Zeitung (derzeit nicht frei online):

„Wenn man Harrichs Film ansieht und erkennt, wie in dem schmutzigen Geschäft von Investoren, Banken, Händlern und Produzenten getrickst und gemauschelt wird, müsste man sich nicht wundern, wenn die Behörden als mutmaßlich schwächstes Glied einknicken. Denn natürlich haben auch sie kein Interesse, eine Hysterie auszulösen. Aber es ist eben entscheidend, was Harrich insbesondere mit seinen in Indien gefilmten eindringlichen Bildern klarmacht: Der milliardenschwere Betrug auf Kosten armer, wehrloser Kranker ist keine Horrorstory aus den Slums. Die Mittel erreichen über nahezu unkontrollierbare Kanäle auch die vermeintlich qualitätsgesicherten westlichen Märkte.“

[+++] Wenn man sich die gesamten Recherchen anschaut, die die ARD derzeit in Sachen Medikamentenproduktion und ihre Folgen anstellen - siehe neben „Gift“ etwa diese Reportage aus der Reihe „Die Story im Ersten“ und dieses Radiofeature -, kommt einem der Begriff „Public Value“ in den Sinn. Zumindest lässt sich mithilfe dieses Begriffs gut überleiten zu einem Interview, das Harald Fidler für den Standard mit dem Wiener Medienwissenschaftler Andy Kaltenbrunnner geführt hat. Dieser sagt:

„Die Öffentlich-Rechtlichen haben weltweit ein Wunderwort kreiert, das ihre Existenz schnell rechtfertigen soll. Es heißt ‚Public Value‘. Die Allgemeinheit finanziert diesen Wert, weil der freie Medienmarkt manches nicht ausreichend herstellt, was gesellschaftlich wünschenswert scheint. Ob Public Value in Radio und TV wirklich vorliegt, muss dann stetig evaluiert und diskutiert werden: von Politik, von Forschung, in vielerlei Formen und Formaten vom Publikum. Als Rundfunkmanager würde ich vor allem auf heftigen, oft auch schmerzhaften, weithin sicht- und hörbaren Diskurs mit dem Publikum setzen und weniger auf Schutz durch die medienpolitischen Schrebergärtner der Parteien.“

Wer über das Thema Zukunft und Gegenwart der Öffentlich-Rechtlichen nicht immer nur aus einer deutschen Perspektive nachdenken will, findet in dem Interview allerlei Stoff. Unter anderem geht es darum, dass „die Frage, wie viel öffentlichen Rundfunk eine Gesellschaft braucht“ in der Schweiz „häufig auf höherem Niveau als in Österreich“ diskutiert wird, darüber hinaus um Entwicklungen in Spanien und Belgien. Hervorgehoben sei noch folgende, von Kaltenbrunner als „salopp“ bezeichnete Formulierung: 

„Ein bisserl mehr Public Broadcast nach europäischem Verständnis hätte den USA und ihren Wählern im vergangenen Jahr wohl nicht geschadet.“

[+++] Debattenfutter anderer Art liefert Thomas Thiel auf der Aufmacherseite des FAZ-Feuilletons, wo er unter anderem nachträglich eine Lanze bricht für „die Medienprofessorin Petra Grimm, die auf dem Evangelischen Kirchentag 2015 ein gebührenfinanziertes soziales Netzwerk forderte“, was ihr unverdientermaßen einen „Lacherfolg“ bescherte. Die These von Thiels Beitrag lautet gemäß der Überschrift:

„Es war ein Fehler, das Netz den Privaten zu überlassen.“ 

Konkreter gesagt: Es war ein Fehler, „den öffentlichen Raum im Internet ganz der Privatwirtschaft zu überlassen“. Thiel argumentiert folgendermaßen: 

