Wird die Bild-Zeitung noch gefährlicher?

Wird die Bild-Zeitung noch gefährlicher?

Schafott, Schlachtung, Sizilien - die Sprachbilder und Assoziationen rund um den Wulff-Komplex werden drastischer. Außerdem: Eine Ex-Herausgeberin beklagt, der Freitag sei „eine normale, hierarchisch geführte Zeitung“ geworden.

Barack Obamas Ankündigung, die Truppen seines Landes zu reduzieren, die Nachricht, dass ein gesundes Herz gegen Demenz hilft, und gleich dreimal der Tod der Magnum-Fotografin Eve Arnold, „die Marilyn Monroe auf jede Titelseite brachte“ - das sind die dominierenden Themen auf den Titelseiten von heute. Für die Briten unter unseren Lesern - deren Anteil wir trotz selbstverständlich hochsolider Marktforschung nicht verlässlich einschätzen können - dürften es möglicherweise tatsächlich die Themen des Tages sein, denn die hier verlinkten Titelseitenabbildungen stammen natürlich nicht aus deutschen Landen. Wir verstehen das aber auch als Service für die Nicht-Briten unter unseren Lesern, die nach einem Kontrast suchen zu all der Berichterstattung über den Papa Schlumpf von Bellevue bzw. den „Guttenberg für Arme“ (FTD).

Auf der Titelseite der FAZ beispielsweise steht dagegen erwartungsgemäß an zentraler Stelle: „Wulff lehnt Veröffentlichung von Anrufabschrift ab.“ Man muss dem Blatt aber zugestehen, dass es die ungleich wichtigere Nachricht, der oben erwähnte Obama wolle die „Zwei-Kriege-Doktrin aufgeben“, gleich darunter platziert. Kommunikationshistorsch interessant ist womöglich, dass der Briefwechsel, auf den die deutsche Hauptnachricht des Tages zurückgeht (also die mit dem Anruf, den wir alle kennen, nur noch nicht ganz), per Fax geführt wurde, vemutlich ist diesbezüglich mit der einen oder anderen amüsanten Betrachtung aus Digitalien noch zu rechnen. Dass Bild die „Anrufabschrift“ (FAZ) überhaupt veröffentlichen will, inspiriert die taz heute zu der Headline „Voicemail zum Schafott“:

„Es ist eine einzigartige Kampfansage an den Bundespräsidenten. Bild, Kai Diekmann, die Freunde von früher, die Christian Wulff über Jahre hofiert haben, wollen den Bundespräsidenten erledigen. Eine solche Konfrontation zwischen einem Medium und dem Verfassungsorgan hat es in der deutschen Geschichte noch nicht gegeben.“

Eine irgendwie historische Dimension der Angelegenheit haben auch die DuMont-Zeitungen erkannt, wo heute der Chef persönlich kocht. In Sachen Wulff leitartikelt nämlich Alfred Neven DuMont. Der Bundespräsident, meint er, solle vom Volke gewählt werden, Dann wird der nächste wahrscheinlich der Guttenberg, also der für nicht ganz so Arme, mit anderen Worten: der echte. Ein Beleg dafür, dass ungeante Vielfalt im DuMont-Konzern herrscht, ist die Tatsache, dass die FR unter dem Text noch darüber informiert, wer „Professor Alfred Neven DuMont“ ist. In der Berliner Zeitung fehlt der Hinweis, ebenso im Kölner Stadt-Anzeiger, der den Text aber mit einer anderen Headline publiziert als die Schwesterzeitungen. Wenn jetzt Neven DuMont in die Tasten haut: Was mag da alles noch kommen? Ein Leitartikel von Friede?

Kein Mangel herrscht derzeit erwartungsgemäß an ausgeruhten Nachbetrachtungen von Wulffs TV-Interview (siehe Altpapier vom Donnerstag). Nebenan zum Beispiel wird der Kommunikationswissenschaftler, Publizist und Regisseur Lutz Hachmeister zur Sache befragt:

„Das Interview war mir einfach zu unpolitisch. Da war keine einzige Frage aus eigener Recherche. (...) Das zeigt auch die Recherchekultur von ARD und ZDF. (...) Und die große Frage, warum er sich auf diese Symbiose mit der Bild eingelassen hat, hat gefehlt. Auch die Entlassung seines Sprechers wurde nicht thematisiert. Dass man diese beiden Fragen nicht stellt, halte ich für ein großes Versäumnis.“

