Bad Harzburg ist nicht groß – 22.000 Einwohner hat die Stadt am Nordrand des Harzes. Goslar ist nah – und damit auch der dortige große und weithin bekannte Weihnachtsmarkt. Trotzdem gibt es in Bad Harzburg seit langem einen kleinen "Wintermarkt". Der dauert zwar bis Epiphanias, hatte aber bisher wenig mit christlichen Inhalten zu tun. "Das muss ja aber nicht so bleiben", dachte sich Marianne Schirrmeister. Die freundliche Dame mit den begeistert blitzenden Augen ist seit 20 Jahren als leidenschaftliche Ehrenamtliche in ihrer evangelischen Kirchengemeinde aktiv und ist zudem zweite Vorsitzende des ökumenischen Kirchenladens "Kreuz und Quer" in Bad Harzburg. "Wir können doch einfach die Weihnachtsbotschaft dahin bringen, wo die Menschen sind!" Diesen Satz sagte sie unter anderem zu den Zuständigen der Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe der Stadt Bad Harzburg GmbH. Und im gleichen Atemzug schlug sie vor, im schönen Rosengarten, unweit des Wintermarkts, eine beleuchtete Weihnachtskrippe aus lebensgroßen, mit der Motorsäge geschnitzten Lärchenholzfiguren aufzustellen.
Außer Josef, Maria, dem Jesuskind, Hirte und Engel sollten auch ein Harzer Bergmann, eine Harzer Kiepenfrau und ein Wildschwein dort Platz finden. Marianne Schirrmeister rief den Künstler Alexander Frese an und beauftragte ihn. Im Rücken hatte sie bereits ein kleines Vorbereitungsteam aus dem Kirchenladen. Schnell waren die ersten 4.000 Euro für die Finanzierung da. Der Durchbruch in Sachen Geld aber kam, als die Bad Harzburg-Stiftung das Ganze zu ihrem "Leuchtturm-Projekt" machte und Spenden sammelte. Immerhin mussten Gesamtkosten von rund 17.000 Euro gestemmt werden.
Die nächste Hürde dann war die Sicherheitsabnahme. Bis heute weiß Frau Schirrmeister nicht, warum der Sachverständige die Krippenfiguren nach DIN-Norm 1176 prüfte: Die regelt eigentlich die Standards für Kinderspielplätze. Auf jeden Fall sollte die neue Krippe hinter einer Absperrung, sogenannten "Hamburger Gittern" verschwinden. Doch Marianne Schirrmeister ließ nicht locker, solange, bis sie den Bürgermeister davon überzeugt hatte, die Verantwortung zu übernehmen: Ein rotes Absperrband und ein "Betreten verboten!"-Schild reichten schließlich aus. Für dieses Jahr hat die rührige Initiatorin nun ein 90 Meter langes Geschenkband bedrucken lassen, mit der Weihnachtsgeschichte, bestehend aus Liedzitaten: "Man soll drumherumlaufen und eingeladen werden, sich mit dem Weihnachtsgeschehen zu beschäftigen und sich zu erinnern."
Eine Krippe alleine als Weihnachtsbotschaft reichte der Ideengeberin aber nicht aus: Warum nicht auch öffentliche Andachten halten, vor Ort, an der Krippe, wenigstens einmal in der Woche? Mit möglichst geringer Hürde für jedermann/-frau (deshalb der Titel, der mit dem Wort "Andacht" nur spielt: "AN der Krippe geDACHT"). Bereits in der Passionszeit lud sie die Kirchengemeinden beider Konfessionen aus der Region zu einem Vorbereitungstreffen ein, besuchte die Pfarrkonferenz. Gemeinsam wurde die Weihnachtsgeschichte gelesen und überlegt, welche verbindenden Elemente es geben könnte. Und bald standen sechs ganz unterschiedliche Andachten, immer freitags um 18 Uhr. Mit Erfolg: Über 300 Menschen seien am 21.Dezember 2017 da. Überhaupt waren es nie weniger als 100 Besucherinnen und Besucher. Die Weihnachtsbotschaft kommt jetzt an bei den Menschen in Bad Harzburg, in jeder Hinsicht.
Von Claudius Grigat, evangelisch.de-Redakteur.
Langen: "Gut missionarisch"Das hessische Städtchen Langen liegt auf einer alten Handelsroute zwischen Darmstadt und Frankfurt, wo sich der Main schon immer ganzjährig überqueren ließ. Dort, wo heute die neugotische, evangelische Stadtkirche aus rotem Sandstein steht, hat schon im 9. Jahrhundert eine Kapelle gestanden. Damals wie heute halten die Händler ihren Markt hier ab. Auch der Weihnachtsmarkt des Städtchens ist rund um den Brunnen und im Kirchhof aufgebaut. Vor der Kirche liegt Kopfsteinpflaster, im Hof stehen Bäume und liegen Strohballen; hier wird der Tritt weich und werden die Schritte leise.
Menschen stehen in Grüppchen, essen Crêpes und trinken Glühwein. Viele Kinder sind hier, denn der Hof ist übersichtlich, anders als zwischen den Buden auf dem Platz. Verantwortlich für den Markt ist der Verkehrs- und Verschönerungs-Verein. Schon seit mehreren Jahrzehnten beteiligt sich die evangelische Gemeinde, in dem sie ihren Hof für die Buden öffnet und die Kirche für ein Adventscafé, in dem Ehrenamtliche Kuchen und Getränke verkaufen.
