Militärpfarrer zieht Bilanz nach Afghanistan-Einsatz

Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan
© epd-bild/Bundeswehr/Torsten Kraatz
Soldaten der Bundeswehr steigen am 29.06.2021 in Mazar-e Sharif in Afghanistan, im Zuge der Rückverlegung und Ende der Mission Resolute Support (RSM), in das Transportflugzeug A400M. Nach 20 Jahren kommt der deutsche Afghanistan-Einsatz zum Abschluss.
Militärpfarrer zieht Bilanz nach Afghanistan-Einsatz
Stephan Schmid war der letzte Bundeswehr-Pastor in Afghanistan. In den 20 Jahren des Auslandseinsatzes habe sich die Arbeit der Militärseelsorger sehr verändert. Die Pfarrer blieben aber wichtige Ansprechpartner der Soldat:innen.

Während die Soldatinnen und Soldaten vor zehn Jahren noch fast täglich in Gefechte mit Toten und Verletzten verwickelt gewesen seien und er als Pastor auf viele Krisensituationen reagieren musste, sei die Situation zuletzt fast wie in einer normalen Ortsgemeinde gewesen, sagte Pfarrer Stephan Schmid im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst.

Die letzten deutschen Soldaten des fast 20 Jahre währenden Bundeswehreinsatzes in Afghanistan trafen am 30. Juni in Deutschland ein. Schmid kehrte bereits Anfang Juni aus Mazar-i-Sharif ins heimische Faßberg bei Celle in Niedersachsen zurück. Der 60-Jährige ist ein erfahrener Militärseelsorger: 2011 und 2014 war er bereits für je vier Monate in Afghanistan. Außerdem begleitete er als Pastor Soldaten in Mali, Jordanien, im Kosovo und in der Türkei.

Bei privaten und dienstlichen Problemen

Im deutschen "Camp Marmal" habe die Kirche eine wichtige Rolle insbesondere für die jüngeren Männer und Frauen gespielt, sagte Schmid. "Für viele Soldaten ist es selbstverständlich, zum Pfarrer zu gehen, wenn die Seele wehtut." In den Gesprächen sei es oft um Beziehungsprobleme gegangen - "sei es untereinander oder auch mit dem Freund oder der Freundin zu Hause in Deutschland". Bei den älteren Bundeswehr-Angehörigen seien es eher Familienprobleme gewesen.

Es seien aber auch Soldaten zu ihm gekommen, die Probleme innerhalb der Truppe hatten. Ein junger Mann habe geklagt, dass einige seiner Kameraden in jedem Afghanen sofort einen Feind sähen. Diese Kameraden seien sehr auf den Kampf und den Krieg versessen gewesen, während dieser junge Mann tatsächlich helfen wollte und sich für die Mensch und die Kultur im Land interessiert habe, schilderte der Militärpastor.

Im Lager Marmal habe es sogar eine Art Kapelle gegeben, das "Haus Benedikt", berichtete Schmid. Dort habe auch der sogenannte Ehrenhain gestanden, auf dem die Namen der im Einsatz gestorbenen Soldaten verzeichnet sind. Die Kapelle samt Ehrenhain sei abgerissen und in Teilen nach Deutschland transportiert worden. Sie solle im "Wald der Erinnerung" beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Schwielowsee bei Potsdam wieder errichtet werden. Dort stehen auch die Ehrenhaine anderer beendeter Auslandseinsätze.