Kurschus wirft Kyrill Gotteslästerung vor

Annette Kurschus
© epd-bild/Friedrich Stark
Trotz ihrer Empörung über Patriarch Kyrill I. sagte die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus: "Wir dürfen und werden die ökumenischen Brücken zur russischen Kirche nicht abbrechen." (Archivbild)
EKD-Ratsvorsitzende zur Ukraine
Kurschus wirft Kyrill Gotteslästerung vor
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, wegen dessen Rechtfertigung des Kriegs in der Ukraine Gotteslästerung vorgeworfen. Zugleich ist sie aber auch skeptisch gegenüber der Idealisierung des ukrainischen Abwehrkampfes als "Verteidigung westlicher Werte".

"Mich empört, wenn der Patriarch von Moskau einen Angriffskrieg als gottgewolltes Mittel darstellt, um seine eigene Auffassung des Christentums und seine Sicht der Geschichte durchzusetzen", sagte die westfälische Präses laut Redemanuskript beim Johannisempfang der EKD in Berlin.

"Gott in dieser Weise vor den eigenen Karren zu spannen, halte ich für Gotteslästerung", ergänzte Kurschus und betonte zugleich, sie verurteile nicht die gesamte russische Orthodoxie, die vielstimmig sei. "Wir dürfen und werden die ökumenischen Brücken zu ihr nicht abbrechen", hob Kurschus erneut die Haltung der EKD zum Dialog mit der Kirche in Russland hervor.

Die Theologin äußerte aber auch Skepsis gegenüber Äußerungen, die die Verteidigung der Ukraine gegen den russischen Angriff pauschal als Verteidigung westlicher Werte idealisierten. "Auch hier wittere ich eine geschichtstheologische Überhöhung des Krieges, die mir suspekt ist", sagte Kurschus. Die Verteidigung von Freiheit und Recht sei einen engagierten Streit wert. "Aber dieser Streit muss sich unterscheiden von der Logik machtvoller Überwältigung, bösartiger Unterstellung und hasserfüllter Abwertung derer, die anders denken", sagte sie.

Im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sollte beim Jahresempfang der EKD deren Bevollmächtigter bei Regierung und Parlament, Martin Dutzmann, in den Ruhestand verabschiedet werden. Er vertrat seit Oktober 2013 die Interessen der evangelischen Kirche gegenüber der Politik in Berlin und Brüssel. Zu seiner Verabschiedung wurden auch Mitglieder des Bundeskabinetts und Bundestagsabgeordnete erwartet.