An der Grenze

An der Grenze
Eindrücke von Flüchtlingsrouten und Durchgangslagern in Serbien, Griechenland und Mazedonien

Ankunft auf dem Airport im griechischen Thessaloniki, Busfahrt durch Mazedonien an die serbische Grenze und wieder zurück – eine Fahrt zu einem inzwischen als legal erklärten Grenzdurchgang für Flüchtlinge von Griechenland nach Mazedonien und ein Durchgangslager in Serbien. An dem griechischen Grenzort Idomeni, nahe bei Thessaloniki, trennt eine Stacheldrahtrolle beide Länder. Rundherum nur wenige Häuser, sonst Felder und Wiesen. Und jetzt passieren hier täglich bis zu 6.000 Menschen den Ort und die Grenze. Ein schmaler Durchgang ist an dem Stacheldraht offen gelassen. Soldaten auf der mazedonischen Seite bewachen ihn. In Camouflage-Overalls gekleidet, mit Pistolen an der Hüfte, aber ohne Maschinengewehre, schauen sie den Flüchtlingen nach, die alle Viertelstunde in Kohorten von 50 Personen über die Grenze gelassen werden.

Den Flüchtlingen wurde vorher von der griechischen Polizei gesagt, dass sie hinter dem Stacheldraht nach links auf die Bahngleise abbiegen und einige Kilometer zum nächsten Bahnhof laufen sollen. Nicht nur junge Männer, sondern auch junge Frauen und viele Kleinkinder sind dabei, die müde neben ihren Eltern laufen. Ihr Schicksal bewegt mich. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass Menschen auf diese Weise in Europa Hilfe suchen müssen. Von Schleppern haben sie sich für hohe Geldsummen bringen lassen müssen. Legale Wege könnten diese völlig ungeregelte Praxis verhindern und eine menschenwürdige Zuwanderung ermöglichen. Zurzeit ist völlig unklar, ob 50, 100 oder 5000 Flüchtlinge an einem Tag ankommen werden. 

Afghanische Flüchtlinge überqueren in Idomeni die Grenze von Griechenland nach Mazedonien.

Im Gespräch mit Syrern, Irakern und Afghanen ist mir aber auch deutlich geworden, dass einige gar keine Vorstellung davon hatten, was sie erwarten würde in Deutschland, Großbritannien oder einem anderen europäischen Land. Sie hoffen nur auf ein Leben ohne Gewalt und Krieg und wollen mit ihrer Hände Arbeit sich und ihre Familie ernähren. Sie wissen nicht, ob sie überhaupt eine Chance haben, Asyl gewährt zu bekommen und sich ein neues Leben aufzubauen.

Diakoniepräsident Ulrich Lilie, Prälat Martin Dutzmann und Bischof Markus Dröge an der Essenausgabe.

Beeindruckt hat mich die Hilfsbereitschaft der griechischen Nachbarn, die selbst unter den Folgen der Wirtschaftskrise zu leiden haben. An der Sammelstelle traf ich Maria, die in Thessaloniki ein Souvlaki-Geschäft führt. Sie hatte es am Tag meines Besuches früher geschlossen, um in Idomeni Lebensmittel mit zu verteilen und hat auf Einnahmen verzichtet. Noch vor wenigen Wochen, so wurde uns von Helfern in Idomeni erzählt, war das UNHCR noch nicht in diesem nun zum legalen Grenzübergang erklärten Ort, sondern die Mafia habe bestimmt, wer über die Grenze kommt, Geld erpresst und die Flüchtlinge ausgenommen.

Nach weiteren zwei Stunden mit dem Bus quer durch Mazedonien kamen wir in Presovo in Serbien an. Auch hier gibt es ein Durchgangslager. Gut organisiert werden hier täglich ebenfalls tausende Flüchtlinge medizinisch versorgt, registriert und verpflegt. Die Wege sind feucht und matschig, denn es hatte kurz zuvor geregnet. Obwohl Serbien wirtschaftlich zu kämpfen hat und noch 300.000 Flüchtlinge aus den anderen Balkanstaaten dorthin gekommen sind, gelingt es, für die kurze Zeit des Transits die Flüchtlinge gut zu versorgen. Das hat mich sehr beeindruckt.

 

 

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