Rente mit 70

Rente mit 70
Die ARD hat mal wieder was vergeigt, jedenfalls nach Meinung hiesiger Dokumentarfilmer. Außerdem: die Kosten für eine Fehlerkorrektur bei Wikipedia; der Umgang des WDR mit seinen kostbaren Kunstwerken; das drohende Ende der Panoramafreiheit; die mangelnde Aufmerksamkeit der Medienkritik für die Nachrichtenportale von T-Online und Konsorten.

Steigen wir heute mal ein mit der traurigstmöglichen Meldung des Tages. Eine über einen zu Tode geprügelten Journalisten. Es geht nicht um einen Mord an einem Medienvertreter in einer entlegenen Weltregion, etwas, was leider häufig passiert, siehe zum Beispiel diese Meldung vom Montag. Vielmehr geht es um einen Mord in einem Nachbarland. Das Opfer: der 31-jährige polnische Lokaljournalist Lukasz Masiak. Die European Federation of Journalists berichtet:

„The newsportal NaszaMlawa.pl operated by Masiak himself was performing an important role monitoring local authorities in Mlawa, a small town in north-central Poland. Masiak was regularly receiving death threats because of his journalistic work. He has been beaten up last year and six months ago. An obituary was sent to Masiak’s home (...) Masiak has reported every attack and threat he received to the police but the police investigation has led to no result so far.“

Ohne jetzt in Alarmismus verfallen zu wollen: Todesdrohungen gegen Journalisten gibt es auch hier Lande (siehe Altpapier).

[+++] Nun aber lieber hinein in die halbwegs gemütliche Streitkultur: Die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (of Gottschalk leaks fame!) ledert mal wieder los gegen die ARD. Anlass ist die Entscheidung, den Umbau des Programms, den der „Rückzug von Günter (sic!) Jauch aus der ARD“ notwendig gemacht hat, nicht zum Anlass zu nehmen, „dem Dokumentarfilm endlich wieder mehr Raum zu geben“:

„Die ARD hat wieder einmal die Gelegenheit vergeigt, in ihrem Kernbereich Profil zu gewinnen.“ 

Diese „Programmentscheidung“ füge sich „bruchlos in das System der Geringschätzung, mit der der Senderverbund das Dokumentarfilmgenre seit Jahren in die dritte Reihe verweist“. Die AG liefert dazu Zahlen, mit Bezug auf das ARD-Fachorgan Media Perspektiven:

„In Sendeminuten gerechnet, schrumpfte die Programmsparte ‚Reportage/Dokumentation/Bericht‘ allein von 2012 bis 2014 von ehemals 145 auf nunmehr 122 Minuten pro Tag – faktisch wurde also jeden Tag ein so genannter ‚Halbstünder‘ eingespart! Obwohl die sendereigene Statistik offenbar aus Angst vor vergleichbaren Daten nahezu jedes Jahr die Erfassungskategorien ändert und dem dokumentarischen Genre inzwischen auch die ‚Wettermeldungen‘ zuordnet, lässt sich der Abwärtstrend nicht mehr kaschieren: der Anteil solcher Sendungen am Gesamtprogramm der ARD sank seit 2010 von 9,5 auf 8,5 Prozent.“

Eine Zusammenfassung des AG-Dok-Beitrags steht bei meedia.de

[+++] Aus ganz anderen Gründen Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen formuliert heute Catrin Lorch im SZ-Feuilleton. Sie moniert, dass der WDR den Verkauf seiner Kunstsammlung über Sotheby‘s in London abwickelt: 

„Ein deutsches Auktionshaus hätte dem Kunstbesitz des WDR (...) womöglich einen eigenen Katalog gewidmet und damit nicht nur dessen kulturpolitischen Verdienste gewürdigt, sondern auch ein elegantes Image für die Sammlung geschaffen.“

Außerdem: 

„Wie zwingend ist der Verkauf überhaupt? (...) Ein Experte, der die WDR-Sammlung gesichtet hat, riet dringend, auch die mit Gebühren finanzierte Kunst der Öffentlichkeit - also einem Museum -, zu stiften. Und Walter Vitt, der zuletzt für die Ankäufe zuständig war, sagt, er habe versucht, den Intendanten Tom Buhrow für diese Lösung zu gewinnen.“ 

Lorch jedenfalls bedauert:

