Mittlerweile seien alle atomaren Abrüstungsabkommen gekündigt oder ausgelaufen, kritisieren der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, und der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Udo Markus Bentz. In der aktuellen weltpolitischen Situation sei es leider nur schwer vorstellbar, dass es wieder zu Abrüstungsverhandlungen zwischen den Atommächten komme, sagt Kramer: "Aber wir dürfen, allen Widrigkeiten zum Trotz, nie aufgeben mit der Arbeit an einer atomwaffenfreien Welt."
Beide Bischöfe machen deutlich, dass die Kirchen den Einsatz von Atomwaffen stets abgelehnt und auch die Androhung mit deren Einsatz immer sehr kritisch gesehen haben. "Es darf keine Gewöhnung an die Abschreckung mit nuklearen Mitteln geben", sagt der Paderborner Erzbischof Bentz. Die Bischöfe warnen vor einem neuen nuklearen Rüstungswettlauf. Es sei höchste Zeit, nach Alternativen zur Abschreckung mit nuklearen Mitteln zu suchen, sagt Bentz.
Zum 80. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki hat auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, an das unermessliche Leid erinnert, das durch den Einsatz von Atomwaffen verursacht wurde. Zugleich sprach sie sich für deren weltweite Ächtung aus. "Die Bilder aus Hiroshima und Nagasaki mahnen uns bis heute. Atomwaffen verursachen massenhafte, langandauernde und zerstörerische Gewalt – sie sind ethisch nicht vertretbar", sagte Fehrs. "Es muss alles getan werden, damit solche Waffen nie wieder eingesetzt werden."
Vor dem Hintergrund aktueller geopolitischer Spannungen und Drohungen mit dem Einsatz von Nuklearwaffen verweist Fehrs auf ein für sie ernstes Problem: "Sicherheitspolitisch wird immer wieder die Notwendigkeit nuklearer Abschreckung betont." Doch selbst wenn dies in der gegenwärtigen Lage laut Sicherheitsexperten erforderlich sei, um Schlimmstes zu verhindern: "Am Ziel einer atomwaffenfreien Welt ist bei all diesen Überlegungen ganz klar festzuhalten. Nukleare Abschreckung kann allenfalls eine Übergangslösung sein, die immer von glaubwürdigen Initiativen zu ihrer Überwindung begleitet werden muss."
Weit mehr als 200.000 Menschen in und um Hiroshima und Nagasaki kamen ums Leben, nachdem US-Flugzeuge am 6. und am 9. August 1945 Atombomben abgeworfen hatten. Viele kamen erst Jahre später durch Strahlenschäden ums Leben. Die Rauchwolke nach der Explosion und die Bilder von völliger Zerstörung sind zu Symbolen für den nuklearen Schrecken geworden. Hiroshimas Partnerstadt Hannover sowie Initiativen in Göttingen und Braunschweig wollen am 6. August an die Abwürfe erinnern.