Jedes fünfte Kind weltweit lebt in Konfliktgebiet

Palästinensische Kinder stehen mit Wasserbehältern Schlange, um sie mit Trinkwasser zu füllen.
Abed Rahim Khatib/dpa
Palästinensische Kinder stehen mit Wasserbehältern Schlange, um sie mit Trinkwasser zu füllen.
Mehr Verbrechen an Kindern
Jedes fünfte Kind weltweit lebt in Konfliktgebiet
Laut der Organisation Save the Children leben weltweit eine halbe Milliarde Kinder in einem Konflikt- oder Kriegsgebiet. Die Zahl der Verbrechen an Kindern stieg im letzten Jahr auf knapp 42.000. Die Organisation fordert Konsequenzen für die Täter.

 Jedes fünfte Kind weltweit hat im vergangenen Jahr einem Bericht zufolge in einem Konfliktgebiet gelebt. Betroffen waren rund 520 Millionen Kinder, heißt es in dem in Berlin veröffentlichten Report "Krieg gegen Kinder" der Kinderschutzorganisation Save the Children. Das seien 47 Millionen Kinder mehr als im Vorjahr - ein neuer Rekordwert.

Die meisten der von Krieg und kriegerischen Konflikten betroffenen Kinder lebten demnach mit 218 Millionen in Afrika. Das entspreche einem Drittel (32,6 Prozent) aller Kinder auf dem Kontinent, sagte der Geschäftsführer von Save the Children Deutschland, Florian Westphal.

Die UN dokumentierte dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr zudem 41.763 Verbrechen an Kindern in Konflikten. Das sei ein Anstieg um ein Drittel (30 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Pro Tag waren durchschnittlich 78 Kinder unmittelbar von Verbrechen betroffen. "Die Statistik zeigt aber nur die Spitze des Eisbergs", sagte Westphal: "Die Dunkelziffer ist extrem hoch."

Hinzu kommen laut der Organisation die Kinder, die in Gebieten leben, in denen Schulen und Krankenhäuser angegriffen wurden und der Zugang zu humanitärer Hilfe durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppen blockiert wurde.

Tötungen und Entführungen

Die Verbrechen reichten von Entführungen, Verletzungen, sexualisierter Gewalt über Zwangsrekrutierungen bis hin zu Tötungen. Bei allen Verbrechen haben laut Save the Children die Fallzahlen zugenommen. Mit einer Ausnahme: So wurden weniger Kinder durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppen rekrutiert und eingesetzt. Die Zahl sank von 7.751 im Jahr 2023 auf 7.405 im Jahr 2024.

Mehr als die Hälfte der Verbrechen an Kindern wurde demnach in vier Regionen weltweit dokumentiert. Das sind die besetzten palästinensischen Gebiete, der Kongo, Nigeria und Somalia. Jedes dritte Kind, das im vergangenen Jahr getötet oder verstümmelt wurde, hat demnach in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten gelebt.

Viele palästinensische Kinder würden an den Folgen des Gaza-Krieges ein Leben lang zu tragen haben, sagte Westphal. So gehe auch seit Oktober 2023 dort kein Kind mehr zur Schule: "Auch das wird diese Gesellschaft über Generationen beschäftigen."

Bezogen auf ganze Kontinente wurden laut Save the Children mit 18.132 die meisten Verbrechen an Kindern in Afrika dokumentiert, davon die Hälfte im Kongo. Dort seien sexualisierte Gewalt, Entführungen und die Rekrutierung von Kindersoldaten an der Tagesordnung, sagte die Kongo-Expertin der Organisation, Katharina von Schroeder. Allein in diesem Jahr seien bereits 220 Angriffe auf Schulen dokumentiert. In ganz Afrika wachse derzeit jedes dritte Kind in einem kriegerischen Konflikt auf.

Geschäftsführer Westphal kritisierte, durch staatliche Kürzungen in der humanitären Hilfe verschärfe sich die Situation. So müsse Save the Children jetzt allein in Somalia in 124 Gesundheits- und Ernährungszentren die Arbeit einstellen. Auch tue die internationale Staatengemeinschaft zu wenig, um Verantwortliche von Verbrechen an Kindern zur Rechenschaft zu ziehen.