Franz-Josef Bode - Ein Reformer tritt ab

Bischof Franz-Josef Bode
© epd-bild/Hanno Gutmann
Nach mehr als 27 Jahren als Diözesanbischof hatte Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Bischof Bode zum 25. März angenommen, den er als Konsequenz der Vorwürfe gegen ihn im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche eingereicht hatte.
Abschied vom Bistum Osnabrück
Franz-Josef Bode - Ein Reformer tritt ab
Der im März aus seinem Amt zurückgetretene Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode wird am Sonntag, 4. Juni, offiziell verabschiedet. Franz-Josef Bode ist der erste katholische Bischof, dessen Rücktrittsgesuch der Papst angenommen hat. Er hat für Reformen gestritten und zur Aufklärung von Missbrauchsfällen gedrängt. Diese legte auch seine eigenen Fehler schonungslos offen.

Der Gottesdienst im Dom St. Petrus in Osnabrück beginnt um 15 Uhr, wie das katholische Bistum mitteilte. Die Predigt wird Bode selbst halten. Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, den emeritierten Bischof zu treffen. Zur Feier werden unter anderem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing (Limburg), und der evangelische Bischof der hannoverschen Landeskirche, Ralf Meister, erwartet.

Nach mehr als 27 Jahren als Diözesanbischof hatte Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Bode zum 25. März angenommen. Seitdem leitet Weihbischof Johannes Wübbe als Diözesanadministrator das Bistum. Bode hatte mit seinem Rücktritt auch Konsequenzen aus Vorwürfen gegen ihn im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche gezogen. Er nannte als einen Grund den im September veröffentlichten Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum.

Mit Bodes Rücktritt endete die Amtszeit des dienstältesten amtierenden Bischofs in Deutschland, der seit 2017 auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war. Der Bischof zählte zudem zum Präsidium des Synodalen Weges. Bischof Bode wurde 1991 Weihbischof im Erzbistum Paderborn und war seit 1995 Bischof von Osnabrück.

Er konnte sich die Weihe von Frauen zu Priesterinnen vorstellen und Priester, die verheiratet sind. Franz-Josef Bode war einer der ersten Aufklärer und Reformer unter den Bischöfen in Deutschland. Bereits 2010 hatte der heute 72-Jährige die Betroffenen im Missbrauchsskandal als einziger in der katholischen Kirche um Vergebung gebeten. Das Foto des bäuchlings vor dem Altar liegenden Osnabrücker Bischofs ging durch die Medien. Immer wieder betonte Bode, auch selbst Fehler gemacht zu haben. 

Vorwurf: schwerwiegende Pflichtverletzungen

In dem Zwischenbericht zu Missbrauchsfällen in seinem Bistum werden ihm schwerwiegende Pflichtverletzungen im Umgang mit Beschuldigten und Betroffenen vorgeworfen. Er habe mehrfach Beschuldigte in ihren Ämtern belassen und damit weitere Tatgelegenheiten ermöglicht. Bis in die jüngste Vergangenheit seien in seinem Bistum Betroffene abweisend behandelt worden.

Vor allem die Reaktionen aus den eigenen Reihen nach dem Zwischenbericht hätten ihn zum Nachdenken gebracht, hatte der Bischof in einem seiner letzten Interviews mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) im Dezember gesagt. Viele seien von ihm enttäuscht gewesen. Das Vertrauen in ihn sei erschüttert. Priester hätten ihn gefragt: "Warum treten Sie nicht zurück?".

Betroffene zu wenig im Blick gehabt

Bode selbst gestand in seiner Rücktritts-Botschaft ein, er habe lange Zeit die Täter und die Institution mehr im Blick gehabt als die Betroffenen: "Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten!"

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zählte in seiner Kirche spätestens seit 2010 zu den Fortschrittlichen. Vor vielen anderen setzte er unabhängige Ansprechpersonen für Opfer ein und präsentierte ein Präventionskonzept. In seinem Bistum hat er nach Veröffentlichungen des Berichtes der Uni Osnabrück noch weitere Änderungen auf den Weg gebracht. Dazu gehört unter anderem die Einstellung einer unabhängigen Beauftragten für den Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt und einer Ombudsperson für Betroffene.

Von Anfang an war Bode, der mehrfach als Bischof für größere Diözesen und als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz im Gespräch war, ein Treiber des Reformprozesses "Synodaler Weg". Den hat er vor seinem Rücktritt auch noch mit zu einem aus seiner Sicht guten Ende gebracht. Alles weitere liegt nun in der Hand des Vatikans.

Schon vor dessen Gründung brachte er mit dem Diakonat ein Weiheamt für Frauen in die Diskussion. Für das Bistum Osnabrück, das er seit 1995 leitet, hat Bode erste Beschlüsse aus dem "Synodalen Prozess" noch umgesetzt. Künftig soll es Segensfeiern für homosexuelle oder wiederverheiratete Paare geben. Kürzlich feierte der als Diözesanadministrator fungierende Weihbischof Johannes Wübbe erstmals einen offiziellen Queer-Gottesdienst. Zudem sollen demnächst beauftragte Frauen und Männer ohne Priesterweihe in der Messe predigen dürfen.

Als Vorsitzender der Frauenkommission setzte sich Bode dafür ein, dass mehr Frauen in Entscheidungspositionen gelangen. Bereits 2002 ernannte er als erster Bischof eine Frau zur Leiterin des Seelsorgeamtes. Bei der Weihe von Frauen zu Priesterinnen bremste er jedoch die Erwartungen, auch aus Sorge vor der Gefahr einer Spaltung der Kirche. Diese Debatte müsse, wie auch die Frage des Pflichtzölibats, mit Rom und der ganzen Weltkirche weitergeführt werden.

Dem in Paderborn geborenen und 1991 dort zum Bischof geweihten Bode wurde für seinen Rücktritt vielfach Respekt gezollt. Vor allem katholische Reformbewegungen, Laien- und Frauenverbände bezeichneten den Schritt als konsequent und vorbildlich. Manche äußerten aber auch Bedauern, weil ihnen nun ein Mitstreiter für Reformen fehle.