Manipulation in digitalen Öffentlichkeiten

Manipulation in digitalen Öffentlichkeiten
Bekanntlich müssen sich die etablierten Medien mit diesem Vorwurf auseinandersetzen. Tatsächlich sind diese längst nicht mehr das Problem, sondern politische Akteure, die die Öffentlichkeit als Kampfplatz betrachten - und damit zunehmend den Diskurs bestimmen.

Im akuellen Spiegel gibt es eine lesenswerte Geschichte von Laura Backers über die Sprecherin der Linksjugend, Selin Gören. In „Selins Lüge“, so der Titel, beschreibt die junge Frau ihren Umgang mit einer Vergewaltigung durch drei Migranten. Sie erstattete bei der Polizei zwar Strafanzeige, allerdings mit einer Falschaussage.

„Innerhalb kurzer Zeit tauchten nun drei Streifenwagen auf. Ob sie diejenige sei, deren Tasche gestohlen worden sie, habe sie ein Polizeibeamter gefragt. Gören nickte. Die zweite Frage des Beamten lautete: „Waren es Flüchtlinge?“ Und sie, wütend und trotzig, habe gedacht. Dass hättest Du rassistischer Bulle wohl gerne, dass Flüchtlinge Schuld sind. Also antwortete sie :“Nein“. Es sei eine „gemischte Gruppe“ gewesen, Ausländer und Deutsche, die Täter hätten untereinander Deutsch gesprochen. Von der Vergewaltigung sagte sie nichts, so sehr habe sie sich über den Verdacht der Polizisten geärgert. Eine Stunde später gab sie auf der Wache dasselbe zu Protokoll.“

Diese Aussage revidierte Frau Gören wenig später, weil sie befürchtete, die Ermittlung der Täter zu verhindern, und damit weitere Straftaten zu ermöglichen. Das beruhte unter anderem auf Berichte über eine andere Vergewaltigung mit vergleichbarem Täterprofil. Allerdings sollte sich diese Geschichte kurze Zeit später wiederum als erfunden herausstellen.

Frau Gören nannte ihre erste Reaktion eine „Kurzschlusshandlung“, die aus der Situation in der Zeugenaussage entstanden ist. Interessant ist aber die dominante Bedeutung, die die mögliche Wirkung dieses Sachverhaltes auf den öffentlichen Diskurs in ihrem Denken hat. Sie antizipiert ihn und zieht daraus besagte Rückschlüsse, obwohl er ihrer Opfererfahrung widerspricht. Mediendiskurse haben zwar schon immer die Wirklichkeit durch die Interpretation von Tatsachen konstituiert. Diese aber, wie hier geschehen, so zu manipulieren, weil sie der eigenen Interpretation der gesellschaftlichen Wirklichkeit widerprechen, ist ein neuartiges Phänomen. Dabei sind die zu erwartenden Interpretationen dieser Geschichte schon ein Teil jenes Prozesses, um den es hier geht. Etwa Frau Gören als exemplarisch für jene Vergewaltigungsphantasien zu betrachten, die Frauen mit ihrer politischen Positionierung genau das wünschen, was ihr tatsächlich angetan worden ist. Die hämischen Kommentare kann man sich denken, ohne sie zitieren zu müssen.

Das gilt in gleicher Weise, allerdings spiegelverkehrt, für jene Kommentare, die jede erfundene Vergewaltigung durch Flüchtlinge politisch ausschlachten. Ohne zu bedenken, damit zugleich etwa der feministischen Kritik am Umgang mit dem Strafverfahren wegen falscher Beschuldigung gegen Gina-Lisa Lohfink die Grundlage zu entziehen. Es geht in beiden Fällen nicht um die Feststellung und Interpretation von Sachverhalten, sondern der mediale Diskurs wird nur noch als politischer Kampfplatz betrachtet. Widersprüche fallen dabei nicht einmal mehr unter den Tisch, weil sie wie früher als peinlich für eine stringente Argumentation betrachtet werden. Sie sind gleichgültig geworden. So könnte man heute für Frau Lohfink demonstrieren und zugleich jedes Vergewaltigungsopfer durch Flüchlinge als Lügnerin denunzieren. Es käme lediglich auf die ideologischen Prämissen an: Ist es eine feminstische oder eine antirassistische Perspektive? Und Frauenfeinde oder Rassisten hätten kein Problem damit, über eine Vergewaltigung als „gerechte Strafe“ zu phantasieren, obwohl sie ansonsten keine Gelegenheit auslassen, männliche Flüchlinge als potentielle Vergewaltiger zu denunzieren. Wobei sie sich selbstredend ansonsten darüber empören, jeden Mann genau so zu betrachten.

