Mit einem Gottesdienst zum Buß- und Bettag hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am Mittwochabend in der Darmstädter Pauluskirche ihr Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen erneut bekräftigt. Zwar hatte die Kirche schon im April 2023 anerkannt, dass lesbische, schwule, trans- und intersexuelle Menschen in Kirche und Einrichtungen über Jahrzehnte Diskriminierung erlebt haben. Diese Einsicht stand jedoch nun erneut im Mittelpunkt; verbunden mit dem klaren Willen zur Veränderung.
In ihrer Ansprache machte die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf deutlich, dass dieser Weg nicht aus gesellschaftlichem Druck entstanden sei, sondern aus theologischer Überzeugung. "Gott ist vielfältig und nicht festlegbar", betonte sie und unterstrich, dass alle Menschen in ihrer je eigenen Identität Gottes Ebenbilder seien. Entsprechend stelle sich Gott an die Seite jener, die aufgrund ihrer Identität Ausgrenzung erfahren.
Scherf erinnerte daran, dass die EKHN in der Vergangenheit Verhalten und Erklärungen verantwortet habe, die sich an einem "binären, heteronormativen und patriarchalen Familienmodell" orientierten und damit die Würde vieler Menschen verletzten. Dass sich die Kirche dafür öffentlich vor Gott und den Menschen entschuldigt hat, sei ein notwendiger Schritt gewesen, aber längst nicht der letzte. "In unserer Kirche sind alle Menschen willkommen", sagte Scherf und verwies auf das strategische Ziel, Diversität fest in der kirchlichen Arbeit zu verankern. Dazu gehöre auch die Gründung des neuen "Netzwerks queersensible EKHN".
Mit Blick auf den Galaterbrief erinnerte sie daran, dass Gleichberechtigung nicht nur ein theologischer Anspruch, sondern gelebte Praxis sein müsse: "Hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt eins in Christus Jesus."
Auch Pfarrerin Sonja Löytynoja, Mitglied im Kirchensynodalvorstand, unterstrich im Gottesdienst, dass sich die EKHN mit dem Schuldbekenntnis nicht zufriedengebe: "Wir wollen zeigen, welche Schritte wir bereits gegangen sind." Dazu gehöre die konsequente Weiterentwicklung einer queersensiblen Kirche, die Verletzungen der Vergangenheit ernst nimmt und aktiv daran arbeitet, Vertrauen aufzubauen und sicheren Raum für alle Menschen zu schaffen.