„Die Kollektion hätte zum Denkmal einer Epoche getaugt, in der es Redaktionen und Behörden als förderlich empfanden, in der Atmosphäre zeitgenössischer Kunst zu arbeiten.“

Wie viele Redaktionen in Zeiten, als es der Medienbranche noch viel, viel besser ging und die Thomas Buhrows dieser Welt noch keine Intendanten waren, überhaupt das Privileg hatten, „in der Atmosphäre zeitgenössischer Kunst“ arbeiten zu dürfen - das kann man sich durchaus fragen. Angesichts der von der Massentierhaltung inspirierten Newsroomisierung der Medienhäuser klingt Lorchs Reminiszenz an die vergangene „Epoche“ trotzdem hübsch. In gar keiner Atmosphäre indes arbeiten womöglich bald viele jener 80 Kollegen, die wg. #raabschied bei Brainpool ihren Job verlieren.

[+++] Die FAZ und die Welt beschäftigen sich mit dem Aufwand, den Normalbürger betreiben müssen, falls sie Fehler bei Wikipedia korrigieren wollen. Ursula Scheer schreibt im FAZ-Feuilleton: 

„Die Wikipedia-Stiftung, die so gern als das einzig wirklich Gute im Netz dastehen will, macht es Außenstehenden nicht besonders leicht, Fehler zu reklamieren. Die basisdemokratische Wikipedia-Community soll etwa zwanzigtausend aktive Schreiber zählen und will neutral sein – aber was heißt schon neutral? Nur wer schon ziemlich viele Artikel bearbeitet hat, kann Administratoren wählen, die Einträge löschen dürfen. Für Privatpersonen bleibt nur der Weg über Agenturen und Medienanwälte, um Unliebsames entfernen zu lassen, was dauert und kostet.“

Die Welt-Reporterin Susanne Gaschke geht ins Detail:

„Wer dringend eine aktuelle politische Krise heruntermoderieren oder einfach Unangenehmes oder Unwahres über sich selbst aus der meistgenutzten Quelle Deutschlands entfernen will, der braucht professionelle Hilfe. Die bekommt man zum Beispiel bei den Hamburger Agenturen Einfach machen, Faktor 3 oder bei der Jenaer Beratungsfirma Sucomo. Große Unternehmen schließen Rahmenverträge mit solchen Dienstleistern. Die Auftragslage sei ausgezeichnet; es gebe mehr Arbeit, als man bewältigen könne, sagt ein Agenturchef. Wer als Privatperson einen aus seiner Sicht inakzeptablen Beitrag verändert haben will, muss ein Agenturhonorar in der Höhe stattlicher Anwaltskosten auf den Tisch legen – 10.000 Euro werden das leicht.

Gewiss aufschlussreich, aber der Gesamteindruck des Artikels wird dadurch getrübt, dass Gaschke im allgemeineren Teil kindliche Fragen stellt:

„Wer hat, unter den gegenwärtigen Bedingungen von Social Media, eigentlich noch Lust, Professor oder Politiker, ja auch nur Arzt oder Lehrer zu sein? Öffentlich Verantwortung für irgendetwas zu übernehmen, das irgendwo auf Missgunst stoßen könnte?“

Wenn diese Frau nicht eine Zeitlang eine Großstadt regiert hätte, hätte man das vielleicht nicht erwähnen müssen.

[+++] Gaschke ist Mitglied einer Partei, die im Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), dem höchsten Gremium der Behörde, einen guten Stand hat. Warum dieser Übergang? Die Medienkorrespondenz berichtete in der vergangenen Woche (siehe auch Altpapier), dass der Medienrat, dem „der SPD-nahe frühere ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer, 73“ vorsitzt und der stellvertretend „Karin Schubert, 70, SPD-Mitglied und unter anderem ehemalige Berliner Justizsenatorin“, vorsitzt, kürzlich offenbar beschlossen hatte, einen Nachfolger für den MABB-Direktor Hans Hege zu wählen. Auserkoren war die auch medienpolitischen Insidern bisher wenig aufgefallene Sandra Winterberg aus „der vom SPD-Politiker Björn Böhning gelenkten Senatskanzlei Berlin“. Die laaange, possenhafte Suche nach einem Nachfolger für Hege (siehe zum Beispiel dieses Altpapier aus dem Juli 2014 und dieses aus dem Dezember) schien endlich vorbei zu sein. Und nu? Sind graue Wolken aufgezogen am Himmel der sozialdemokratischen Medienpolitik. Jedenfalls verbreitet die MABB eine etwas rätselhafte Pressemitteilung