„Den Staat in diesem schnelllebigen Sektor unternehmerisch nicht als erste Wahl zu betrachten, darf umgekehrt nicht dazu führen, staatliche Förderung alternativer Geschäftsmodelle zu verwerfen und dem freien Spiel der Kräfte zu überlassen, was als Kollektivgut oder kritische Infrastruktur eigentlich besonderen Schutz verdient (…) Dass staatlich geförderte Modelle routinemäßig belächelt werden, liegt auch daran, dass man den heutigen Monopolisten Bedingungen geschaffen hat, die Bewerbern mit strengeren Schutzvorschriften den Marktzugang erschweren. Gern wird vergessen, dass das amerikanische Internet ohne massive öffentliche Subventionierung vermutlich nie entstanden wäre und dass sich die staatliche Förderung in Deutschland auch heute noch mehr als bescheiden ausnimmt.“

[+++] Gerade mal wieder Alexander Kluge gesehen, am Sonntag bei ttt war’s, in einer Sonderausgabe zur gerade eröffneten Kunstbiennale in Venedig, und der Beitrag ist eigentlich in Ordnung, doch dann kommt plötzlich einer dieser Sätze, die einem die Kulturberichterstattung im Fernsehen so oft vergällen:

„Auch mit 85 Jahren ist Kluge immer noch der neugierigste deutsche Künstler.“

Eine Bitte an alle zuständigen Redakteure: Unterbindet doch künftig solche albernen Superlative bzw. nötigt eure Autoren nicht dazu, sie zu verwenden.

In der neuen Ausgabe des Philosophie Magazins, das am Donnerstag an den Kiosk kommt, findet sich ein Gespräch mit Kluge. Philipp Felsch hat es geführt:

„Wir befinden uns in einer historischen Situation, in der sich zwischen alten Institutionen und neuen Medien eine Kluft auftut. Zeitungen, Parteien, Gerichte oder Universitäten befinden sich in einer Krise, die viel damit zu tun hat, dass sie dem Angriff der neuen Medien ausgesetzt sind (…) Müssen wir heute auf der Seite der alten Institutionen stehen?“

„Die alten Institutionen sind heute tatsächlich durch die neuen Medien bedroht. Bedroht waren sie aber immer. Unsere Aufgabe besteht darin, sie in etwas Neues zu übersetzen. Das Bedürfnis, in einer Zeitung zu lesen, kann ich nicht wiederherstellen, wenn das, was ich lese, schon am Vorabend im Netz und im Fernsehen bekannt war. (…) Aber das Bedürfnis, mit Ihnen dieses Gespräch zu führen, entspricht dem, was das Briefeschreiben im 18. Jahrhundert, zur Zeit Voltaires, ausgemacht hat, nämlich eine freundliche, außerhalb der Tagesrealität liegende Kommunikation zu unterhalten. Als Bedürfnis ist das heute noch genauso lebendig wie damals. Und deswegen muss man nur suchen, wo der Seitenweg ist. Ist die Autobahn zersprengt, schaue ich, wo die nächsten Waldwege sind.“ 

Mögen die großen und kleinen Strategen der Medienbranche diesen blumigen, wenn - von wegen Wald - nicht gar baumigen Vorschlag zu interpretieren wissen!

Ein kleiner Makel des Interviews sei aber nicht verschwiegen. Der erste Satz des Vorspanns lautet:

„Alexander Kluge ist die Trümmerfrau der Philosophie.“

[+++] Um das Aufmacherthema des gestrigen Altpapiers, den Start von Spiegel Daily, weiterzuführen: Die ersten Schnellbetrachtungen bzw. Rezensionen der am Dienstag um 17 Uhr erstmals erschienen Online-Abendzeitung, gibt es natürlich schon. Positiv gestimmt sind Jens Twiehaus (turi2) und auch Marvin Schade (meedia.de). Letzterer hebt unter anderem „die Reanimation des Spiegel Blogs“ hervor:

„Zuletzt war die Plattform, mit der die Redaktion des Magazins ursprünglich mal regelmäßig im Sinne der Transparenz Debatten – beispielsweise über Titel – kommentieren oder Entscheidungen erklären wollte, ins Koma gefallen. Daily bringt das Format als ‚Spiegel intern‘ zurück.“

