Schmähplastik im Brandenburger Dom verdecken?

"Judensau" Relief
© epd-bild/Gordon Welters
Das Relief "Judensau" im westlichen Kreuzgang des Doms Sankt Peter und Paul zu Brandenburg an der Havel soll möglicherweise verdeckt werden.
Christlicher Antijudaismus
Schmähplastik im Brandenburger Dom verdecken?
Mit antijüdischen Darstellungen an Kirchen sollte nach Meinung von Bischof Christian Stäblein differenziert umgegangen werden. Es gebe keine einfachen Lösungen, sagte Stäblein bei einer Diskussion in Potsdam.

Wichtig sei es, solche Darstellungen zu erklären, in ihren Zusammenhang zu stellen und sich zugleich scharf davon zu distanzieren, betonte er: "Wo es beseitigbar ist, muss man es auch beseitigen."

Zur antijüdischen Schmähplastik im Kreuzgang des Doms zu Brandenburg sagte Christian Stäblein, es gebe inzwischen einen Vorschlag, wie man diese "visuell beseitigen" könnte. Eine Entscheidung dazu steht noch aus. Der Berliner Bischof betonte, der Vorschlag sehe vor, die Plastik zu verdecken. Zugleich solle sie für Erklärungen sichtbar bleiben.

Die Schmähplastik an einem Säulenkapitell zeigt unter anderem ein Schwein mit Judenkopf. Der Dom gehört zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Stäblein betonte, es sei wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, wie furchtbar und wie "nachwirkend schrecklich" der christliche Antisemitismus gewirkt habe und weiter wirke. Die Plastik in Brandenburg an der Havel sei ein Stück aus dieser Tradition und eine entsetzliche, vulgäre Form antisemitischer Diffamierung. Die Auseinandersetzung mit dem christlichen Antijudaismus sei eine bleibende Verantwortung christlichen Lebens und Glaubens.

Am Dom zu Brandenburg an der Havel soll im Jahr 2023 ein großes Sanierungsvorhaben starten.

Der Historiker Julius Schoeps sagte, er sei "strikter Gegner" des Entfernens der sogenannten "Judensau"-Plastiken. Es sei sinnvoller, sie zu erklären. Wenn eine Plastik entfernt werde, stelle sich danach die Frage, ob dann nicht auch die ganze Kirche entfernt werden müsse. Susanne Krause-Hinrichs von der F.C. Flick-Stiftung betonte, die Objekte seien wichtiges Anschauungsmaterial in der Bildung. Wenn die Schmähplastik abgenommen werde, könne sie nicht mehr erklärt werden. Wichtig sei eine klare Distanzierung.