„Nullbock und Potenzschwäche. Wohin mit den Handschellen? Strategien gegen den Liebesnotstand.“

„Nullbock und Potenzschwäche. Wohin mit den Handschellen? Strategien gegen den Liebesnotstand.“

Aufmacher haben bekanntlich eine Funktion: Sie sollen Kaufimpulse setzen. Der Journalismus ist eben auch ein Geschäftsmodell. Ansonsten geht es heute um die gemeinsamen Probleme der „heute show“ und der Tagesschau.

Die wenigsten Angler können diese Erkenntnis auf Latein ausdrücken, aber trotzdem wissen sie eines genau: Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht ihm selbst. Jetzt könnte man den Veganer fragen, was er von dieser Perspektive hält, um das zu dekonstruieren. Ihm schmecken weder Fisch, noch Köder. Außerdem könnte er die Sichtweise des Fisches in die Diskussion einführen. Dieser müsste den Angler für den Hecht im Karpfenteich halten, wenn er einen Sinn für Sprachspiele haben sollte. Damit kommen wir zur Filterblase des Sonntages, wo die großen Hechte im Twitter-Teich sitzen, um über Zeitungstitel zu reden. Es schwammen Sven Giegold, grüner Europaabgeordneter, Kai Diekmann und Marion Horn, Springer-Chefredakteure, sowie Bernd Ulrich von der Zeit. Sie diskutierten über den aktuellen Bild am Sonntag Aufmacher. Frau Horn zitierte aus einem Schreiben des Auswärtigen Amts: „Asyl-Lawine aus dem Kosovo!“ Dieser Blickfang am sonntäglichen Zeitungskiosk hat es in sich, vor allem wenn man den Inhalt zur Kenntnis nimmt.

„Allein aus der Hauptstadt Pristina nähmen täglich „500 Personen Busse nach Serbien“, das wären mindestens 15 000 Personen im Monat. Ein Botschaftsmitarbeiter habe „am Busbahnhof das Gerangel um freie Busplätze selbst beobachtet“, heißt es in dem Schreiben. „Hält der Trend an, dürften monatlich etwa 25 000 bis 30 000 Kosovaren das Land verlassen.“ Binnen eines Jahres „wären dies etwa 300 000 Personen, ein Sechstel der Gesamtbevölkerung“.

Im Kosovo verlässt binnen kurzer Zeit ein Sechstel der Bevölkerung das Land? Das gibt es ansonsten nur in Kriegszeiten. Aber in dem Schreiben des Auswärtigen Amts wird sogar auf das Kernproblem hingewiesen. Sich in kurzer Zeit online über die Möglichkeiten zu informieren, seine Lebenslage zu verbessern. Die Kosovaren handeln nämlich durchaus rational, wenn sie das Asylrecht nutzen sollten, um in Deutschland Einkommen zu generieren. Daher ist in dem Bericht von „medienwirksamen Abschiebungen“ die Rede, um dieses rationale Kalkül der Kosovaren zu konterkarieren. Wie dieser Bericht an die Redaktion der Bild am Sonntag gekommen ist? Wahrscheinlich lag er zufällig vor dem Amtssitz des Ministeriums am Werderscher Markt herum. Er wird doch wohl nicht zur Medienstrategie des Auswärtigen Amts gehören? Und der Chefredakteurin Marion Horn gut in den Kram gepasst haben. Verschafft er doch dem Blatt jene Aufmerksamkeit, die Neugier des Lesers heißt, und dessen Vorurteil bestätigt, es ginge beim Asyl bisweilen auch um die rationalen ökonomischen Kalküle von Antragstellern. Stattdessen diskutieren die Hechte im Twitter-Teich, wie die Veganer über den Köder der Angler. Man diskutiert nur noch über die Wirkung von Begriffen („Asyl-Lawine“) anstatt sich mit den Inhalten zu beschäftigen. Dass manche Idioten jeden Asylbewerber für einen Schmarotzer halten, kann ja nicht der Grund sein, Fakten nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen. Offensichtlich führen die Einkommensunterschiede in Europa zusammen mit dem freien Zugang zu Informationen im Kosovo zu Verhaltensweisen, die ansonsten nur in Kriegen zu beobachten sind. Es ist ein Phänomen der Globalisierung, worauf man politische Antworten formulieren muss. Stattdessen diskutiert man über das, was Medien nun einmal auch sind: Verkäufer von Produkten. Immerhin hat Spiegel online einige Fakten zu diesem Thema zusammengetragen.