Sehr skeptisch ist dagegen, wenig überraschenderweise, Christian Jakubetz. Er schreibt in seinem Blog:

„Spiegel Daily ist auf den schnellen Konsum am Smartphone ausgelegt. Das kann man schon so machen, wenn man ein Angebot für die Generation Smartphone machen will. Aber all das was eine „Tageszeitung“ ausmachen würde und was die Redaktion selbst auch verspricht (nämlich ein tägliches Innehalten im digitalen Newsstream) findet dort eher nicht statt. Im Gegenteil: Fast überall verspricht „Spiegel Daily“ Lesezeiten von einer, zwei oder drei Minuten. Wobei man sich ohnehin fragt, was diese Unsitte soll: Haltet ihr uns jetzt schon für so bescheuert, dass wir Artikel nur noch dann lesen, wenn sie uns eine nicht zu lange Beschäftigung suggerieren?“


Altpapierkorb

+++ Zum ersten Mal in diesem Altpapier ein Thema, zuletzt im gestrigen, nun auch heute wieder und angesichts der wahnwitzigen finanziellen Dimensionen des Falls bestimmt auch künftig noch sehr oft: die Kriminalgeschichte rund um um das von öffentlich-rechtlichen Sendern unterhaltene Münchener Institut für Rundfunktechnik (IRT) und einen betrügerischen Juristen. „Wie viel „Mit­schuld“ das Institut selbst „am Mil­lio­nen-Be­trug“ trage, fragt heute die FAZ (nicht frei online)

+++ Seinen Job beim „Neo Magazin Royale“ ist Hans Meiser los. Das berichtet Die Welt. Damit reagiert die Produktionsfirma der Sendung auf aktuelle Vice-Recherchen, die ergeben hatten, dass sich der frühere RTL-Journalist auch bei einer verschwörungstheoretischen Plattform verdingt. Andererseits: Das Neue Deutschland hatte schon im März darüber berichtet.

+++ Dass der Bundesgerichtshof entschieden hat, „dass Webseitenbetreiber, deren Seiten von Cyberattacken bedroht sind, im Einzelfall die IP-Adressen sämtlicher Besucher speichern dürfen“, hält Timo Conraths aus der ARD-Rechtsredaktion für „zeitgemäß“ (tagesschau.de). Geklagt hatte Patrick Breyer von der Piratenpartei. Der bemängelt diverse mediale „Fehlinterpretationen“ des Urteils.

+++ Weiteres zum Thema Angriffe gegen Journalisten in Mexiko (siehe Altpapierkorb gestern): Javier Valdez „ist der sechste Medienmacher, der seit Januar in dem Land ermordet wurde“, mit ihm „verlor einer der besten Kenner des Drogenterrors unter den mexikanischen Journalisten sein Leben“. Das berichtet das DLF-Magazin „@mediasres“.

+++ Champions League bald nicht mehr im ZDF, sondern nur noch im Pay-TV (siehe Altpapier von Dienstag)? „Die Anzeichen mehren sich, dass die Mainzer diesmal nicht mehr zum Zuge kommen“, meint die SZ. Michael Hanfeld (FAZ) befasst sich auch mit der Sache.

+++ „Erst war er der Held des kleinen Milieus der sich als progressiv verstehenden Fußballanhänger, irgendwann galt er in der ganzen Branche und Fußballgesellschaft mehrheitlich als bester Kommentator“ - Ulrich Fuchs und Peter Unfried porträtieren für die taz Marcel Reif, der zwar im Rentenalter ist, aber trotzdem als „Fußballexperte bei einem Schweizer Bezahlsender“ arbeitet.

+++ Dass eine Fake-News-Postille dabei sein durfte, als Ursula von der Leyen „im Baltikum den Truppenstützpunkten der Bundeswehr einen Besuch abstattete“, ist Übermedien aufgefallen. 