Altpapier-Autor Matthias Dell erwähnt in der taz das einzig Positive:

„Das Interview selbst hatte, als Fernsehformat betrachtet, durchaus Unterhaltungswert. Wulffs Taktik, die Phalanx von Vorwürfen und Forderungen durch Trivia der privaten Lebensführung zu kontern (‚zusammen zu kochen, zu frühstücken, im Gästezimmer zu schlafen‘, ‚benutzte Bettwäsche‘), wird dem Niveau, auf dem die Diskussion angekommen ist, völlig gerecht.“

Der erhellendste und unter dem Aspekt der Medienkritik bedeutsamste Beitrag findet sich bei Slow Media:

„Da haben die Leiter der öffentlich-rechtlichen Hauptstadtstudios, Bettina Schausten und Ulrich Deppendorf, diesen Bundespräsidenten vor sich (...) Sie müssen als Interviewer stellvertretend für (...) viele Menschen und für alle nicht zum Exklusivinterview geladen restlichen Medienvetreter die offenen Fragen stellen, als mediale Repräsentanten sozusagen. Und was tun sie? Sie lassen sich auf ein unwürdiges Detail-Klein-Klein um Gästezimmer und Zinssätze ein. Sie stellen ihre vorbereiteten Fragen, aber fragen nicht nach, wenn windschiefe Antworten kommen. Sie halten die Steigbügel, anstatt zu hinterfragen. (...) Im so geführten präsidialen Interview ging es um Details der Spielzüge – es hätte aber um die Frage gehen sollen, ob überhaupt das richtige Spiel gespielt wird. Es geht nicht um vergessene Stiefschwestern, (...) sondern es geht um die Frage, auf welche Haltung diese Details schließen lassen und auf welches Verständnis von sich selbst, seiner Macht, seinem Amt – und ob das angemessen ist. Wem es als Journalist bei einem solchen Interview nicht gelingt, von den Details auf das Ganze zu schließen, wer es da nicht auf eine Metaebene schafft, wer hier nicht die Systemfrage stellen kann, leistet keine gute Arbeit.“

Es war „ein irgendwie miefiges Interview, von beiden Seiten“ bzw. „eine kleinliche Drittelstunde“, meint Torsten Körner (funkkorrespondenz.de). Genauer gesagt:

„Kleinlich der Streit um sein Haus, das ästhetisch kaum die Mindestanforderungen erfüllt. Kleinlich die journalistische Wichtigtuerei, als sei hier ein zweites Watergate aufzudecken, als müsste die Bundesrepublik von ARD und ZDF vor einer ernsten Staatskrise bewahrt werden.“

Apropos Gate: Hat jemand schon für den Begriff „Burgwedelgate“ Titelschutz angemeldet? Dann sei das hiermit getan.

Frank Schirrmacher schirrmachert im längsten FAZ-Titelseitentext des Tages (online noch mit einer bedeutungsschwangeren Gaga-Bildunterschrift zu einem Wulff-Foto versehen: „Die Basis seiner Weltordnung ist die Fiktion“):

„Dass das Staatsoberhaupt in Zeiten der Ökonomisierung von allem und jedem zwischen Freundschaft und Geschäftsbeziehung nicht zu unterscheiden vermag, die interesselose Freundschaft betont, wo es ihm nutzt, und sich gleichzeitig als interessantes Anlageobjekt für ebendiese Freunde empfiehlt, um deutlich zu machen, dass es eben keine freundschaftlichen Gründe waren, die Frau Geerkens leiteten - das ist widersprüchlich, falsch und missbraucht Begriffe sozialer Identität, die sich dem politischen und ökonomischen Zugriff jenseits von sizilianischen Patenbeziehungen bislang entzogen haben.“

Die Affäre sei „ein weiteres Symptom (...) postdemokratischen Zustände“, und in diesem Zusammenhang greift Schirrmacher auf den Politikwissenschaftler Colin Crouch zurück, „der wirkungsvoll wie kaum ein anderer das postdemokratische Zeitalter beschrieben hat (in dem sich Wirtschaft und Politik informell arrangieren und das Ideal des demokratisch aufgeweckten Bürgers so sehr in den Hintergrund tritt, wie das postindustrielle Zeitalter den traditionellen Arbeitnehmer marginalisierte)“. Dieser Crouch nenne auch „ein Datum, das dieses Zeitalter endgültig einleitete und ihm die Augen öffnete: als bekannt wurde, dass Peter Mandelson, britischer Minister für Handel und Industrie, einen sehr marktunüblichen Kredit zum Erwerb seines Eigenheimes bekam“.