Es ist erst vier Jahre her, dass die Freie Evangelische Gemeinde (FeG) die Idee hatte, ein Krippenspiel im Kirchhof vorzuführen, dass sie "lebendige Krippe" nennen. "Warum wir nicht selbst darauf gekommen sind, das weiß ich nicht", sagt der evangelische Pfarrer Steffen Held. Doch die anderen christlichen Gemeinden hätten die Initiative der FeG dankbar mit übernommen.
Dieser grässliche Pullover, der war dem Hirten Lukas ein wenig peinlich, sagt er. Aber sonst sind er, der Engel, Maria und Josef und die Könige glücklich, dass sie mitgemacht haben, denn auch sie selbst hätten dabei etwas gelernt: "Ich kannte die Namen der Könige vorher gar nicht", sagt ein Hirte. "Ich hatte ganz vergessen, worüber der Engel spricht", sagt die junge Frau, die den Engel spielt.
Auch der Bläserchor sorgt für die gelungene Verbindung zwischen dem Jahrmarkt und der Kirche: Mal spielt er im Hof seine Adventslieder und zieht dann in die Kirche, um dort zu spielen. In der Kirche selbst findet zweimal am Abend ein Adventslieder singen statt, das die Kantorin mit dem Chor organisiert hat.
Von Lilith Becker, evangelisch.de-Redakteurin.
Nürnberg: 90 Sekunden für die Seele"Ihr Herrn und Frau'n, die Ihr einst Kinder wart, seid es heut wieder", spricht das Christkind zur Eröffnung des Nürnberger Christkindlesmarktes, der zu den ältesten Weihnachtsmärkten in Deutschland gehört. Schon seit rund 300 Jahren strömen Besucher*innen aus aller Welt in der Adventszeit in die Frankenmetropole. Mit mittlerweile über 180 Buden unter ihren für Nürnberg typisch rot-weiß gehaltenen Stoffdächern duftet es am Hauptmarkt weithin nach frischgebackenem Lebkuchen und Spekulatius. Handgearbeiteter Weihnachtsschmuck hat in Nürnberg traditionell seinen festen Platz. Und die Kirchen gehören in Nürnberg fest dazu. Schon seit einigen Jahren gibt es das tägliche Adventswort mitten auf der Hauptbühne des Christkindlesmarkt vor der Frauenkirche.
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Dann ruht der Trubel. Immer um Punkt 17.30 Uhr. Der Posaunenchenchor stoppt sein Spiel oder eine Glocke bimmelt und kündigt an, was nun 90 Sekunden, maximal zwei Minuten, folgt: einfach mal innehalten, zuhören, sich ansprechen lassen und vom Advent berühren lassen. Das geht in Nürnberg nach Einbruch der Dunkelheit zu dieser Zeit an jedem Abend. Mal regt das Andventswort zum Nachdenken an, mal zum Schmunzeln. Es stillt ein Bedürfnis der Menschen. So hat Pfarrerin Stefanie Reuther beispielsweise in diesem Jahr über Weihnachtswünsche gesprochen. "Ich habe einen sehr scherzhaften Wunschzettel von einem Kind vorgelesen, das sich wünscht, dass das Christkind ihren kleinen Bruder verschenkt, damit sie stattdessen ein Meerschweinchen bekommt", erzählt die Pfarrerin. Manchmal sei es ganz gut, dass nicht alle Wünsche hundertprozentig in Erfüllung gingen. Manchmal könne aus unscheinbaren Sachen etwas Großartiges werden, erzählt Reuther und schlägt den Bogen zu dem Kind in der Krippe, dem Jesuskind.
24 Redner*innen der Kirchen gestalten also auch in diesem Jahr wieder das Nürnberger Adventswort und geben Impulse in Form von Kurzandachten, Geschichten, Bibelworte und Erzählungen. Mal ist es ein evangelischer Pfarrer, mal ein katholischer Priester oder es sind Mitarbeiter*innen der Kirchen. Immer sind es kurze Gedanken, die dem Lieben Tiefe geben sollen. Die Idee zum Adventswort entwickelte sich zusammen mit der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg.
Zum Abschluss wird am 24. Dezember an Heiligabend ökumenisch zusammen gefeiert - natürlich zusammen mit dem Nürnberger Christkind.
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Auch sonst ist die Kirche in Nürnberg präsent und für die Menschen da. So öffnen die Innenstadtkirchen St. Lorenz, St. Sebald, die Frauenkirche und St. Egidien, die nah am Christkindlesmarkt sind, für die Menschen ihre Räume und Türme, um auch von weit oben auf das adventliche Geschehen blicken zu können. Die Krippenaustellung in St. Egidien steht dieses Jahr unter dem Motto: "Stille Nacht". Das passt gut, weil das bekannteste Weihnachtslied "Stille Nacht! Heilige Nacht!" vor 200 Jahren zum ersten Mal erklungen ist. Bevor aber der Trubel jedes Jahr in Nürnberg seinen Lauf nimmt, gibt es vorab für die Markthändler*innen einen Markthändlergottesdienst. Für viele ist dieser Gottesdienst die Chance auf einen Moment zum Luft holen, zum Verschnaufen. Kostbare Zeit, die Halt, Stärke und Kraft gebe und vielen Händler*innen mit der Zeit wichtig geworden ist, erzählt Pfarrerin Stefanie Reuther. Bis es wieder los geht und geschieht, was alle erwarten, das Christkind tief Luft holt und alle Jahre wieder seine berühmten Worte zur Eröffnung des Christkindlesmarkt spricht: "Ihr Herrn und Frau'n, die Ihr einst Kinder wart, seid es heut wieder".
Von Markus Bechtold, Portalleitung evangelisch.de.