Erklärtexte zur "Judensau" wurden überarbeitet

Judensau an der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg
© epd-bild/Jens Schlueter
Das mittelalterliche Schmähbild der "Judensau" an der Wittenberger Stadtkirche sorgt seit Jahren für Unmut. Jetzt hat die Gemeinde neue Texte für ein Mahnmal vorgestellt.
Stadtkirche Wittenberg
Erklärtexte zur "Judensau" wurden überarbeitet
Die Stadtkirchengemeinde Wittenberg entwickelt die "Stätte der Mahnung" zur mittelalterlichen Schmähplastik "Judensau" an der Stadtkirche St. Marien weiter. Ein überarbeiteter Text für eine Erklär-Tafel sowie Erläuterungen über kirchlichem Antijudaismus auf mobilen Aufstellern wurden vorgestellt.

Das Relief in vier Metern Höhe zeigt ein Schwein, an dessen Zitzen Menschen saugen, die Juden darstellen sollen. Das Spottbild auf die jüdische Religion befindet sich seit etwa 1290 an der Südostecke der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg.

Eine 1988 vor der Kirche eingelassene Bodenplatte und eine Stele mit Erläuterungen stellen die Plastik in einen distanzierenden Kontext.

Im überarbeiteten Text für das Mahnmal an der Kirche heißt es unter anderem, dass es sich bei der Plastik um ein "Zeugnis des christlichen Antijudaismus" handelt. "Durch das Relief an der Außenfassade wurden Juden gedemütigt und ausgegrenzt."

Der Geschichte der christlichen Judenfeindschaft widmen sich im Inneren der Stadtkirche mehrere mobile Aufsteller. Über einen QR-Code sind zudem weiterführende Informationen verfügbar. Die Aufsteller wurden von der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt entwickelt.

Im Oktober hatte der Gemeindekirchenrat beschlossen, dass die Schmähplastik an der Fassade der evangelischen Stadtkirche Wittenberg nicht entfernt wird. Ein 2020 vom Gemeindekirchenrat einberufener "Beirat zur Weiterentwicklung der Stätte der Mahnung" hatte zuvor eine Entfernung der Plastik gefordert. Um das Relief wird seit Jahren auch vor Gericht gestritten.