Dies trug sich 1998 zu, und wenn wir Schirrmacher nicht falsch verstanden haben, geht er davon aus, dass vorher „Wirtschaft und Politik“ sich noch nicht „informell arrangiert“ haben. Echt drollig. So weit her ist es also dann doch nicht mit seiner vieldiskutierten Linkswerdung, zu der sich aktuell beispielsweise die Jungle Word äußert (S. 4).

[listbox:title=Artikel des Tages[Schmerzlich vermisst: die Meta-Ebene im Wulff-Interview (Slow Media)##Die Plagiatsjäger und die Enge der bürgerlichen Moralvorstellungen (Freitag)##Interview zur Internet-Zensur in Weißrussland (Süddeutsche.de)]]

Weitere Wulff-Interviewexegesen: Unser aller Christoph Lütgert war - bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit, siehe Altpapier vom Mittwoch - für vocer.org im Einsatz. Lars Haider, der Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, bekanntlich eine Schwester einer der beiden Kriegsparteien, bringt in seiner freundlichen Betrachtung des Wulff-Auftritts (zu der man frei online möglicherweise nur dann gelangt, wenn man einen Umweg über Google macht) einen hintersinnig-unfreundlichen Satz unter: „Es kommen harte Zeiten auf den Mann zu, der Bundespräsident werden will.“ Oder hat sich da ein Fehler eingeschlichen? Und stern.de unterzieht das Interview einem „Faktencheck“, der - ja, ist es denn die possibility?, um es mit Wolfgang Ley zu sagen - nicht gut für Wulff ausgeht.

Kommen wir jetzt aber endlich etwas zur ausführlicher zur Bild-Zeitung. Marian Krüger bemängelt im Neuen Deutschland, in den Medien würden

„die Interessen der angeblichen Aufklärer, namentlich des Hauses Springer, kaum hinterfragt. Hat die Causa Wulff nicht auch mit der ausgesprochenen Vorliebe für eine Große Koalition zu tun, für die Joachim Gauck den idealen Kandidaten im Schloss Bellevue abgäbe?“

„Politische Haustierschlachtung“ lautet die Headline, und mit dem Haustier ist natürlich Wulff gemeint. Angesichts des von Krüger aufgeworfenen Stichworts Gauck sei an einen Ausspruch Edmund Stoibers bei „Maybrit Illner" erinnert. Nach der Bundespräsidentenwahl äußerte er dort die Einschätzung, Gauck sei „fast noch konservativer als Wulff“ - wohlwollend formuliert, aber für Stoibers Verhältnisse ein Geistesblitz -, und deswegen hätten halt viele Unionsleute Gauck gewählt. Und genau dewegen dürfte im Vorfeld des Wahlkampfs um die Bundespräsidentschaft die Springer-Presse in „Yes, we Gauck“-Laune gekommen sein. Ein Ausschnitt der Sendung findet man hier, komplett steht sie nicht mehr im Netz.

Im Freitag beschäftigt sich Altpapier-Autor Klaus Raab ebenfalls mit dem Bild-Aspekt:

„Was genau Wulffs Beziehung zu Bild kaputt machte, ist schwer nachzuvollziehen; der Zug dürfte abgefahren gewesen sein, als sie 2010 fragte: ‚Warum hofieren Sie den Islam so, Herr Bundespräsident?‘“

Auf der Titelseite der Wochenzeitung vertritt der „im Zweifel linke“ Verleger Jakob Augstein allen Ernstes die Ansicht, „das Amt des Bundespräsidenten“ müsse vor Wulff „geschützt werden“, er brennt also eine „Weihrauchpfanne“ ab, wie es ND-Krüger sagen würde. Andererseits macht Augstein hier eine stichhaltige Bemerkung zur Bild-Zeitung. Es mache diese „noch gefährlicher“, wenn sie hin und wieder vom „boulevardesken ins investigative“ Fach wechsle. In einen größeren Zusammenhang ordnet weiter hinten im Freitag, auf der Aufmacherseite des Kulturteils, Magnus Klaue die Causa Wulff ein:

