"Sport bereitet Schüler aufs Leben vor"

Jay Leon Raymond und Joshua Lewis trainieren an der Unicorn Academy im Evangelischen Schulzentrum Michelbach bei Schwaebisch
epd-bild/Marcus Mockler
Football fordert Einsatz, Fairness und Zusammenhalt – Werte, die über das Spielfeld hinaus wirken.
Sprung in die Zukunft
"Sport bereitet Schüler aufs Leben vor"
Jochen Schweitzer, Spitzen-Leichtathlet und Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands, wird neuer Rektor der evangelischen Realschule Ortenburg. Mit Tempo, Teamgeist und Tiefgang will er Schule und Sport neu denken – und dabei mehr bewegen als nur den Körper.

Schule und Sport gehen an der evangelischen Realschule Ortenburg eine Symbiose ein: Jochen Schweitzer, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, wird neuer Rektor der kirchlichen Schule. Er ist nicht nur begeisterter Leichtathlet. In seiner aktiven Zeit holte Schweitzer mehrere Meistertitel auf Landesebene und einen dritten Platz bei den deutschen Jugend-Meisterschaften. Der 42-jährige Realschullehrer ist derzeit noch als Konrektor an der erzbischöflichen Mädchenrealschule in Erding tätig, tritt sein neues Amt aber zum 1. August im niederbayerischen Ortenburg an. Schweitzer ist gebürtiger Oberpfälzer und studierte in Regensburg Deutsch und evangelische Religionslehre für das Lehramt an Realschulen.

epd: Herr Schweitzer, Sie läuten gerade eine neue Ära in der Evangelischen Realschule Ortenburg ein. Welches Profil wollen Sie mitbringen?

Jochen Schweitzer: Momentan bin ich noch Konrektor an einer der größten kirchlichen Schulen in Bayern mit 900 Schülerinnen, die rein monopädagogisch ausgerichtet ist. Diese Erdinger Schule ist die größte kirchliche Realschule in Bayern. Die Ortenburger Realschule ist kleiner, aber sehr gut aufgestellt und hat ein hoch motiviertes Kollegium. Gemeinsam werden wir versuchen, die Schule weiterzuentwickeln, damit sie auch künftig ein attraktiver Schulstandort in der Region bleibt. Das Leitmotiv der Schule lautet: "Evangelisch im Herzen, offen für alle". Das heißt, wir haben auch viele katholische Schülerinnen und Schüler an der Schule und solche ohne konfessionelle Bindung. Wir fördern religiöses und soziales Engagement, und wir sehen uns selbst als einen Teil der Schöpfung.

Sie sind nicht nur Lehrer für Deutsch und evangelische Religionslehre, sondern auch Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes. Wird Sport unter ihrer Ägide zu einem "Hauptfach"?

Schweitzer: Wir bieten in Ortenburg die drei Zweige Betriebswirtschaft, Französisch und Kunst an und wollen tatsächlich das Sportangebot im Wahlfachbereich ausbauen. Ich habe vor, den Leichtathletik-Kurs, den es ab dem nächsten Schuljahr bei uns an der Schule geben wird, selbst anzuleiten. Ich selbst war Sprinter, aber die Leichtathletik ist vielfältig, wie die Schüler auch. Es gibt schnelle Sprintläufer, solche mit Ausdauer oder diejenigen, die technisch versiert sind wie Stabhochspringer. Das heißt, es gibt verschiedene Schülertypen und die kann man auch im Sport wiederfinden. Beim Sport lerne ich Teamwork, Organisation, Selbstbeherrschung, Struktur, Sieg und Niederlage, alles Dinge, die man im weiteren Leben gut brauchen kann. Also: Sport bereitet einen aufs Leben vor. Deshalb hoffe ich, dass die Schülerinnen und Schüler die Wahlfächer Leichtathletik und Fußball zahlreich belegen werden.

Viele Schüler erleben unangekündigte Exen und das mündliche Ausfragen als stressig und belastend. Wie sehen Sie das mit dem Leistungsdruck?

Schweitzer: Grundsätzlich kann man sich der Notengebung nicht entziehen. Man hat aber schulrechtlich die Möglichkeit, viele unangekündigte kleine und große Leistungsnachweise, wie Exen und Schulaufgaben, durch feste Leistungsnachweise übers Jahr verteilt zu ersetzen. Das werden wir auch tun, so starr sind wir da nicht. Ich finde aber, dass der Leistungsgedanke zur Schule gehören muss, denn der wird auch später im Berufsleben erwartet. Schüler sollten allerdings gefordert, nicht überfordert werden. Dafür werden wir sorgen.