Durch das diesjährige Stadtfest am ersten August-Wochenende und den aktuell laufenden Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter sei die Tat des vergangenen Jahres "wieder recht präsent" geworden, sagte Werner. Manche Solinger müssten sich überwinden, zu dem Gedenken zu gehen, vermutet die Theologin. In der öffentlichen Wahrnehmung habe der Fronhof, auf dem der islamistische Anschlag verübt wurde, "aber nichts Bedrohliches mehr".
Das Gedenken an die Opfer biete den Menschen gleichwohl die Gelegenheit, über das Geschehen zu sprechen und sich darüber auszutauschen, sagte Werner, die seit 2013 an der Spitze der evangelischen Kirche in Solingen steht.
Auch wenn es keinen "idealtypischen Umgang mit dem Vorfall" gebe, könnten die überlebenden Opfer und Angehörigen beim Gedenken am Samstag "ihre Befangenheit und Betroffenheit" zum Ausdruck bringen. Solche Erinnerungen und Gefühle seien wichtig und sollten "weder verdrängt noch übermäßig dramatisiert" werden. Werner war in der Tatnacht selbst als Notfallseelsorgerin im Einsatz und hat Betroffene betreut.
Beim "Festival der Vielfalt" am 23. August 2024 hatte ein als Asylbewerber nach Deutschland gekommener Syrer mit einem Messer drei Menschen getötet und mehrere verletzt. Der heute 27-jährigen Beschuldigten muss sich derzeit vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten, das Urteil wird für September erwartet. Die Anklage lautet auf dreifachen Mord, zehnfachen versuchten Mord sowie Mitgliedschaft in der Terrororganisation IS.
An diesem Samstag erinnern die Stadt und der Kirchenkreis am Tatort an die Opfer des Verbrechens. Erwartet werden auch Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und weitere Vertreter der Landesregierung. Um 21.37 Uhr, der Uhrzeit des Anschlags, gibt es eine Gedenkminute.