„Die Affäre um den Bundespräsidenten Christian Wulff ist nur der jüngste, durch die Prominenz des Angeklagten besonders aufsehenerregende Fall in einer Reihe von skandalträchtigen Vorkommnissen, die es dem deutschen Publikum erlaubten, sich über Korruption und Verworfenheit seines Führungspersonals zu empören. (...) Statt über die Verantwortungslosigkeit von Menschen, die doch Vorbilder sein sollten, derart in Erregung versetzt zu werden, hätte man sich ja auch etwas abgeklärter geben und fragen können, was von Personen in sogenannten Führungspositionen eigentlich anderes zu erwarten sei als die Ausnutzung der eigenen Privilegien, in deren Bestand doch wohl das eigentliche Problem liegt.“

Abgeklärt weitergedacht, ließe sich fragen, ob ein Politiker vom Stamme Nimm nicht wesentlich sympathischer ist als einer, der seine Privilegien nicht nutzt, denn von letzterem müsste man ja vermuten, dass er alles nur „für die Sache“ tut und möglicherweise sogar glaubt, was er sagt, und das wäre ja nun wirklich bestürzend. Klaue konstatiert in der aktuellen Debatte einen „ähnlich realitätsvergessener Moralismus“ wie bei den „Reaktionen auf die Plagiatsaffäre um den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg“. Mit den Plagiatsjägern im Netz kann der Autor nicht viel anfangen:

„Ihre vermeintlichen Aufklärungskampagnen über das politische Führungspersonal begleiten die Betreiber von VroniPlag und verwandten Foren durchweg mit einem säuerlichen Moralismus, der über die Enge bürgerlicher Moralvorstellungen nicht etwa hinaus ist, sondern sogar hinter diese zurückfällt.“

Der Freitag ist heute auch selbst Gegenteil der Berichterstattung. Für die taz interviewt der frühere Freitag-Redakteur Stefan Reinecke die Schriftstellerin Daniela Dahn, die zu den vier bisherigen Herausgebern gehört, die Jakob Augsten kürzlich „faktisch vor die Tür gesetzt“ hat. Der Freitag sei „eine normale, hierarchisch geführte Zeitung“ geworden, kritisiert Dahn, von einer sich „einschleichenden Beliebigkeit“ ist ebenfalls die Rede. Ob das Blatt aber „Geschichten vom Überleben“ braucht, „die erzählen, wie die Wirtschaft in den Alltag ganz normaler Leute funkt“ (O-Ton Dahn), steht dahin.


Altpapierkorb

+++ Wulffeske Filme im Fernsehen. „‚Der Bundespräsident befindet sich in einer Glaubwürdigkeitskrise‘, verkündet das Radio, und im Fonds der Limousine sitzt der Präsident und hört es sich an. Er duldet still und gibt sich harmlos, denn im Hintergrund gibt es ein großes privates Geheimnis, an das die Öffentlichkeit nicht rühren soll“ - so beginnt Andreas Platthaus auf der FAZ-Medienseite seine Rezension über den arte-Film „Der große Kater“ (siehe auch Altpapierkorb von Donnerstag), der sich plötzlich unerwarteter Aktualität erfreut, obwohl es hier um einen fiktiven Schweizer Bundespräsidenten geht. Einen Film über den echten deutschen Bundespräsidenten zeigt der NDR.

 +++ Ebenfalls in der FAZ: ein sehr lahmes zahmes Michael-Hanfeld-Interview mit Wulff-Interviewerin Bettina Schausten. Die 150-Euro-Frage beantwortet sie so. „Natürlich nehme ich kein Übernachtungsgeld für meine Gästematratze“, man könne aber „bei Urlaubsaufenthalten selbstverständlich auch bei Freunden einen finanziellen Beitrag leisten, was ich in der Vergangenheit in der Tat auch selbst schon getan habe.“ Der Spitzname 15.000 Cent bleibt ihr vielleicht also doch noch erspart.

+++ Dass die derzeit schlagkräftigste Kampftruppe für die Pressefreiheit, die Axel Springer AG, nun auch noch mit einem „Online-Magazin zur Pressefreiheit in Deutschland“ (kress.de) um die Ecke kommt, kann einen mittlerweile auch nicht mehr überraschen. Die Macher sind die Schüler der Springer-Akademie. Einer der ersten Beiträge: Der neubärtige Kai Diekmann diskutiert mit einem Anwalt, der einem beim Thema Pressefreiheit nun wirklich nicht als erstes einfällt.

+++ Zu den Kollegen, mit dem sich Diekmanns Gesprächspartner besonders gern fetzt, gehört Johannes Eisenberg. Der hat offenbar ein recht heterogenes Mandantenportfolio, er vertritt nich nur die linksliberale taz, sondern auch den nicht so linksliberalen Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsksy. Eisenberg hat nun für Buschkowsky eine Gegendarstellung zu einem Artikel in der Jungle World durchgesetzt.