„Nach ausführlicher Überprüfung des gesamten Verfahrens ist der Medienrat zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Neubeginn notwendig und angemessen ist, um alle rechtlichen Anforderungen zu erfüllen.“

Der Tagesspiegel interpretiert: 

„Natürlich stellen sich Fragen: Warum hat die Medienanstalt eine offenbar fehlerhafte Ausschreibung auf den Weg gebracht, zum anderen, warum hat der Medienrat so spät bemerkt, dass es da Mängel gibt? MABB und Gremium sind ein wahres Sammelbecken juristischer Kompetenz, da hätte ein Verfahrensfehler auffallen dürfen.

Mit anderen Worten: Es spricht nicht wenig dafür, dass der Grund, den die Anstalt für den Neubeginn des Auswahlverfahrens nennt, nur vorgeschoben ist. Hans Hege ist im Übrigen vor zehn Tagen 69 Jahre alt geworden, verabschiedet wurde er bereits im September, aber malochen muss er noch, bis ein Nachfolger sein Amt antritt. Vielleicht ist Hege ja die Rente mit 70 vergönnt.

[+++] Von der Berliner in die europäische Medienpolitik: Mit einem der vielen Änderungsanträge zum Bericht über die Evaluation des EU-Urheberrechts, mit dem sich der Rechtsausschuss des Europaparlaments zu befassen hat, schreibt Lutz Fischmann, der Geschäftsführer der Fotografenorganisation Freelens:

„In Deutschland ist es bisher erlaubt, Fotos, die von öffentlich zugänglichen Orten aufgenommen wurden, in jeder Weise zu verwerten (...) Nunmehr wird dem Europaparlament mit den Stimmen der Christ- und Sozialdemokraten vorgeschlagen, dass ‚die gewerbliche Nutzung von Fotografien, Videomaterial oder anderen Abbildungen von Werken, die dauerhaft an physischen öffentlichen Orten platziert sind, immer an die vorherige Einwilligung der Urheber oder sonstigen Bevollmächtigten geknüpft sein sollte (…)‘ Das bedeutet, dass der Fotograf für diese Abbildungen von Denkmalen, Kunstwerken und Häusern eine Lizenz des Architekten oder des Bildhauers einholen muss – ein unmögliches Unterfangen. Das kann das Ende der professionellen Fotografie im öffentlichen Raum bedeuten.

Julia Reda, Europaabgeordnete der Piratenpartei, betont, so eine Regelung beträfe nicht nur professionelle Fotografen, sondern quasi uns alle. Sie weist darauf hin, dass

„die Notwendigkeit einer Lizenz für solche Alltäglichkeiten wie das Teilen von Urlaubsfotos in sozialen Netzwerken nicht mehr zeitgemäß ist und die Panoramafreiheit deshalb in der gesamten EU gelten soll. Die Mitglieder des Rechtsausschusses haben diese Forderung leider in ihr Gegenteil verkehrt, indem sie den restriktivsten aller Änderungsanträge zur Panoramafreiheit angenommen haben. Dieser Änderungsantrag stammt aus der Feder eines Mitglieds der Fraktion der Liberalen im Europaparlament, Jean-Marie Cavada.“

[+++] Der Fall des Al-Dschasira-Journalisten Ahmed Mansur (siehe Altpapier) beschäftigt die Kommentatoren aus guten Gründen auch heute. Christian Rath in der taz zum Beispiel: 

„Die Festnahme von war wohl auf jeden Fall ein Skandal. Entweder zeigt sie systemische Probleme im deutschen Fahndungs- und Auslieferungsrecht. Oder es handelt sich um eine Willfährigkeit gegenüber der ägyptischen Regierung. Der Skandal ist mit der Freilassung des ägyptischen Al-Dschasira-Journalisten jedenfalls nicht beendet. Systemisch wäre der Skandal, wenn politisch verfolgte ausländische Journalisten bei uns regelmäßig erst einmal zwei Tage festgenommen werden - bis geklärt ist, dass sie ohnehin nicht ausgeliefert werden können.“

Nico Fried (SZ) hält es dagegen für angemessen, Mansur ein bisschen zu dissen

„Dass er den Auftritt nach seiner Freilassung als Feiertag für den weltweiten Kampf um Pressefreiheit inszenierte, mag der Absicht zuzuschreiben sein, aus der unerfreulichen Begebenheit wenigstens noch PR für sich und seinen Sender herauszuholen. Hoffentlich wirkt es.