Man muss Frau Gören für ihren Mut dankbar sein, ihren widersprüchlichen Umgang als Vergewaltigungsopfer offen gelegt zu haben. Sie setzt sich damit einer Öffentlichkeit in sozialen Netzwerken aus, die sich für ihr Schicksal nicht interessiert, es vielmehr erbarmungslos ausschlachten wird.

+++ Hier zeigt sich die Funktionslogik einer digitalen Öffentlichkeit, wo die Manipulation von Sachverhalten zum publizistischen Kerngeschäft gehört. Deren Akteure wollen nicht mehr wissen, was geschehen ist, sondern ordnen das Geschehen dem diskursiven Kampfauftrag unter. Es ist der Vorwurf, der von linken und rechten Manipulateuren ansonsten der „Lügenpresse“ gemacht wird. Allerdings käme kein Journalist, der diese Bezeichnung verdient, auf die Idee, so zu handeln. Er weiß nämlich nicht, was geschehen ist, sondern will das erst herausfinden. Es ist diese Skepsis, die unser Verständnis einer kritischen Öffentlichkeit prägte. Auf Kress fomuliert der Nachrichtenchef der dpa, Froben Homburger, was darunter zu verstehen ist.

„Naheliegende Mutmaßungen als gesichertes Wissen auszugeben, kann eine große Versuchung sein. Für ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Medien und Gesellschaft ist es pures Gift. Von Journalisten wird zu Recht erwartet, dass sie Antworten liefern; aber sie haben diese Antworten nicht in jeder Lage sofort und zweifelsfrei. Gerade die Souveränität, momentanes Nichtwissen zuzugeben, schafft Vertrauen. Bei dpa und anderen Medien gibt es dafür inzwischen eigene Formate: "Was wir wissen - und was nicht" benennt die offenen Fragen bei großen Ereignissen und trennt sie transparent von den recherchierten Fakten. … . Und um diese Zweifel zu beseitigen und dafür neues Vertrauen aufzubauen, bedarf es differenzierter Argumentation, transparenter Arbeit und selbstkritischer Fehlerkultur. Nur so können klassische Medien die große Chance nutzen, die ihnen die digitale Überflutung der Gesellschaft mit richtigen und falschen, wichtigen und vernachlässigenswerten Informationen in Wahrheit ja bietet: sich als seriöse Nachrichtenlieferanten, verlässliche Verifizierer und unabhängige Erklärer unentbehrlich zu machen.“

„Naheliegende Mutmassungen“ ist allerdings eine zu harmlose Formulierung. Es geht um Manipulationsnetzwerke, die in ihren tragischen Konsequenzen sogar die Selbstmanpulation möglich machen. Etwa wenn man eine Vergewaltigung erfindet oder verschweigt. Beides unterliegt dem gleichen medialen Mechanismus.

+++ Ob die Bemühungen zur Reinhaltung der digitalen Öffentlichkeit bei der Lösung dieses Problems helfen? In „Markt und Medien“ des DLF wurde am vergangenen Samstag von einem entsprechenden Projekt berichtet.