+++ Neues aus der Abteilung überraschend Durchgesickertes. Wobei es nicht um einen Mailbox-Monolog geht, sondern um eine mutmaßlich von einem Polizisten verfasste Mail. Eine entscheidende Rolle in dieser Causa spielt die Junge Welt, was diese aber dementiert. Näheres bei publikative.org.

+++ Für Süddeutsche.de - eine Printausgabe gibt es heute feiertagsbdingt nicht - interviewt Johannes Kuhn die Soziologin und Journalistin Iryna Vidanova zum Thema Internet-Zensur in Weißrussland: „Wir stellen fest, dass derzeit vor allem unabhängige Nachrichtenseiten wie Charter 97 etroffen sind. Statistiken zufolge sind acht der zehn populärsten Nachrichtenseiten im Land unabhängige Portale oder Oppositionsseiten. In den vergangenen Tagen verzeichneten wir massive Denial-of-Service-Attacken gegen solche Seiten, die den IP-Adressen zufolge mit großer Sicherheit vom Geheimdienst kommen.“

+++ Thomas Gottschalk ist aus sehr unterschiedlichen Gründen ein Thema: Der Tagesspiegel geht darauf ein, dass es mit seiner neuen Sendung „Gottschalk Live“ bei Facebook und Twitter bereits irgendwie losgegangen sei. Der Freitag erinnert daran, dass vor 30 Jahren „Piratensender Powerplay“ anlief, ein Film mit Gottschalk und Mike Krüger. Dieses Werk sei zwar immer noch „kaum erträglich“, nehme aber „treffsicher“ „Fehlentwicklungen des Rundfunks vorweg“ (S. 12).

+++ Und wer moderiert eigentlich demnächst „Wetten, dass ...“? Daran, dass da im Moment kaum jemand darüber nachdenkt, ist ja irgendwie auch „der böse Wulff“ (J. Augstein) schuld. Die Frage kommt uns übrigens in den Sinn, weil hier gerade das Frühjahrsprogramm des Hannibal-Verlags herumfliegt. Dort erscheint bald ein Buch über AC/DC, welches der Verlag unter anderem - möglicherweise deswegen - mit den Worten anpreist, die Band sei „seit ‚Wetten, dass ...‘ aktueller denn je“. Hallo? Ein großer Fan der Band, die es länger gibt als die Sendung, muss man gar nicht sein, um ihr zuzugestehen, dass sie mal aktueller war als heute.

+++ Kein Nachfolgekandidat für Gottschalk ist wohl jener RTL-Moderator, der „Martin Rütter - Die große Hundeshow“ seinen Namen gegeben hat, klingt der doch wie eine „Sirene auf Dauerton“: „Plötzlich keimt da eine Sehnsucht nach Olli Geissen. Wie weggewischt sind alle Schmähungen, die man sich ausgedacht hat, um dessen Erscheinung zu deklassieren, und der einzige Wunsch lautet: Jeder darf hier moderieren, aber bitte nicht Martin Rütter“ (Hans Hoff/Prisma-Blog).

+++ Obwohl für gewisse Staatsoberhäupter die Zeiten turbulent sind, lassen wir uns das Innehalten nicht verbieten. Anders gesagt: Die Zeit der jahresrückblickartigen Würdigungen ist noch nicht vorbei: Der beste Sportblog-Beitrag des Jahres 2011 wird zum Beispiel noch gesucht. Hier ein Überblick mit Textausschnitten, hier die Abstimmung.

+++ Einen Nachruf auf die ganz oben erwähnte Fotografin Eve Arnold hat die Fotografin Heike Rost geschrieben: „Ihre Fotos haben immer den Charakter eines Schnappschusses im Vorübergehen, entstanden ohne aufdringliche Technik und künstliches Licht. Ihre spielerische Leichtigkeit, Beiläufigkeit und Selbstverständlichkeit ist jedoch das Ergebnis von Erfahrung, Menschenkenntnis und beharrlicher Geduld des Wartens: auf den unwiederholbaren und nicht erzwingbaren Moment, in dem das Vertrauen zwischen dem Menschen vor der Kamera und dem Fotografen beginnt.“ Und die „most memorable shots“ findet man beim Guardian.

Neues Altpapier gibt es wieder am Montag. 

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