####LINKS####+++ Eine Coverkritik gibt es auch beim aktuellen Spiegel. Der macht mit dem Anlagenotstand der oberen Mittelschicht und Oberschicht auf. „Nullzins und Euroschwäche: Wohin mit dem Geld?“ Das erinnert tatsächlich an die Kollegen vom Focus. So auch die erwartbare Kritik. Nur funktioniert am Kiosk eines nicht mehr: Ein Titel über die Eurokrise, Putin und die Ukraine oder den Islamischen Staat. Man kann aber auch nicht jeden Samstag den 1945 durch Selbstmord aus dem Leben geschiedenen „Führer und Reichskanzler des Deutschen Reiches“ auf den Titel bringen. Oder sich den sexuellen Leidenschaften der potentiellen Leserschaft widmen. „Nullbock und Potenzschwäche. Wohin mit den Handschellen? Strategien gegen den Liebesnotstand“ wäre kurz vor der Premiere dieses Films auch eine Möglichkeit gewesen, um die notwendigen Kaufimpulse auszulösen. Sicher gibt es auch Experten, die den Sado-Maso-Hype mit der Geldpolitik der EZB in Verbindung bringen. Diese könnte man ja auch als Selbstkasteiung des Sparers betrachten, der anschließend nach Kompensation sucht, und sich daher ritualisiert verhauen lässt. Eine Woche später könnte man über den neuen Trend zur Bürgerlichkeit und zum Konservativismus titeln. Die bürgerlichen Mittelschichten wurden historisch immer rabiat, wenn sie etwas zu verlieren hatten. Insofern sollte man solche Titel des Spiegel als Beruhigung begreifen. Im Vergleich zum Kosovo, Griechenland, der Ukraine oder Syrien bringen sie Luxus-Probleme zum Ausdruck. Die Berichterstattung des Spiegel ist übrigens völlig in Ordnung gewesen, wenn denn jemand den Kaufimpulsen nachgegeben haben sollte und noch die Zeit fand, das Blatt zu lesen.

 

+++ Damit kommen wir zum deutschen Nachrichtenwesen in der Krise. Deren Protagonisten sind Oliver Welke und Kai Gniffke. Manche Beobachter hielten in der Vergangenheit die „heute show“ für die seriöse Tochter der ZDF-Nachrichtensendung. Schließlich bieten Comedy und Kabarett die einzigartige Möglichkeit, die Nachrichten so zu hören, wie man sie gerne hätte. Die FDP ist doof, Rainer Brüderle kann kein Deutsch und Gernot Hassknecht spricht das aus, was wir alle denken, aber nie zu sagen wagten. Schließlich konnte bei den Eltern der Baby Boomer das päpstliche Motto nie ausgeschlossen werden, würdevoll den Hintern versohlt zu bekommen, wenn man sich völlig daneben benahm. Den Habitus des cholerischen Reaktionärs mit aufklärerischen Inhalten zu verbinden, ist das Alleinstellungsmerkmal von Hassknecht. Der Chefreporter Ulrich von Heesen hätte dagegen auch das aktuelle Spiegelcover als Symbolfigur des deutschen Mittelstands schmücken können. Er verkörpert perfekt den neoliberalen Nutzenmaximierer. Nun hat Welke seit Freitag Abend ein Problem. Er verkehrte die Aussagen einer Politikerin der Linken in ihr Gegenteil. Sie wurde kurzerhand mit ausgewählter Schnitttechnik zur Sympathisantin der AfD gemacht. Letztere fand das wenig lustig, protestierte und die „heute show“ entschuldigte sich für den Fehler. Interessant sind aber zwei Dinge. Zum einen ist dieses Format das beste Beispiel, wie der Spin funktioniert. Die Redaktion hat eine Meinung und sucht dafür in den Archiven nach einer Bestätigung. In diesem Fall war das ein Interview-Ausschnitt aus dem September 2014. Zum anderen wie in der modernen Kommunikationslogik Informationen verloren gehen können. Die Informationsflut führt zur unvollständigen Information. Exakt diese beiden Probleme hat aber auch die Tagesschau, wie deren Chefredakteur Kai Gniffke in der FAS deutlich machte:

