Bischof unterstützt Altarbild zu Missbrauch

Fotografie der Kuenstlerin Julia Krahn am Altar der Dreifaltigkeitskirche Hannover
epd-bild/Stefan Heinze
Ein großformatiges Foto der Künstlerin Julia Krahn am Altar der Dreifaltigkeitskirche Hannover thematisiert sexuelle Gewalt gegen Frauen.
Kunstaktion in Hannover
Bischof unterstützt Altarbild zu Missbrauch
Landesbischof Ralf Meister hat sich hinter die kirchliche Kunstaktion "hin und weg" zu sexualisierter Gewalt in Hannover gestellt. Der Austausch eines Altarbilds sorgte deutschlandweit für Aufsehen. Das Bild der Fotokünstlerin Julia Krahn ist noch bis Januar zu sehen.

Er halte die Aktion für bereichernd und inspirierend, weil sie den Erfahrungen der betroffenen Personen Raum gebe, sagte Meister bei einem Podiumsgespräch in der Dreifaltigkeitskirche. Bei dem Projekt hat die evangelische Gemeinde für vier Monate ihr traditionelles Altarbild gegen ein großformatiges Foto der Künstlerin Julia Krahn getauscht. Krahn hatte Frauen fotografiert, die sexuellen Missbrauch erlebt haben.

Natürlich handele es sich um einen Bruch mit der Tradition, weil die Menschen gewohnt seien, auf einem Altar ein Christus-Bild zu sehen, sagte der hannoversche Landesbischof. "Aber ich finde das richtig und gut." Der Altar sei der zentralste Ort in einer Kirche. Die Kirche müsse immer wieder darum ringen, dass er den Menschen etwas bedeute. Der Künstlerin sei es gelungen, so damit umzugehen, "dass es ein Geschenk wird für die Menschen". Meister fügte hinzu: "Ich muss zugeben, dass ich bis zum Schluss mit hoher innerer Anspannung verfolgt habe, ob das gelingt."

Das Altarbild zeigt eine Frau, die ihren teilweise unbekleideten Körper eng mit ihren eigenen Armen umschlingt. Etwa die Hälfte des gezeigten Körpers ist durch ein weißes Leinentuch bedeckt.

Auch Betroffene äußert sich

Museumsdirektorin Katja Lembke sagte, das Altarbild bringe die Betrachtenden dazu, sich intensiv mit der Darstellung auseinanderzusetzen. Während eine Christus-Darstellung eindeutig sei, müssten die Kirchenbesucher hier immer wieder genau hinsehen. "Bis ich erkannt hatte, was Stoff und was Haut ist, musste ich zweimal hinschauen", sagte Lembke. "Und bis ich begriffen hatte, dass es eine Frau ist, ein drittes Mal."

Lembke leitet das Niedersächsische Landesmuseum in Hannover. Dort war während des Kirchentages im Frühjahr unter dem Titel "unfassbar" der Fotozyklus von Julia Krahn zu sehen.

In der Diskussion meldete sich auch eine Betroffene sexualisierter Gewalt zu Wort. Bei der Kunstaktion handele es sich um "ein wirklich sehr gelungenes Projekt, dass ich nur unterstützen kann", sagte sie. Sie frage sich allerdings, wie die Aktion mit der sonstigen Realität in der Kirche zusammenpasse. Sie erlebe, dass manche Menschen in der Kirche die Glaubwürdigkeit dessen anzweifelten, was Betroffene berichten.

Das Altarbild von Julia Krahn ist bis zum 6. Januar in der Dreifaltigkeitskirche zu sehen. Dann wird das bisherige Bild "Christus auf dem Meere" von Bernhard Plockhorst wieder an seinen angestammten Platz zurückkehren, den es seit 1883 innehat.