Kirchen enttäuscht über Kindergrundsicherung

Themenfoto zur Kindergrundsicherung
© epd-bild/Detlef Heese
Statt zwölf am Ende nur 2,4 Milliarden - die Kirchen sind enttäuscht vom Kompromiss bei der Kindergrundsicherung.
Weniger Geld für Kinder
Kirchen enttäuscht über Kindergrundsicherung
Kirchliche Vertreter reagieren verhalten bis enttäuscht auf die Einigung zur Kindergrundsicherung. Die grundsätzliche Einigung innerhalb der Ampel-Koalition sei zwar zu begrüßen, die vereinbarte Summe reiche aber bei weitem nicht.

Dem Präsidenten der Diakonie, Ulrich Lilie, ist die für 2025 vereinbarte Summe von 2,4 Milliarden Euro zu wenig. Damit lasse sich keine armutsfeste Kindergrundsicherung schaffen, sagte der Chef des evangelischen Wohlfahrtsverbandes. Die grundsätzlichen Fehler bei der Ermittlung des Existenzminimums würden nicht behoben. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, nannte den erzielten Kompromiss "keine Grundsicherung, sondern ein Tropfen auf den heißen Stein".

Ursprünglich hatte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) zwölf Milliarden Euro für die Kindergrundsicherung gefordert, während Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) die Ausgaben bei zwei Milliarden Euro deckeln wollte. Der nun verkündeten Einigung war ein monatelanges Ringen der beiden Minister vorangegangen.

Der katholische Wohlfahrtsverband, die Caritas, findet es "mehr als überfällig", dass sich die Ampel jetzt auf eine gemeinsame Linie für die Kindergrundsicherung geeinigt hat. Es sei bei vielen Menschen der Eindruck entstanden, es falle der Bundesregierung besonders schwer, sich zu einigen, wenn es um die Familien geht, die am meisten Unterstützung brauchen. Die Zugänge zu den staatlichen Hilfsleistungen müssten in der Praxis einfacher gemacht werden. "Wir wollen, dass Familien bei der Beantragung von öffentlichen Fördergeldern Zeit sparen", erklärte die Caritas.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, begrüßte, dass die Ampel-Koalition sich auf erste Schritte für eine Kindergrundsicherung verständigt hat. Wer als Kind keine Chance habe, habe leider allzu oft auch später als Erwachsener keine mehr. "Man kann gar nicht genug für die Kindergrundsicherung tun", sagte die Theologin.

Familienministerin Paus sprach nach der Einigung von zum Teil "sehr harten Verhandlungen", aber es habe sich gelohnt. "Die neue Kindergrundsicherung kommt", sagte sie. Im Jahr 2025 sollen ihren Angaben nach 2,4 Milliarden Euro zusätzlich für die Reduzierung der Kinderarmut zur Verfügung gestellt werden. Sie gehe von einer zunehmend stärkeren Inanspruchnahme der Leistungen aus, dann erhöhten sich nach 2025 auch die Ausgaben.

In der Kindergrundsicherung sollen Familienleistungen zusammengefasst, vereinfacht und automatisch ausgezahlt werden. Dazu zählen das Kindergeld, der Kinderzuschlag, die Sozialhilfe und das Bürgergeld für Kinder.