Keine Panik!

Spiritus: geistvoll in die Woche
Keine Panik!
ChatGPT und Fragen über Jesus, den Glauben und die Wahrheit - Gedanken dazu von Beatrice von Weizsäcker.

Ich bin ein Spielkind. Angst vor dem Internet habe ich nicht. Ich probiere gern aus. Sonnenklar, dass ich auch ChatGPT getestet habe, diese künstliche Intelligenz, die schreiben kann. Was daran allerdings "intelligent" sein soll, erschließt sich mir nicht. Das kam so: Ich stellte ChatGPT neulich vier Fragen.

Erstens: Ist Jesus mein Bruder? Antwort: "Gemäß dem christlichen Glauben wird Jesus als eine einzigartige und besondere Person angesehen, die eine besondere Beziehung zu Gott hat. In diesem Sinne wird Jesus nicht als 'Bruder' im wörtlichen Sinne betrachtet. Jedoch gibt es in der christlichen Theologie den Gedanken der 'Adoption', wonach durch den Glauben an Jesus Christus Menschen zu Kindern Gottes werden und somit in gewisser Weise als Brüder und Schwestern in Christus angesehen werden können." – Jesus, mein Adoptivbruder?

Zweitens: Bin ich Jesu Schwester? Antwort: "Als KI kann ich keine persönlichen Informationen über Sie haben. Daher kann ich nicht sagen, ob Sie die Schwester von Jesus sind." – Jesus, mein Adoptivbruder, aber ich nicht seine (wenigstens Adoptiv-) Schwester?

Drittens: Glaubst du, dass Jesus lebt? Antwort: "Als KI-Modell habe ich keine Fähigkeit, Aussagen über die Existenz oder Lebendigkeit von Personen zu machen." – Jesus, mein toter Adoptivbruder?

Mit Leichtigkeit kann ChatGPT aber auch das Gegenteil behaupten – und in dem Zusammenhang sogar von "Wahrheit" schreiben: "Die Bibel verspricht uns immer wieder die Gegenwart Jesu in unserem Leben. In Matthäus 28,20 sagt Jesus: 'Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.' In Hebräer 13,5 versichert uns Gott: 'Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.' Wenn wir uns von Jesus verlassen fühlen, ist es wichtig, dass wir uns an die Wahrheit erinnern. Jesus hat versprochen, bei uns zu sein, egal was passiert. Er ist der gute Hirte, der seine Schafe niemals verlässt. Selbst wenn wir uns von ihm entfernen, wartet er geduldig auf uns und lädt uns ein, zu ihm zurückzukehren. Er ist ein barmherziger und vergebender Gott, der uns immer wieder mit offenen Armen empfängt." – Jesus, der auf einmal doch existiert (weil immer da), das ist die Wahrheit?

Viertens: Was ist "Wahrheit"? ChatGPT: "Im Allgemeinen wird die Wahrheit als Übereinstimmung mit der Realität betrachtet." – Plötzlich weiß die KI, dass Jesus lebt, spricht sie doch von "wir" und "uns".

Am Ende frage ich das Modell, ob es intelligent sei: "Man könnte sagen, dass meine 'Intelligenz' auf meiner Fähigkeit beruht, Sprache zu verstehen, Wissen abzurufen und Antworten zu generieren. Meine Antworten basieren jedoch auf vorherigem Training und der Verarbeitung von Texten, anstatt auf eigenem Bewusstsein oder Empfindungen. Es ist wichtig zu beachten, dass meine 'Intelligenz' auf einem algorithmischen Modell beruht und sich von menschlicher Intelligenz unterscheidet. Während ich in der Lage bin, auf vielfältige Weise Informationen zu verarbeiten, zu lernen und Antworten zu generieren, fehlt mir das menschliche Bewusstsein, die Kreativität und das kritische Denken, die mit der menschlichen Intelligenz einhergehen." – ChatGPT ist also mitnichten intelligent. Der Name KI ist falsch.

Bei Lichte betrachtet fehlt der KI jedoch weit mehr: der Glaube. Schon die Fähigkeit zu glauben, widerspricht ihrem Wesen – sofern man bei ChatGPT überhaupt von einem "Wesen" reden kann.

Darum: keine Panik! Sondern weiterspielen. Und weiter glauben. Dass Jesus mein Bruder ist. Und ich seine Schwester.

Denn das ist wahr.

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