„Die Journalistenvereinigung "Neue Deutsche Medienmacher" entwickelt im Auftrag des Bundesfamilienministeriums eine No-Hate-Speech-Internetseite. Der Projektkoordinator Sami David Rauscher gegenüber "Markt und Medien": "Ziel ist es einfach die Dinge, die hier im Land schon laufen, die Initiativen, die Stiftungen, wie die Amadeu Antonio Stiftung, Organisationen auch wie Jugendschutz.net vorantreiben, wo gegen Hass im Netz schon vorgegangen wird. Dass das ein bisschen zusammen getragen wird und koordiniert wird. Aber der Nutzer im Internet, der sich jetzt nicht unbedingt in einem Verein engagiert, trifft natürlich trotzdem auch auf Hatespeech und Hass im Netz, und dem wollen wir es so ein bisschen einfacher machen, sich auch einzumischen und auch zu zeigen, er ist dagegen und er möchte eigentlich ein positiveres Klima haben."

Was ist eigentlich ein „positiveres Klima“, wenigstens aus journalistischer Perspektive? Deren Aufgabe ist es nicht, ein positives (oder auch negatives) Klima zu schaffen. Sie sollen über das jeweilige Klima berichten, unabhängig davon, wie man es beurteilt. Hasspostings sind schon immer justiziabel gewesen, wenn sie gegen einschlägige Strafrechtsnormen verstoßen. Mittlerweile hat sich auch der Umgang der Justiz mit solchen Delikten verändert. Die Zahl der Strafverfahren hat zugenommen. Aber wenn im Auftrag eines Bundesministeriums solche Internetseiten eingerichtet werden, sollte man sich seine gesunde Skepsis bewahren. Damit nimmt die Regierung auf die öffentliche Meinungsbildung Einfluss. Das kann sie machen, wir wissen aber wie das heißt: Regierungs-PR. Und diese hat einen Anspruch darauf, entsprechend kritisch betrachtet zu werden, selbst wenn das Anliegen noch so ehrenwert daher kommt. An guten Vorsätzen hat es bekanntlich noch nie gemangelt. Auch ein Politiker wie Boris Johnson wollte bestimmt das Beste für Großbritannien. Nur das mit dem „positiveren Klima“ hat irgendwie nicht so richtig geklappt.

+++ Über ein zu „positives Klima“ macht sich mittlerweile sogar die PR-Branche Sorgen. Bei Horizont.at wird das so formuliert:

„Besonders kritisch fällt der Blick auf die Zusammenarbeit mit Medien aus. Die 1:1 Übernahme von Beiträgen, inklusive Rechtschreibfehler, kommt immer wieder vor. Das fänden viele PR-Leute im Prinzip gut, sagt Sabine Einwiller. >>Aber dann haben sie doch Bauchweh, weil es unglaubwürdig wird.>>"

Glaubwürdigkeit ist halt eine knappe Ressource.

„Oft bieten Verlage Koppelgeschäfte an, frei nach dem Motto: Du zahlst oder inserierst, wir schreiben über dich. „Das gibt es in allen Varianten“, sagt Einwiller. „Da heißt es dann zum Beispiel, man brauche einen Druckkostenzuschuss oder redaktionelle Unterstützung, weil man chronisch unterbesetzt sei.“ Im Boulevard komme das häufig vor, ein paar der Befragten gaben aber an, dass sie so etwas auch bei Qualitätsmedien gesehen hätten. Es handelt sich um ein generelles Problem. … . Berichtet wurde auch von zwei Fällen, in denen Firmenchefs zur Zahlung eines Fixbetrages aufgefordert wurden, weil man sonst negativ berichten werde. „Auch das Wort Schutzgeldzahlung ist gefallen“, sagt Faber-Wiener. „Mit dem Trend zum Content-Marketing verschwindet die Korrektivfunktion der Medien immer mehr. Manche Verlage entziehen sich damit selbst die Grundlage. Gute PR braucht aber gute Journalisten.“

Vor allem braucht aber der demokratische Meinungsbildungsprozeß guten Journalismus. Die PR-Branche wird sich schon selbst zu helfen wissen. Schließlich war es für sie noch nie so leicht gewesen, wie heute, ihre Botschaften auch ohne Journalisten zu platzieren.


