Seid zuversichtlich!

Kommentar
Illustration: evangelisch.de/Simone Sass
Seid zuversichtlich!
Der Terror ist da und wir sind mittendrin. evangelisch.de-Redakteur Markus Bechtold kommentiert die Gefahrenlage und was jeder Einzelne von uns unternehmen kann. Künftig und jetzt.

Wir haben unser Verhalten längst verändert. So zerplatzten neulich in einer Frankfurter U-Bahnstation Luftballons in der Oberleitung. Eigentlich nicht weiter schlimm. Doch viele Menschen rannten panisch raus ins Freie. Bei "Rock am Ring" in der Eifel wurden vor kurzem die Auftritte eines Abends wegen "terroristischer Gefährdungslage" abgesagt, rund 85.000 Besucher mussten das Gelände verlassen. Erst Abbruch, dann Stillstand. Gott sei Dank verlief alles friedlich. Am nächsten Tag ging das Festival am Nürburgring wie gewohnt ausgelassen weiter.

Und im italienischen Turin hatte sich kürzlich während des Champions-League-Finale beim Public Viewing in der Innenstadt eine Massenpanik ereignet, vermutlich wegen Böllern, die in die Menge geworfen wurden. Über 1.500 Menschen verletzten sich, eine 38-jährige Frau ist an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.

Das nervöse Zucken unserer Gesellschaft ist mittlerweile in jedem Winkel spürbar. Nach den Anschlägen in Berlin, Manchester, London und Paris hat sich in uns eine Unruhe breitgemacht. Das ist der eigentliche Terror. Und so funktioniert Terror, indem er uns nicht mehr los lässt. Kann die Antwort darauf sein, Freiheit aufzugeben? Nein!

Wir alle müssen deutlich für die Freiheit eintreten: Gläubige wie Atheisten, quer durch die Gesellschaft, über alle politischen Lager und gesprächsbereiten Weltanschauungen hinweg. Wichtig ist, dass jeder bewusst für sich entscheidet, wie er leben will. Aber hin zum repressiven Staat, der Sicherheit verspricht und Freiheitsrechte des Einzelnen einschränkt? Das ist der falsche Weg.

Dann lieber auf die Straße gehen, Gesicht zeigen und sich für freiheitliche Grundrechte einsetzen, etwa beim muslimischen Friedensmarsch "Nicht mit uns - Muslime und Freunde gegen Gewalt und Terror" vergangenen Samstag in Köln, der allerdings hinter den Erwartungen vieler zurückblieb, oder beim geplanten "Friedensmarsch für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft" am kommenden Freitag, 23. Juni, in Berlin, Hamburg oder Stuttgart.

Dabei ist es nicht nur an den in Deutschland lebenden Muslimen, sich öffentlich zur freiheitlichen Grundordnung unser Gesellschaft zu bekennen. Denn die Attentäter sind keine Repräsentanten des Islam. Ihre Anstifter missbrauchen die Labilen für ihre Zwecke. Dagegen müssen wir die Stabilen sein, muslimisch wie christlich, in allen Kirchen und Moscheen, Schulen und Elternhäusern. Das ist die Aufgabe jedes Einzelnen von uns. Jetzt und künftig.

Die Freiheit einer offenen Gesellschaft ist es, von der wir alle profitieren. Wir haben nur die eine. Würde ich das noch immer so ausdrücklich sagen, wenn sich gleich morgen der nächste Anschlag ereignet? Ich weiß es nicht. Aber ich möchte in keiner Gesellschaft leben, in der man nicht mehr sagen kann: Seid zuversichtlich!