Die Studie basiert auf einer repräsentativen Umfrage unter evangelischen Kirchenmitgliedern sowie auf zahlreichen qualitativen Interviews. Sie analysiert, wie evangelische Christinnen und Christen heute ihren Glauben leben, welche Themen sie bewegen und wie sie Kirche und Gesellschaft wahrnehmen. Das Ergebnis zeigt: Evangelische Kirche ist heute von Vielfalt geprägt.
Die aus den Daten gewonnene Typologie zeigt sechs unterschiedliche "Typen" von evangelischen Kirchenmitgliedern auf, die sich in ihrem kirchlichen Engagement, ihren Erwartungen und ihrer Verbundenheit deutlich unterscheiden. Von den Engagierten über die Sinnsuchenden bis hin zu den Distanzierten – jede Gruppe bringt spezifische Bedürfnisse und Potenziale mit, die in der Gestaltung von Kommunikation, in der Setzung von Themen bis hin zur Gestaltung kirchlichen Lebens berücksichtigt werden sollten. Jeder Typus wird ausführlich in der Broschüre dargestellt und anhand eines lebensnahen Beispiels greifbar gemacht.
Die Bandbreite an Einstellungen und Erwartungen der Mitglieder gegenüber der Kirche ist groß. Positiv: Für viele evangelische Christ:innen spielt die Kirche weiterhin eine wichtige Rolle als Ort für Rituale (Taufe, Hochzeit, Beerdigung) und als moralische Instanz. Zugleich nimmt aber auch die Bedeutung individueller Spiritualität zu. Beispielsweise ist das Thema Weihnachten für verschiedene Mitgliedertypen relevant, aber nicht alle Aspekte von Weihnachten interessieren alle Mitglieder. Und evangelische Kirchenmitglieder engagieren sich überdurchschnittlich oft ehrenamtlich und sehen sich als Teil einer Gemeinschaft, die Verantwortung für andere übernimmt. Von Interesse sind für sie deshalb Themen wie soziale Gerechtigkeit, Klima und Frieden.
Wie relevant und glaubwürdig ist Kirche?
Viele Mitglieder erwarten auch, dass sich Kirche verändert, sie wünschen sich mehr Offenheit und eine aktive Rolle in der Gesellschaft. Damit einhergeht der Wunsch nach einer stärkeren Positionierung zu aktuellen Themen. Für die Zukunft der Kirche immer wichtiger, wird der Typus der "distanzierten" Mitglieder, das sind die, die sich nur noch lose der Kirche verbunden fühlen. Jüngere Mitglieder wünschen sich mehr digitale Angebote und eine modernere Ansprache. Besonders wirksam sein, kann Kirche nach Aussage der Studie, nicht nur in ihrem eigenen Bereich, sondern auch in den Themenräumen Gesellschaftspolitik und Persönliches.
Die Broschüre richtet sich an Haupt- und Ehrenamtliche in Gemeinden, Kirchenkreisen und kirchlichen Einrichtungen. Sie bietet nicht nur wissenschaftlich fundierte Einblicke, sondern auch erste praxisnahe Anregungen für eine strategische Weiterentwicklung kirchlicher Arbeit. "Wir brauchen mehr denn je ein klares Bild davon, für wen wir Kirche gestalten", so die Autor:innengruppe. Eine große Aufgabe wird es sein, zwischen Tradition und Wandel so zu vermitteln, dass alle Kirchenmitglieder sich noch in der Evangelischen Kirche heimisch fühlen.
Mit der Veröffentlichung der Broschüre will die EKD einen Unterstützungsimpuls für eine zukunftsorientierte, evidenzbasierte Kirchenentwicklung geben. Die Broschüre können Sie mit einem Klick auf "Wie ticken Evangelische?" als PDF-Version downloaden.