Schon der Anblick der Cashew-Frucht ist einmalig: Während andere Früchte, etwa Birnen, ihre Kerne im eigenen Fleisch bergen, wächst der Cashew-Kern unterhalb der Frucht und liegt deshalb komplett außerhalb des Cashew-Apfels. Das Gefährliche an diesem Kern ist aber nicht sein Inneres, das weltweit geknabbert wird. Es ist die Schale, die ein stark reizendes Öl enthält - und dafür gesorgt hat, dass der Cashew-Baum in einer öffentlichen Wahl des Botanischen Sondergartens Wandsbek zur "Giftpflanze des Jahres 2025" gekürt worden ist.
Das Schalenöl Cardol kann die Haut verätzen und die Schleimhäute reizen. Menschen, die die Schalen verarbeiten, wird deshalb das Tragen von Schutzkleidung nahegelegt.
Bevor die Cashew-Kerne in die Knabber-Regale der Lebensmittelgeschäfte wandern, wird die äußere Schale entfernt und sie werden geröstet oder mit Dampf behandelt. Cashew-Kerne sind kleine Energiebomben, gefüllt mit ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Stoffen wie Kalium, Phosphor, Magnesium, Kupfer und Zink. Jährlich werden laut Statista in Deutschland 70.000 Tonnen verbraucht - Tendenz steigend.
Doch auch für das giftige Schalen-Öl gibt es breit gefächerte Einsatzmöglichkeiten. Cardol wird als Bio-Holzschutz auf Boote aufgetragen, dient als Zutat bei der Produktion von Farben und Lacken oder kommt in Bremsbelägen zum Einsatz. Auch Kunstharze lassen sich damit herstellen.
Eine neue Anwendung hat das Start-up-Unternehmen B2Square in Nordrhein-Westfalen entdeckt: Cashew-Öl als Ersatz für Bitumen in der Asphalt-Produktion. Seit 2021 sind einige Vorzeige-Projekte entstanden, etwa in der Stuttgarter Stresemannstraße am Killesberg, auf den Flughäfen von Frankfurt am Main und London Heathrow, bei Bushaltebuchten in der Schweiz oder der Asphaltherstellung in Kapstadt in Südafrika. Der Stuttgarter Straßenbelag ist für Frank Albrecht, Geschäftsführer von B2Square in Meerbusch bei Düsseldorf, nach eigenen Worten eine "Bilderbuch-Geschichte". Die Straße liege hervorragend und es werde Folgeaufträge der Landeshauptstadt geben.
Zum Binden von Asphalt braucht man normalerweise Bitumen, der in Rohöl-Raffinerien hergestellt wird. Diese Funktion übernimmt das Öl aus Cashew-Schalen, das aus dem Abfall der Produktion von Cashew-Kernen stammt. Ursprünglich kommt der Cashew-Baum aus Brasilien, die größten Anbaugebiete befinden sich heute entlang des Äquators. Das Start-up bezieht sein Öl aus Vietnam, Indonesien, Indien und einigen afrikanischen Ländern. Allerdings stehe man erst am Anfang, sagt Albrecht, da weltweit jährlich rund 120 Millionen Tonnen Bitumen verbraucht würden und diese Menge jährlich um drei Prozent wachse.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gab auf tagesschau.de dann auch zu bedenken, dass es niemals genug Cashews geben würde, um auch nur den Ersatz oder die Sanierung der Straßenbeläge weltweit daraus herstellen zu können. Cashews seien außerdem sehr wasseraufwendig in der Produktion, zusätzlich müssten die Schalen noch zu Öl verarbeitet werden.
Der Cashew-Baum, der wegen der Form seiner Kerne auch Nierenbaum genannt wird, bietet aber noch mehr als Kerne und Schalen: Auch sein Apfel ist ein Genuss, enthält fünfmal so viel Vitamin C wie eine Orange und wird in den warmen Anbauländern wegen seines süß-sauren Geschmacks gerne gegessen.
Er enthält aber auch Stoffe, die ein pelziges Gefühl im Mund hinterlassen. Zum Export eignet sich der Cashew-Apfel nicht, weil er sehr druckempfindlich und wenig haltbar ist und selten in ansehnlichem Zustand ankommt. Deshalb kann man ihn in hiesigen Breiten eher verarbeitet als Saft oder Marmelade genießen.