Und jetzt singen Sie am besten einmal kurz „Einigkeit und Recht und Freiheit“ vor sich hin, um in die geeignete Stimmung für Frieds Finale zu kommen:

„Denn wenn 40 Millionen Al-Jazeera-Zuschauer, viele von ihnen in Despotenstaaten, im Fernsehen quasi live erleben, wie ein Rechtsstaat namens Deutschland einen unbestreitbaren Fehler korrigiert, welche Rolle die Medien spielen, welche Rechte Anwälte haben und wie frei sich Mansour äußern darf, dann hätte die sinnlose Festnahme am Ende vielleicht sogar noch ein klitzekleines Gutes gehabt.“


Altpapierkorb

+++ Sigmar Gabriel, eine Art Maskottchen der Bild-Zeitung, sagt ebendort in Sachen Griechenland mal hü, mal hott. Ulrich Schulte nimmt das in der taz zum Aufhänger für einen Kommentar: „Gabriels widersprüchliche Signale in Bild sind ja kein Ausrutscher, sie stehen für einen Wesenszug sozialdemokratischer Europapolitik (...) Die Bild-Zeitung maximiert ihren Profit, indem sie Schwache gegen Schwache ausspielt. Aber eine linke Volkspartei müsste sich trauen, für Solidarität zu werben, auch wenn dies dem Bauchgefühl vieler Deutscher widerspricht.“

+++ Die FAZ interviewt - wie am Dienstag die SZ (siehe Altpapier) - Ensaf Haidar, die Ehefrau des in Saudi-Arabien inhaftierten und gefolterte Bloggers Raif Badawi: „Die deutsche Bevölkerung nimmt von Beginn an sehr stark an dem Fall teil. Die Menschen senden mir Botschaften, sogar Geschenke. Ich hätte mich am liebsten bei jedem einzelnen persönlich für die Unterstützung bedankt (...) Umso mehr wundert mich Ihre Frage, ob ich fürchte, dass die Berichterstattung irgendwann stoppen könnte. Ich habe da keine Sorge. Raifs Angelegenheit ist nicht nur eine Schlagzeile. Solange es eine mit Bewusstsein für ethische Werte ausgestattete Presse gibt, die weiß, dass es diesen humanitären Fall gibt, wird sie sich des Themas annehmen.“

+++ Für seine Reihe „Dominik Imseng beneidet“ hat der Namensgeber Constantin Seibt interviewt. „Ich bin stolz darauf, zu null Prozent originell zu sein“, er sei vielmehr „ein sehr guter Dieb“, sagt Seibt u.a. in dem fast 37-minütigen Gespräch, das Imseng bereits am Wochenende veröffentlichte. Auch hübsch: „Der Journalismus zwingt mich dazu, ein abenteuerliches Leben zu führen.“ 

+++ Und noch ein Interview: Charlotte Wiedemann kritisiert bei Deutschlandradio Kultur den holzschnittartigen Blick auf fremde Länder und Kulturen“ in der Auslandsberichterstattung.

+++ Das Neue Deutschland nimmt ein von 2010 stammendes, jetzt von Wikileaks veröffentlichtes CIA-Dokument zur Medienstrategie in Sachen Afghanistan-Kriegsberichterstattung zum Anlass für eine raunende Frage: „Konnte jenes, von der CIA geforderte ‚konsistente, strategische Programm‘ Einfluss auf die großen deutschen Medien gewinnen? Oder entspringt die schwer zu bestreitende Gleichförmigkeit zu Afghanistan (oder auch zur Ukraine, zu Syrien oder Libyen) einem in den großen Medien ohnehin vorhandenen Konsens? Diese Frage wird im Rahmen der aktuellen Mediendebatte heiß diskutiert. Doch welche Erklärung ist beunruhigender?“ 

