Die Fragen des Allgemeinwohls seien Fragen der Nächstenliebe und damit Handlungsfeld von Kirche, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin verbreiteten Erklärung. Die Akademieleitungen sehen "die Gefahr, dass sich Kirche zunehmend mit sich selbst befasst".
Kirche sei aber nicht für die Kirche da, vielmehr sei ihr Wirkungsfeld die Gesellschaft, schreiben die Chefs der evangelischen Akademien in Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und der Nordkirche. In einer "Zeit der emotionalen Verhärtung und Frontenbildung könnten Kirchen Orte sein, in denen auf Augenhöhe kontrovers gesprochen werde, ohne die gesellschaftliche Polarisierung voranzutreiben".
"Keine Demokratie ohne Debatte. Die Kirchen im Osten haben am Ende der DDR zur Demokratisierung beigetragen. Heute gilt es, die Demokratie zu erhalten", sagt Sebastian Kranich, Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen. "Als Teil der Zivilgesellschaft sind die Kirchen vor Ort auf vielfältige Weise mit Vereinen und Initiativen vernetzt. Darin liegen ihre Aufgabe und ihre Chance."
Der Direktor der Evangelischen Akademie der Nordkirche Henning Theißen sagte: "Offensein ist eine Haltungsfrage. Doch das heißt nicht Beliebigkeit. Der Kern christlicher Ethik ist Nächstenliebe. An diesem Kern wird Kirche sich immer orientieren. Menschenhass und Fremdenfeindlichkeit sind unchristlich. Sowohl im öffentlichen als auch im politischen Raum."
Der Kirche Kern ist Nächstenliebe
Gleichzeitig solle die Kirche sich "mutig zu den Quellen von Gemeinschaft und innerem Zusammenhalt bekennen, aus denen sie schöpfe". Ein solcher Ort der Debatte seien auch die evangelischen Akademien. Weiter hieß es: "Im Spannungsfeld zwischen Offenheit und Bekenntnis gilt es, die Ressourcen zu nutzen, die Kirche ausmachen." Dafür brauche es mehr Selbstbewusstsein.
Unterzeichnet haben den Aufruf der Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen, Stephan Bickhardt, der Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen, Sebastian Kranich, Friederike Krippner als Direktorin der Evangelischen Akademie zu Berlin sowie Direktor Christoph Maier von der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt und der Direktor der Evangelischen Akademie der Nordkirche, Henning Theißen.