„Nach jeder Sendung ziehen wir kritisch Bilanz. Wir versuchen, immer das Optimum zu erreichen, aber unter Zeitdruck erreichen wir nicht alles, was wir uns vornehmen. Dies war bei allen Nachrichtenmedien schon immer so. Nur fällt es heutzutage dank Mediatheken, Standbildfunktion und kritischer Zuschauer stärker auf. Konstruktive Qualitätskontrolle freut uns, sie stärkt das Produkt. Jeder bei uns ist darum bemüht, das Wichtigste vom Tag bestmöglich nach journalistischen Kriterien abzubilden. Der Spruch „es versendet sich“ entstammt einer anderen Zeit.“

Die Tagesschau hat mit dem Vorwurf zu kämpfen, sie opfere den Anspruch auf Objektivität dem Spin. Somit wie Welke nach den richtigen Bildern für die eigene Meinung zu suchen. Die Kritik an der Ukraine-Berichterstattung betraf diesen Vorwurf. Nur gibt es tatsächlich ein Problem, das nicht den Nachrichtenredakteuren aller Sender vorzuwerfen ist. Wenn nämlich jeder Zuschauer nur noch das unter objektiver Berichterstattung versteht, was seiner Meinung entspricht. Sie aber zugleich heute nicht nur Medienkonsumenten sind, sondern auch online als Medienakteure agieren. Sobald alle nur noch Propaganda machen, wird das Mediensystem zur selbstreferentiellen Dauerschleife. Bisweilen wurde die „heute show“ wegen ihrer kritischen Diktion als die einzige richtige Nachrichtensendung betrachtet. Diese Reputation macht allerdings nur den Defekt beim Zuschauer deutlich. Er will auch in den Nachrichten seinen Spin wiederfinden. Die Wähler der AfD finden deshalb die „heute show“ auch nicht mehr lustig. Allerdings ist die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, auch in anderen Gruppen eher unterentwickelt. Das Internet scheint diesen Trend noch zu verstärken.

+++ Passend zur Tagesschau gibt es auch ein Interview im Spiegel mit dem ARD-Journalisten Christoph Maria Fröhder über dieses System namens ARD-Aktuell.

„Ich habe in diesem System jahrzehntelang immer wieder mit guten Kollegen gut zusammengearbeitet. Aber schlechte Erfahrungen mit dem System, der Kleinstaaterei in den Anstalten gemacht, gemacht. Ich habe den Redaktionen Vorschläge gemacht, und die haben sie gnadenlos kopiert und mich rausgehalten. Oft genug musste ich den Korrespondenten vor Ort um Zustimmung fragen, ob ich sein Gebiet im Namen der ARD überhaupt betreten darf – und oft genug wurde mir die Zustimmung verweigert.“

Diese Kritik hört sich zwar überzeugend an, aber letztlich ist in allen Organisationen der Streit um Kompetenzen unausweichlich. Warum soll das in der ARD anders sein? Worauf Fröhder aber mit guten Gründen hinweist, ist die Funktion von Führungskräften. Sie müssen nämlich den Outsidern im System wie Fröhder jene Freiräume verschaffen, um diese Organisationslogik der Platzhirsche zu durchbrechen. Dafür benötigen sie Konfliktbereitschaft, intern und nach außen. Diese wird es aber nicht geben, wenn sich Großorganisationen wie die ARD nur noch über Abwehrkämpfe gegen eine feindliche Umwelt definieren. Das betrifft bekanntlich nicht nur die ARD.