Altpapierkorb

+++ Ist der Cicero rechts? Diese Frage stellt sich die taz. Sie diagnostiziert seit der Flüchtlingskrise einen Rechtsruck bei dem Monatsmagazin. Nun könnte man bei der taz die Frage stellen, ob sie links ist? Daran haben manche sicherlich Zweifel, während andere die taz schon längst der etablierten Lügenpresse zurechnen. Nun ist es durchaus erfrischend, wenn im medialen Mainstream wieder zwischen links und rechts unterschieden wird. Wenn sich alle in jener berühmten Mitte tummeln, wo bisweilen der intellektuelle Tod lauert, fördert das nicht den Meinungspluralismus in der deutschen Medienlandschaft. Insofern könnte man es als Ausdruck einer lebendigen Medienlandschaft bezeichnen, wenn nicht alle der gleichen Meinung wie die taz (oder der Cicero) sind. Was aber an diesem Artikel von Anne Fromm auffällt, ist der Jargon. So schreibt sie über den Kulturchef des Blattes, Alexander Kissler: "Er schreibt oft an der Grenze zum Rechtspopulismus. ... . Dennoch bewegen sich Kisslers Texte im Rahmen des Grundgesetzes. Anders sieht das in seinem Twitterprofil aus." Man kann Kisslers Position kritisieren. Er teilt aus, muss daher auch einstecken. Die Nähe zum Rechtspopulismus ist aus der Sicht der taz sicherlich genauso überzeugend, wie die Sicht des Cicero auf die taz, sie stände in der Flüchtlingsfrage nicht als Referenz für politische Vernunft. Aber es sollte endlich aufhören, hier mit publizistischen Baseballschlägern namens "Texte im Rahmen des Grundgesetzes" zu hantieren. Wie kommt Frau Fromm auf das schmale Brett, ihre Sichtweise "mit dem Rahmen des Grundgesetzes" zu schmücken und damit zugleich zu definieren, was in diesem Rahmen erlaubt ist und was nicht? Das ist nicht nur verfassungsrechtlicher Obskurantismus, weil es im Kern eine illiberale und somit autoritäre Interpretation des Grundgesetzes ist. Es ist zugleich eine publizistische Grenzüberschreitung sondergleichen. Seit wann ist es nämlich die Aufgabe von Journalisten, verfassungspolitische Schulnoten zu verteilen?

+++ Was aber noch kein Thema sein wird, ist folgende Frage. Können Algorithmen Texte schreiben, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sind? Bestimmt. Selbstfahrende Autos bauen schließlich auch tödliche Unfälle. Es ist dann nur noch zu klären, wie der Algorithmus konstruiert sein muss, der den verfassungsfeindlichen Algorithmus überwacht?

+++ Um die Prognosefähigkeit von Twitter geht es dagegen in Texte, Töne, Zeichen auf WDR 5.

+++ Neues gibt es auch. Beim Handelsblatt ein Layout und bei Gruner&Jahr eine „Testgarage“ für hoffentlich nicht verfassungsfeindliche „frische Ideen“. Über den Einfluß digitaler Medien auf die Mode ist ebenfalls etwas im Medienmagazin von WDR 5 zu hören. Und über den von Jeff Bezos auf die Washington Post infomiert uns Turi. Dagegen ist der Einfluß von Stefan Aust bei der Welt gesichert. Allerdings als Herausgeber und nicht als Chefredakteur.

+++ Interessant ist die Kursänderung bei der Sächsischen Zeitung. Sie will in Zukunft gegen den Pressekodex verstoßen und bei allen Straftaten die Herkunft der Täter angeben. Auch die von Deutschen. Spannend ist die Begründung: „Ziel der Richtlinie im Pressekodex ist es, Ausländer und andere Minderheiten nicht zu diskriminieren und zu verhindern, Stereotype zu befördern. „Dieses Ziel teilen wir zu einhundert Prozent“, sagt Chefredakteur Uwe Vetterick. „Aber wir fragen uns, ob der Weg in unserer gegenwärtigen Situation zum Ziel führt – oder womöglich das Gegenteil bewirkt.“ Die Sorge ist, dass die Leser, wann immer die Nationalität oder Herkunft eines Verdächtigen in der Zeitung nicht genannt wird, automatisch annehmen, dass es sich um einen Ausländer handelt. Dann würde das Weglassen der Angabe dazu führen, dass deren Anteil an der Kriminalität viel zu hoch eingeschätzt wird. Die Regel im Pressekodex würde das Gegenteil dessen bewirken, was sie beabsichtigt.“