+++ Setzt dpa bereits auf Roboterjournalismus? Dass dort kürzlich jemand über Fernsehen geschrieben hat, der übers Fernsehen nicht allzu viel weiß und/oder Pressemitteilungen von US-Sendern nicht „korrekt zu entziffern“ in der Lage ist, weist Harald Keller, Deutschlands fleißigster TV-Kritiker-Kritiker, für die Medienkorrespondenz nach. Es geht unter anderem um die auf „Deutschland 83“ gemünzte Formulierung, „eine deutsche Serie“ habe „es noch nie ins gelobte Land des Fernsehens geschafft“. Derzeit, so Keller, laufe dort zum Beispiel „Alarm für Cobra 11“. Noch etwas gröberer Agentur-Unfug: „Während Zuschauer weltweit, auch in Deutschland, von ‘Breaking Bad’, ‘Homeland’ oder ‘Game of Thrones’ schwärmen, erzählt man in der Bundesrepublik Serien, deren Handlung nach einer Episode abgeschlossen ist.“ Die Nicht-Roboter diverser Online-Redaktionen haben den dpa-Text ungeprüft verbreitet (siehe hier und hier).

+++ Stefan Mey kritisiert im Blog des Journalisten-Netzwerks torial, dass die hiesige Medienkritik sich nicht mit den sehr reichweitenstarken und damit in Sachen Meinungsmache nicht einflussarmen Nachrichtenportalen von E-Mail-Anbietern wie T-Online und Gmx befasst: Diese „Mail-Medien“ seien „bisher ein blinder Fleck in der deutschen Medien-Debatte.“ 

+++ Kein blinder Fleck in der deutschen Medien-Debatte sind die täglich per Mail eintreffenden Newsletter hiesiger Alpha-Journalisten. Altpapier-Autor Christian Bartels schreibt darüber im epd-medien-Tagebuch: „Was die Chefredakteure an den Newslettern reizt, lässt sich denken: Sie müssen viel lesen, im eigenen Angebot wie bei der Konkurrenz, während Schreiben immer weniger zu ihrem Tätigkeitsfeld gehört. Um eigene Ansichten zu teilen, sind Newsletter, die auf den Augenblick zielen und im Internet, das vermeintlich nichts vergisst, später eher schwer bis gar nicht zu finden sind, ein gutes Format. Was Verlage reizt, erkennt man noch schneller: Für Onlinewerbung, die im Internet wenig Geld einbringt und im immer wichtiger werdenden mobilen Internet noch viel weniger, sind Newsletter ein viel besseres Format. 

+++ „Zapp“ berichtet heute unter anderem darüber, wie Hamburger Behörden  mit einer Salamitaktik die Aufklärung eines Jahre langen Angriffs auf die Rundfunkfreiheit zu behindern. Es geht um eine beim Sender FSK eingeschleuste Spionin (siehe zuletzt dieses Altpapier). Ein langer Text zum Film steht schon online. Siehe auch Neues Deutschland.

+++ In der taz stelle ich das neue Fußball-Magazin Zeitspiel vor, das vierteljährlich erscheinen soll (der Text steht noch nicht online).

+++  Heike Hupertz empfiehlt in der FAZ den aktuellen Mittwochsfilm im Ersten: „Der Film ‚Hannas Reise‘ von Julia von Heinz (Regie und Buch) und John Quester (Buch) ist eigentlich ein verfilmter klassischer Bildungsroman (...) Geschichte, so der Film, ist kein Lehrbuchkonstrukt und gesellschaftliches Engagement kein Karriereförderungstrick.“ Der Film lief vor eineinhalb Jahren im Kino.

+++ Und im Tagesspiegel nimmt Hendrik Feindt „Ich bin mehr als Stalins Tochter", die arte-Doku über Swetlana Allilujewa, zum Anlass für eine Generalkritik: „Fernseh-Dokus haben gewöhnlich eine Leitfrage. Im Falle von Stalins Tochter‘ lautet sie: ‚Swetlana, die Kremlprinzessin – wie wurde aus dem Lieblingskind des roten Zaren die berühmteste Überläuferin des Kalten Krieges?‘ Dass die Diktion dieser Frage weniger dem Genre historischer Aufarbeitung als vielmehr dem von Gazette und Boulevard zugehört, ist kein Einzelfall. Dass sie nur schwerlich beantwortet wird, ebenfalls nicht. Den mentalen Wandel nachzuzeichnen, den eine ehemalige Anhängerin des Kommunismus und spätere Propagandistin für den westlichen Kapitalismus durchlebt, dazu bedürfte es einer Innenschau, die im Rahmen von 50 Minuten Sendezeit kaum zu erwarten ist.“

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.

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