Leitende Geistliche gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt

verhüllter Altarkreuz in der evangelischen Michaelskirche zu Karfreitag
© epd-bild/Gerhard Baeuerle
An Karfreitag stehen Leiden und Tod im Zentrum der christlichen Gottesdienste weltweit. Traditionell wird das Altarkreuz verhüllt, wie hier in der Michaelskirche in Ammerbuch-Entringen bei Tübingen.
Botschaft zu Karfreitag
Leitende Geistliche gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt
An Karfreitag stehen Leiden und Tod im Zentrum der christlichen Gottesdienste weltweit. Aus diesem Anlass erinnern leitende Geistliche an die Opfer von Unrecht und Zerstörung und machen Hoffnung auf ein Ende von Tod und Leid.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat zu Karfreitag an die Opfer von Krieg und Gewalt weltweit erinnert. Christen seien den Opfern von "Kriegstreibern und Politikzerstörern" verpflichtet, sagte sie in ihrer am Mittwoch in Hannover veröffentlichten Botschaft zu Karfreitag. An diesem Tag gedenken Christen in aller Welt des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz.

An den Karfreitag erinnerten Christen im Gottesdienst daran, dass Jesus unter den römischen Machthabern gelitten habe, gekreuzigt worden und gestorben sei. Im Mittelpunkt des christlichen Glaubens stehe ein Mensch, der unter dem römischen Statthalter Pontius Pilatus in Jerusalem gefoltert und hingerichtet wurde, sagte Kurschus. Jede Zeit habe ihren Pilatus, zumeist auch mehrere davon: "Angeblich geschieht die Gewalt nicht in ihrem Namen. Sie berufen sich auf Volkes Stimme oder auf Gottes Gesetz, auf die Ehre der Nation oder auf den Kurs der Börsen. Karfreitag demaskiert sie", betonte die westfälische Präses.

Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, sagte in ihrer Karfreitagsbotschaft, Jesus habe auf seinem Weg in den Tod vieles erlebt, was Menschen heute auch erlebten: "Verrat von Freunden, Hate Speech, Todesangst, Willkür, Folter, einen gewaltsamen Tod", sagte Hofmann. Die Erinnerung an das Kreuz Christi löse Mitgefühl und Mitleid aus. Darum hälfen Christen im Zeichen des Kreuzes weltweit Menschen in Not. Das Kreuz stehe aber nicht allein für Leid, sondern für Hoffnung über den Tod hinaus, sagt sie im Blick auf das Osterfest.

Auch die badische evangelische Landesbischöfin Heike Springhart betonte die Hoffnungsbotschaft der biblischen Evangelien. "Unsere Hoffnung hat ihren Grund im Leben des Ostermorgens und ihren Realismus im Schmerz des Karfreitags", erklärte sie ihrer Botschaft zu Karfreitag und Ostern. Der gekreuzigte Christus stehe "an der Seite derer, für die eine Welt zusammenbricht, weil die Erde bebt und Häuser zerfallen, wie in der Türkei und in Syrien, weil der Krieg in der Ukraine tobt, weil Gewalt und Terror sich immer wieder Bahn brechen", schrieb Springhart. Er stehe auch an der Seite der Menschen, deren Hoffnungen auf Heilung, auf Beziehungen, auf Liebe und Vertrauen sich zerschlagen.

Latzel: Ohne Auferstehung wäre Glaube wirkungslos

Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm ermutigte die Christen in Russland zum Protest gegen den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Er rufe die "Schwestern und Brüder in der russischen Kirche" auf, diesen "illegalen und unmoralischen Angriffskrieg" der russischen Armee nicht länger hinzunehmen, sagte er in München und appellierte: "Wehrt euch dagegen! Lasst uns alle gemeinsam Wege heraus aus diesem Verderben für die ukrainische und die russische Nation finden!"

Der rheinische Präses Thorsten Latzel unterstrich die Bedeutung der Auferstehung Jesu für den christlichen Glauben. "Ohne die Auferstehung wäre der Glaube schlicht wirkungslos", erklärte er in Düsseldorf. Ohne die Auferstehung wäre Jesus nur "ein unschuldig Hingerichteter, ein weiteres bedauerliches Opfer der Machthaber in dieser Welt. Damals auf Golgatha wie heute in Butscha, Teheran, Idlib, Kabul".

Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx forderte politisch Verantwortliche auf, "Wege zu suchen und zu finden, diesen Krieg zu beenden". Es müsse erreicht werden, dass "nicht Tausende von Menschen weiter sterben, Hass über Generationen gesät wird und eine weltweite Aufrüstung stattfindet", die letztlich zulasten der Armen gehe, sagte Marx laut Manuskript in seiner Karfreitagspredigt.

Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, sagte in seiner Botschaft, der Glaube an die Auferstehung verwandele alles. Die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi ermutige auch heute dazu, zu hoffen und zuversichtlich zu handeln.

Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein nannte das bevorstehende Ostern ein Fest gegen Resignation und Ausweglosigkeit. "Eine Tür geht auf. Licht fällt durch den Türspalt, zunächst nur ein paar Strahlen, dann immer heller", erklärte er in seiner in Berlin verbreiteten Osterbotschaft. "Dunkel sehen wir genug: Die Klimakatastrophe, die spürbar wird auch in Deutschland, der Krieg mitten in Europa, Leiden und Sterben auch um uns herum", sagte er.