+++ In gewisser Weise tröstlich zu wissen. Die Lösung für die Medienkrise ist auch schon in die Krise geraten. So Markus Hüntgen. „MCNs sind nicht tot. MCNs erfinden sich neu. Seit es sie gibt. Und es ist keine Frage, wer daran Schuld ist. Wer allerdings mehr Verantwortung für diese Abkehr vom Kerngeschäftsmodell trägt, als alle Marktteilnehmer zusammen, ist YouTube selbst. Die Frage lautet also nicht: Sind MCNs tot? Sondern: Welche Karten spielt YouTube aus, um wieder mehr Spieler an den Tisch zu locken? Zu lange hat sich die größte Videoplattform auf dem medialen Erfolg der vergangenen Jahre ausgeruht und dabei vergessen, warum sie damals das Modell MCN überhaupt ins Leben riefen. Die Entwicklung der Werbegelder auf der Plattform sind katastrophal – Zahlen wie TKPs von einem Euro bei PreRolls und Co. stehen TKPs von 80 Euro bei Product Placements gegenüber. Neue Finanzierungsmodelle wie Paid Subscriptions oder Fan Funding wurden nur halbherzig umgesetzt – und in Deutschland gar Jahre später immer noch nicht eingeführt. Stattdessen werkelt ein Algorithmus, der Clickbaiting belohnt und Innovation mit Nichtbeachtung bestraft.“

+++ Über die Entwicklung eines unabhängigen Journalismus auf Kuba informiert uns der DLF.

+++ Was am Samstag kaum jemand verpasst hat, ist das Elfmeterschießen zwischen Deutschland und Italien. Dabei war der Auftritt von Mehmet Scholl in der ARD fast so bemerkenswert, wie die deutschen und italienischen Fähigkeiten vom Elfmeterpunkt. Dazu zwei Standpunkte, ob Scholl im Gegensatz zu den deutschen und italienischen Unglücksraben das Tor getroffen hat. Die Ruhrbarone haben einen seltsam formulierten Text, der von einem unglücklichen Zeitpunkt redet als Scholl seine Kritik formulierte. „Kann man sicherlich so sehen. Jedoch war der Zeitpunkt, so unmittelbar nach dem Spiel, als jubelnde Spieler interviewt wurden, das halbe Land zu feiern schien, natürlich ziemlich unglücklich, zumindest aber ungewöhnlich. Scholl erwischte mit seinen Bedenken also unbestritten einen selten schlechten Zeitpunkt. Aber mit dem was er sagte, hatte er durchaus Recht. Es war schließlich genau dieses Vorgehen, welches Löw zuletzt schon bei anderen Turnieren vorgeworfen wurde. Nur, diesmal ist es eben soeben noch gutgegangen. Zumindest mit dem notwendigen Glück des Elfmeterschießens.“ Wann in Gottes Namen soll Scholl diese Kritik sonst formulieren? Wenn die Fans wieder nüchtern sind? Deren Perspektive muss Scholl eben nicht interessieren. Dafür wird er nicht bezahlt. Aber Scholl machte es möglich, über die Taktik des Bundestrainers zu diskutieren, selbst wenn man seine Kritik für unbegründet halten sollte. So etwa Stephan Osterhaus in der NZZ. „Es war ein bemerkenswerter Auftritt. Scholl redet wie der Trainer, der er nicht ist, aber der er vielleicht gern wäre. Er tadelt in jenem Augenblick, in dem es nichts zu tadeln gibt. Man nennt dies eine antizyklische Intervention. Immer dann, wenn nach guten Leistungen der Übermut droht, gilt es zu bremsen.“ Scholl muss weder bremsen, noch auf das Gaspedal treten. Er muss lediglich nicht immer mit dem Bundestrainer einer Meinung sein. Das reicht schon.

Das Altpapier gibt es wieder am Dienstag.

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