Altpapierkorb

+++ In der Medienkorrespondenz beschäftigt sich Altpapier-Autor René Martens mit der Berichterstattung zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten muss man auch einmal loben dürfen, wenn sie etwas gut gemacht haben. "Als Fazit bleibt: Die Filme „Nie wieder Theresienstadt“ und „Ich fahre nach Auschwitz“ sind Belege dafür, dass – sieht man einmal ab von der ZDF-Guido-Knopp-Schule, die auch nach der Pensionierung des Gründers ihre Jünger hat – Dokumentationen rund um das Thema Nationalsozialismus zu den Stärken des öffentlich-rechtlichen Fernsehens gehören. Die beiden anderen besprochenen Filme fallen zwar etwas ab, stehen aber für gutklassiges Fernsehen."

+++ Was unterscheidet die PR vom Journalismus? Erstere geht recht unbefangen damit um, wie der Spin zum Nutzen des beworbenen Unternehmens unter die Leute zu bringen ist. Welche Probleme dabei auftauchen, formuliert Mirko Lange auf talkabout. "Es kommt auf den Content an! Oder genauer: Es kommt darauf an, was beim User für Content ankommt. Und der nimmt eben unterschiedlichen Content zum Thema auf! Das Modell macht deutlich, wie sehr alle Disziplinen miteinander verwoben sind. Denn aus der Perspektive des Konsumenten (in der Mitte der Grafik) vermischt sich alles. Wer es als Unternehmen schafft, all diese Disziplinen gut zu managen, wird in der neuen Medienwelt ganz vorne mit dabei sein. Wir brauchen also vor allem eine “holistische Sicht” über alle möglichen “Touch Points”. Um effektiv zu kommunizieren, müssen wir als Kommunikatoren Einfluss auf alle Bereiche bekommen. Und deutlich wird vor allem eins: Wie notwendig es ist, dass die häufig eher in Silos organisierten Bereiche zusammenarbeiten. Gute, moderne Unternehmen machen das bereits."

+++ Das sollte man in Relation setzen zu den Beobachtungen von Mathias Müller von Blumencorn auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Dort beschreibt er, wie man die Ukraine-Krise nur noch als "Kampf um die Deutungshoheit" definiert. Es geht letztlich auch hier darum, "alle Disziplinen gut zu managen", wie es Lange für das Marketing forderte. "Die Russen wissen, dass sie den Westen in einer hoch verwundbaren Situation treffen. Eine ganze Zivilisation ist dabei, neue Methoden der Informationsvermittlung zu entwickeln - und den Umgang mit neuen Techniken erst zu lernen. Noch nie konnten sich Menschen so rasch so tief informieren. Doch auf der anderen Seite waren selten zuvor so viele so tief verunsichert. Informationsfetzen rasen durch das Netz, Videos, Fotos, Texte - und alle erheben den Anspruch, Wahrheit zu transportieren. Wem, zum Teufel, darf man glauben, und wer verbreitet Unsinn?" Sobald sich aber der Journalismus dieser Logik unterordnet, hat er verloren. 

+++ In der Welt macht Ronja Larissa von Rönne einen Berlinale-Besuch. Konkreter gesagt: Sie besucht eine der Partys dieses Filmfestivals. Es ist der Blick durch das Schlüsselloch, der hier gewährt wird. Dabei werden zwei Erkenntnisse vermittelt. Zum einen sind solche Veranstaltungen nur für den außenstehenden Beobachter glamourös. Die Medien vermitteln bekanntlich dieses Bild. Zum anderen können Männer besser gucken als denken. Was als Erkenntnis aber auch nicht unbedingt eine Überraschung sein muss.

+++ Wie man Stereotypen über den Islam etwas entgegensetzen kann, berichtet die taz. Es geht um das Onlineportal Alchemiya.

+++ Ebenfalls in der Welt berichtet Robin Alexander über die seltsamen Umstände beim Rücktritt des Obmannes der Unionsfraktion im NSA-Untersuchungsausschuss. Der lesenswerte Artikel zeigt, wie die Antizipation möglicher Berichterstattung das Handeln politischer Akteure schon längst bestimmt. "Doch dafür ist es Ende vergangenen Jahres, als Kiesewetter von den geheimen Nebentätigkeiten seiner Kameraden erfährt, zu spät: Er fühlt sich hintergangen. Und er hat Angst vor einer Enthüllung. Wenn herauskäme, dass "sein" Verband von indirekten Mitarbeitern des BND geführt wird, fürchtet er, wirkte seine Strategie, den BND im NSA-Untersuchungsausschuss zu verteidigen, plötzlich wie eine Auftragsarbeit. Deshalb gibt er den Obmann auf." Es kommt nicht mehr auf die Realität an, sondern wie diese in den Medien wirkt. Ein wirklich denkwürdiges Stück über den Zusammenhang von Politik und Medien.

