Ökumene, Seenotrettung, Missbrauch

Seenotrettung durch Rettungsschiff
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Ob Missbrauch, Finanzen oder Seenotrettung - viele Themen aus der zurückliegenden Ratsperiode bleiben aktuell. Am Dienstag, 9. November, wählt die EKD-Synode in Bremen ihr neues Gremium.
Das beschäftigt die Synode 2021
Ökumene, Seenotrettung, Missbrauch
Die evangelische Kirche hat in den vergangenen sechs Jahren viele Debatten geführt - über Migration, das Reformationsjubiläum, Missbrauch, Digitalisierung und die finanziellen Weichenstellungen für die Zukunft. Vieles davon bleibt weiter wichtig.

Eine Ratsperiode endet, die nächste beginnt - doch manche Themen sind ein Dauerbrenner: Die evangelische Kirche wählt auf der Tagung ihres Kirchenparlaments im November einen neuen Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das 15-köpfige Gremium präsentiert die Kirche nach außen. Doch egal ob Missbrauch, Finanzen oder Seenotrettung - viele Themen aus der zurückliegenden Ratsperiode bleiben aktuell.

Reformationsjubiläum, Ökumene, Antisemitismus

Es war das Großprojekt der zurückliegenden Ratsperiode: Die Feier des 500. Jahrestages von Martin Luthers (1483-1546) Thesenanschlag 1517 in Wittenberg. Vom Jubiläum gingen viele Impulse aus. Das Verhältnis zur katholischen Kirche wurde gestärkt. Kleine Fortschritte gab es unter anderem auch in der für viele Christen wichtigen Frage der gegenseitigen Gastfreundschaft beim Abendmahl. Was theologisch noch nicht restlos geklärt ist, ist an der Kirchenbasis - egal ob katholisch oder evangelisch - längst Usus. Der Ökumenische Kirchentag 2021 machte das sichtbar: Katholische Christen laden evangelische Christen an den Tisch des Herrn ein und umgekehrt. Bedeutend auch die Abkehr von der Judenmission und Luthers Antijudaismus. Das brachte die evangelische Kirche der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland näher und stärkte das Zeugnis der Kirche gegen Judenhass.

Migration und Seenotrettung

Vor sechs Jahren machte sich der nun scheidende Rat an die Arbeit, mitten in der Debatte über eine geordnete Zuwanderung und die Fluchtbewegungen im Zuge des Syrienkriegs. Egal ob es um den Familiennachzug für Geflüchtete, Kirchenasyl oder später die zivile Seenotrettung ging - die evangelische Kirche stellte sich an die Seite der Geflüchteten. Der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm setzte sich häufig auch persönlich beim ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) oder bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für faire Regelungen für Asylbewerber ein. Das Engagement für die zivile Seenotrettung mit einem eigenen Rettungsschiff im Mittelmeer war sein höchst persönliches Anliegen.

Missbrauch

2018 hat die Synode einen 11-Punkte-Plan zur Bekämpfung von sexualisierter Gewalt in der Kirche beschlossen. Mittlerweile ist vieles davon auf den Weg gebracht, darunter wissenschaftliche Studien zu spezifischen evangelischen Risikofaktoren für Missbrauch. Der größte Knackpunkt ist derzeit die Beteiligung von Betroffenen an der kirchlichen Aufarbeitung. Ein 2020 gegründeter Betroffenenbeirat wurde im Mai durch den Rat wieder ausgesetzt. Seither ist unklar, wie es mit der Beteiligung weitergeht. Auch steht noch eine Vereinbarung mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, aus, die ursprünglich schon im Sommer fertig sein sollte.

"Kirche der Zukunft" und Sparpläne

Die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt seit Jahren kontinuierlich, zuletzt zählten die EKD und ihre Gliedkirchen 20, 2 Millionen Mitglieder, im Jahr 2020 nahm sie 5,6 Milliarden Euro Kirchensteuer ein. Eine Prognose Freiburger Finanzwissenschaftler im Auftrag der evangelischen und katholischen Kirche ergab, dass sich die Zahl der Mitglieder bis 2060 halbieren könnte. Damit einher geht auch eine Halbierung der finanziellen Ressourcen. Deswegen hat die evangelische Kirche unter dem Titel „Kirche der Zukunft“ ein Reformprogramm aufgelegt. Bis 2030 sollen 17,5 Millionen Euro im Haushalt eingespart werden.

Digitalisierung

Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung in der Kirche Auftrieb verliehen. An vielen Orten wurden digitale Gottesdienste gefeiert. Einer Studie zufolge, die Ende September veröffentlich wurde, haben sich digitale Gottesdienste im Gemeindealltag etabliert. Die evangelische Kirche investiert zudem in digitale Innovationen. Im EKD-Kirchenamt wurde eine Stabsstelle geschaffen. Das Kirchenparlament beschloss 2018 ein digitales Maßnahmenpaket, darunter ein Fonds in Höhe von einer Million Euro für digitale Innovationen.