Im Anfang war das Wort

Spiritus Blog von Beatrice von Weizsäcker
Getty-images/iStock/Carther/evangelisch.de/privat (M)
Geistvoll in die Woche
Im Anfang war das Wort
Wer aber Worte verbietet, verbietet am Ende auch Menschen – und: Gott.

1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.
2 Dieses war im Anfang bei Gott.
3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
4 In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.
5 Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. 

*

So beginnt das Neue Testament (Joh 1,1-5). Und Gott sprach zu den Menschen: 

„Meine Liebe zu euch kennt keine xyz. Egal, wie ihr seid, weiß oder xyz, männlich oder xyz, xyz-Personen oder Menschen anderer xyz: vor mir seid ihr gleich. Darum dulde ich keine xyz, keinen xyz und keine xyz. Seid auch ihr nicht xyz, wenn euch jemand fremd ist. Schützt xyz. Respektiert xyz. Achtet xyz. Vor allem aber: Habt keine xyz, sondern seid stets xyz und xyz der xyz. Helft xyz, helft xyz. Steht an der Seite derer, die xyz werden. Denn ich liebe sie. So wie euch.“

So spricht Gott natürlich nicht. Es sei denn, er lebte in den USA, die erst mit der Abschaffung der Diversitätsprogramme den Schutz von Minderheiten über Bord warfen, um nun zu einer noch schärferen Waffe zu greifen: zum größenwahnsinnigen Angriff auf die Sprache. Mehr als zweihundert Worte sollen verboten werden. In Behörden, in Schulen, auf Webseiten der Regierung …

In der Rede Gottes steht darum jedes „xyz“ anstelle eines verbotenen Wortes. Ohne xyz lautet sie so:

„Meine Liebe zu euch kennt keine Grenzen. Egal, wie ihr seid, weiß oder schwarz, männlich oder weiblich, LGBTQ-Personen oder Menschen anderer Identität: vor mir seid ihr gleich. Darum dulde ich keine Ungerechtigkeit, keinen Rassismus und keine Diskriminierung. Seid auch ihr nicht voreingenommen, wenn euch jemand fremd ist. Schützt Minderheiten. Respektiert Einwander:innen. Achtet kulturelle Unterschiede. Vor allem aber: Habt keine Vorurteile, sondern seid stets Verbündete und Fürsprecher:innen der Benachteiligten. Helft Opfern, helft Traumatisierten. Steht an der Seite derer, die unterdrückt werden. Denn ich liebe sie. So wie euch.“

*

1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.
2 Dieses war im Anfang bei Gott.
3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
4 In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.
5 Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.

Wenn am Anfang das Wort war und alles durch das Wort geworden ist und das Wort verboten wird, ist das, was geworden ist, nichts. Es gibt kein Leben. Kein Licht der Menschen. Es bliebe die Finsternis. 

Wer Worte verbietet, verbietet am Ende Menschen.
Wer Worte verbietet, verbietet auch Gott, von dem das Wort stammt, das am Anfang war.

weitere Blogs

Kölsch Bier auf Serviertablett
Der Kölner Dom lädt nach den Gottesdiensten zum Zusammenbleiben ein
Gemälde von Andrea Mantegna: Christus im Limbus
Ostern ist das Fest des neuen Lebens und der neuen Hoffnung. Doch vor der Auferstehung steht die "Höllenfahrt Christi". Sich daran zu erinnern, macht Mut und gibt Kraft, die dunklen Seiten des Lebens zu sehen und auszuhalten, meint Wolfgang Schürger.
Der Dom in Köln wird mit einer neuen LED-Beleuchtung angestrahlt.
Am Kölner Dom wird eine neue Beleuchtungstechnik eingesetzt – spart Energie und sieht auch noch besser aus