+++ Über den "Kehraus bei Burda" weiß der BR zu berichten.

+++ Zudem berichtet Patrick Bahners über die peinliche Heldentat eines NBC-Moderators im Irakkrieg. Interessant ist die dort erläuterte Kombination aus Realität und Fiktion. "Im Zeitalter des Ego-Journalismus sollen die Nachrichtensendungen eine Bastion der bedingungslosen Objektivität bleiben. Das amerikanische Ethos der Sachlichkeit ist ein Grund für die schneidende Schärfe der Kritik, der sich Williams ausgesetzt sieht, nachdem seine Flunkerei aufgeflogen ist. Hinzu kommt das schlechte Gewissen der Medien, die es vor dem Einmarsch im Irak versäumten, die Unwahrheiten in den Kriegsgründen der Bush-Regierung aufzudecken. Es ist auffällig, dass Kollegen besonders streng über Williams urteilen. Psychologen möchten nicht ausschließen, dass er von seinem Gedächtnis überlistet wurde, also nicht gelogen hat. Kriegsreporter wie Josh Smith, ein Afghanistan-Korrespondent von „Stars and Stripes“, erklären es dagegen für unmöglich, dass man vergisst, ob man an Bord eines Hubschraubers war, der durch Panzerfaustbeschuss zum Landen gezwungen wurde, oder nicht. Er habe sich wohl den Videofilm zu oft angesehen, den er am Unglücksort gedreht habe: Diese entwaffnende Erklärung, die Williams bei Facebook verbreitete, klingt plausibel. Sie ist so etwas wie die Notlandung des Nachrichtenmoderators, der sich in einer Welt bewegt, die er selbst gemacht hat, und daher auf Dauer nicht über den Dingen schweben kann."

+++ Konrad Kustos berichtet auf Geolitico über den Januskopf des Journalismus. "Das ist der Januskopf des modernen Journalismus: Dumme Beiträge machen Karriere, wenn sie ins politisch korrekte Konzept passen, und kluge Beiträge, wenn sie systemkritischen Inhalts sind, werden wegzensiert. Und selbst wenn es einmal nicht um den Transport von Ideologie, also von Herrschaftswissen, geht, scheitert die Substanz des Berichts oft an fehlender ethischer und fachlicher Kompetenz. Schließlich will man ja eine knackige Schlagzeile nicht ‚kaputtrecherchieren".

+++ Zum Schluss klärt uns Arianna Huffington darüber auf, warum sie jetzt auch über das Positive berichten will. Auf die Annahme, dass die Marketing-Leute in den Unternehmen auf dieses Angebot gewartet haben könnten, ist natürlich noch niemand gekommen, warum wir das jetzt hier nachholen.

+++ Was jetzt auch nicht mehr fehlt? Die Sendung von Günther Jauch. Sie fand durchaus positive Kritiken. Etwa im Handelsblatt von Altpapier-Autor Christian Bartels. Auch in der Berliner Zeitung und bei Spiegel online empfand man die Sendung angesichts der Umstände als angemessen. Der Dissens zwischen Europäern und Amerikanern war bekanntlich nicht zu überhören. Aber der überall erwähnte Henry Kissinger musste sich von Nils Minkmar eine kritische Anmerkung gefallen lassen. Er erinnerte an den verstorbenen Christopher Hitchens, was sicher die "Komplexität erhöht", und damit Minkmar auch gelungen ist. Allerdings wäre Hitchens unter Umständen mit dem Papst zu beschäftigt gewesen, um sich noch dem alten Erzfeind Kissinger widmen zu können.

Das nächste Altpapier gibt es wieder am Dienstag.

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