+++ Geo Epoche lesen! Das rät Oliver Gehrs, ebenfalls bei Übermedien, der dort ab dieser Woche eine Kolumne (€) „über alles Gedruckte“ schreibt: „Ich empfehle zum Einstieg die Hefte über den Islam und Israel, zwei Themen, die uns auch in den nächsten Jahren garantiert nicht verlassen werden. Meine Rechnung geht so: Drei spannende Stunden, die einen in den nächsten Jahren nicht ganz so begriffsstutzig wirken lassen, wenn es mal wieder um den Kampf von Sunniten gegen Schiiten geht oder um die Besetzung des Westjordanlands. Kein schlechter Deal.“ Von anderen Heften aus der Geo-„Familie“ rät Gehrs allerdings ausdrücklich ab.

+++ „Zur Geschichte von Benno Ohnesorg und der Studentenrevolte gibt es bereits unzählige Filme. Viele von ihnen haben einen ähnlichen Duktus.“ Die vom HR für Arte produzierte Dokumentation „Benno Ohnesorg - Sein Tod und unser Leben“ könne dennoch „einige neue Akzente setzen“, schreibt Manfred Riepe in der Medienkorrespondenz. Anlässlich des 50. Jahrestages der Ermordung Ohnesorgs in diesem Jahr folgt nach der gestern erstmals ausgestrahlten Arte-Dokumentation in zehn Tagen auch noch eine RBB-Produktion für die ARD-Reihe „Geschichte im Ersten“. Zwei der drei Autoren jenes Films haben auch ein am 24. Mai im Kulturradio des RBB zu hörendes Feature verfasst.

+++ Was aus dem gestern linear ausgestrahlten Fernsehprogramm heute außerdem wert ist, in der Mediathek angeschaut zu werden: die „Re:“-Reportage „#FreeDeniz - Ilkay Yücel kämpft für ihren Bruder Deniz“ bei arte.

+++ Eine Dokumentarfilmempfehlung für heute: Jean Bouès im WDR Fernsehen zu sehender Film „Heimat Fußball – Refugee 11“, für die der Regisseur eine Saison lange die vierte Mannschaft des 1. SC Germania Erftstadt-Lechtenich begleitet hat. Fritz Wolf (wolfsiehtfern.de) schreibt: „Zwischen (den) Polen Alltag, Fußball und Lernen sind die Geschichten des Films ausgespannt. Die Saison auf dem Platz liefert auch die Dramaturgie, zwischen den Spielen entfalten sich kleine Binnengeschichten.“ 

+++ „Macron - Hinter den Kulissen des Sieges“, heute bei Spiegel TV Geschichte, also nur für Sky-Abonnenten, zu sehen, „entwickelt eine Spannung, wie sie manchen Politserien eigen ist“, meint Claudia Tieschky (SZ).

+++ Um die Dokumentation "Tod einer Polizistin - Das kurze Leben der Michèle Kiesewetter“, am 24. April im Ersten erstmals gesendet, gibt es eine heftige Auseinandersetzung zwischen Wolfgang Drexler, dem sozialdemokratischen Vorsitzenden des NSU-Untersuchungsausschusses in Baden-Württemberg, und den Filmemachern Clemens und Katja Riha. epd medien geht ein auf den Streit um den Film, den das SWR Fernsehen heute noch einmal zeigt.

+++ Heute (und morgen) im Radio, und zwar bei WDR 3: die zweiteilige Produktion „Horchposten 1941“, die, wie Angela di Ciriaco-Sussdorff (Medienkorrespondenz) findet, auf preiswürdige Weise die Blockade Leningrads 1941 durch die deutsche Wehrmacht aufarbeitet. Es handelt sich hier um „eine bis dato einmalige Zusammenarbeit“ des Deutschlandfunks mit dem WDR und Radio Echo Moskau. Letzterer weist übrigens, um am Ende noch mal einen medienpolitischen Schlenker zu machen, die Besonderheit auf, relativ staatsfern zu sein, obwohl zwei Drittel der staatlich kontrollierten Gazprom-Media Holding gehören.

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.

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