Kurschus: Gedenkakt für Corona-Opfer ein Moment des Innehaltens

Präses Kurschus zur staatlichen Gedenkfeier für Corona Opfer
©epd-bild/Bernd Tiggemann
Präses Kurschus wies in einer Online-Diskussion der EKD auf den Moment der Besinnung und des Trosts hin - die staatliche Gedenkfeier sei ein Akt des Innehaltens "angesichts des Geschehens, das ja weitergehe".
Kurschus: Gedenkakt für Corona-Opfer ein Moment des Innehaltens
Die für den kommenden Sonntag geplante staatliche Gedenkfeier für die Corona-Toten und der ökumenische Gottesdienst könnten zu einem Moment des Innehaltens in der Krise werden - und möglicherweise auch Trost spenden.

Die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, sieht in der staatlichen Gedenkfeier die Möglichkeit für ein Besinnen in der Pandemie. Für die Opfer der Pandemie sind am Sonntag ein ökumenischer Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sowie ein Gedenkakt mit Bundespräsident Steinmeier in Berlin geplant.

Kurschus sprach am Dienstagabend in einer Online-Diskussion der EKD mit der Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und dem Bevollmächtigten des EKD-Rates, Prälat Martin Dutzmann, über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Trauer um die Toten und die Frage, ob die Erfahrungen während der Pandemie sich auf die Art zu trauern und die Trauerrituale auswirken werden. Kurschus wies auf die unterschiedlichen Möglichkeiten und Wirkungen einer staatlichen Gedenkfeier und eines Gottesdienstes für die Toten der Pandemie hin. Sie sagte, die staatliche Gedenkfeier sei ein Akt des Innehaltens angesichts des Geschehens, das ja weitergehe. Sie diene der Verständigung der Gesellschaft über sich selbst in dieser schwierigen Zeit. Aber ein Staat könne nicht wirklich trösten.

Auch die Kirche könne dies nicht selbst, so Kurschus. Aber sie könne den Trost weitergeben, den sie empfange, so Kurschus. Die Kirche gehe mit ihrer Botschaft in die Öffentlichkeit, die bildlich gesprochen darin bestehe, "dass wir das Oberlicht offenhalten für eine Hoffnung, die über unsere eigenen Möglichkeiten hinausgeht", sagte Kurschus. Christen könnten der Toten gedenken in der Gewissheit, dass keiner der Menschen, die wegen der Corona-Regeln häufig einsam gestorben seien, von Gott vergessen sei. Dies könne möglicherweise auch den hinterbliebenen Angehörigen helfen.

Petra Pau (Linke) begrüßte den geplanten Gedenkakt. Sie sei zunächst einer solchen Veranstaltung gegenüber "sehr skeptisch" gewesen, als Bundespräsident Steinmeier sie im Sommer ins Gespräch gebracht habe. Inzwischen glaube sie aber, eine öffentliche staatliche Gedenkveranstaltung könne die Möglichkeit bieten, gemeinsam Kraft zu schöpfen und sich gegenseitig zu bestärken. Das Leid vieler Menschen werde anerkannt und gewürdigt, "ohne zu vergessen, dass wir immer noch in dieser schwierigen Situation sind", sagte Pau. Menschen die um Angehörige trauern und die beruflich mit dem häufig einsamen Sterben von Corona-Patienten konfrontiert seien, hätten ihr signalisiert, dass es gut sei, dass der Staat und die Kirchen diese Möglichkeit für ein öffentliches und gemeinsames Gedenken bieten wollen.

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind dem Robert Koch-Institut zufolge 79.088 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion registriert worden. Die Zahl der binnen 24 Stunden gemeldeten Neuinfektionen steigt weiter an und betrug am Mittwochmorgen mehr als 21.600. Außerdem wurden 342 neue Todesfälle gemeldet.