USA: Auch Kirchen für Migranten nicht mehr sicher

US-Bundesbeamte eskortieren Festgenommene zu einem Transportbus
Eric Gay/AP/dpa
US-Bundesbeamte eskortieren festgenommene Männer zu einem Transportbus. Flüchtlinge in den USA sind zunehmender Verfolgung ausgesetzt
Politik gegen Flüchtlinge
USA: Auch Kirchen für Migranten nicht mehr sicher
Seit Wochen geht die amerikanische Behörde United States Immigration and Customs Enforcement (ICE) hart gegen Migranten vor. Für viele von ihnen bedeutet das, dass sie sich eigentlich gar nicht mehr frei bewegen können. Mittlerweile bieten selbst Kirchen keinen Schutz mehr.

Dass Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit noch mehr tun werde, um die Zahl der Einwanderer in den USA zu reduzieren, hat er im Wahlkampf sehr deutlich gemacht. Doch ein großer Teil der Bevölkerung steht nicht hinter diesen Entscheidungen. Insbesondere die Proteste in Los Angeles erhielten weltweite Aufmerksamkeit. Der Einsatz der Nationalgarde über den Kopf von Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien, hinweg, wurde besonders kritisiert.

Nachdem seit dem 6. Juni insbesondere in den kalifornischen Städten Los Angeles, Compton und Paramount Menschen gegen die Migrationspolitik der Regierung auf die Straße gegangen sind, hatte US-Präsident Donald Trump 2.000 Gardisten der Nationalgarde in die entsprechenden Regionen entsandt, um gegen die Demonstrierenden vorzugehen. Außerdem mobilisierte das Verteidigungsministerium 700 Soldaten der Marine-Infanterie United States Marine Corps. Dem vorausgegangen war ein großflächiger Einsatz im Fashion District von Los Angeles, in dem besonders viele Migranten arbeiten.

Schon im Wahlkampf hatte Trump angekündigt, dass er das Militär einsetzen würde, um Proteste "und den Feind aus dem Inneren" zu bekämpfen, auch wenn die Gouverneure nicht zustimmen. In der ersten Amtszeit hatte sein Team ihm diese Praxis noch ausgeredet.

"Für uns ein schwerer Sommer"

Bereits 2018 hatte die Organisation "Abolish ICE" Demonstrationen durchgeführt, um gegen die Praxis der Trump-Administration zu protestieren, dass eingewanderte Familien getrennt wurden. Die ersten Proteste in Los Angeles gab es dann im Februar 2025 nach dem Beginn der zweiten Amtszeit von Donald Trump.

Nachdem Trump die Präsidentschaftswahl 2024 gewonnen hatte, hat der Stadtrat von Los Angeles die Stadt zur "Sanctuary city" erklärt. Das bedeutet, dass die Stadt die Zusammenarbeit mit Bundesbehörden zur Durchsetzung der Migrationspolitik einschränkt oder vollständig ablehnt.

Der Erzbischof von Los Angeles, José H. Gomez, hat seitdem mehrfach Stellung bezogen und sich auf die Seite der Migranten gestellt. "Das war für uns ein schwerer Sommer, mit den Maßnahmen der Regierung, die sich gegen unsere Gemeinschaften von Einwanderern richteten", schrieb er in einer Erklärung, die den Titel "Los Angeles wieder zu einer Stadt des Willkommens machen" trägt.

Entmenschlichung von Flüchtlingen

Thomas Wenski, Erzbischof von Miami, äußerte sich ähnlich. Nachdem ihm und Priestern seines Bistums der Zutritt zum "Alligator Alcatraz" genannten Gefängnis, in dem vor allem Migranten untergebracht werden, die von ICE verhaftet wurden, verwehrt wurde, führte er eine Gruppe der Knights of Columbus, der größten Vereinigung katholischer Männer in den USA an, die vor dem Gefängnis den Rosenkranz beteten, um sich solidarisch mit den Insassen zu zeigen.

Die Gefängnisseelsorge hält der Erzbischof für besonders wichtig, da es "in diesem Zusammenhang fast so scheint, als ob versucht wird, die Insassen zu entmenschlichen". Das sagte der Erzbischof in einem Interview mit der Zeitung "The Florida Catholic". Er berichtete im Interview auch, dass er von den Priestern unterschiedliche Rückmeldungen zu den Auswirkungen der Maßnahmen auf die Migranten seines Bistums bekomme.

Einige Gemeindeglieder wären festgenommen worden, während andere nicht mehr zur Messe gehen, da sie Angst haben, dass sie vor oder in der Kirche festgenommen werden.

Bistümer leisten wichtige Unterstützung

Der Erzbischof zeigte sich in dem Gespräch, dass am 23. Juli geführt wurde, allerdings noch erleichtert, dass keine Kirchen in seinem Bistum gestürmt wurden. In seinem Bistum scheint es auch nach wie vor so zu sein. In Kalifornien aber wurden bereits mehrfach Migranten in der Nähe ihrer Kirchen festgenommen. Das war den Beamten von ICE unter Joe Biden noch verboten. Sie durften auch nicht in der Nähe von Schulen und anderen sensiblen Orten agieren. Präsident Donald Trump hat diese Regelung nach seinem erneuten Amtsantritt gekippt.

Deshalb sind insbesondere die beiden Erzbistümer Los Angeles und Miami in den Fokus geraten. Da die meisten Migranten, die aus Südamerika in die Vereinigten Staaten kommen, katholischen Glaubens sind, sind die Institutionen der katholischen Kirche für die Unterstützung der Migranten besonders wichtig. Ihre Abteilungen leisten seit Jahren wichtige Arbeit, um den Einwanderern in den USA einen besseren Start zu ermöglichen. Sie helfen zum Beispiel bei der Wohnungssuche oder unterstützen bei Gängen zu Behörden.

Auch in der Versorgung von Bedürftigen, von denen in diesen Regionen die meisten Migranten sind - zum Beispiel durch den Betrieb von Suppenküchen oder Programme zur Bekämpfung von Drogenabhängigkeiten - spielen die katholischen Bistümer eine besonders wichtige Rolle. Dadurch geraten sie aber auch schnell in den Fokus der Behörden wie ICE. Die Priester, die sich vor allem der Seelsorge an spanischsprachigen Gläubigen widmen, sorgen sich deshalb besonders um ihre Gläubigen.