Nach Ansicht des Theologieprofessors Christian Neddens gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Imkerei und Theologie. So habe der Reformator Philipp Melanchthon (1497-1560) den Fleiß, die Eintracht und die Tapferkeit von Bienen als Vorbild für die Menschen gesehen, sagt der Direktor der Europäischen Melanchthon-Akademie in Bretten.
Zudem habe Melanchthon Metaphern rund um das Bienenleben als Bilder für die Kirche verwendet. Den Bienenstaat habe der Reformator als ein Musterbeispiel der "Wohlorganisiertheit, der Arbeitsteiligkeit, Gleichheit und Königstreue" angesehen, sagt Neddens.
Bienen seien für Melanchthon "Sinnbild für das Christenvolk". Das Tier selbst habe der Reformator als Metapher eines frommen Predigers und "Ikone der Auferstehungshoffnung" verstanden. Fasziniert habe ihn auch der "süße Saft, mit dem sie ihre Kinderstuben füllen und der in exakt geometrischen Waben reift".
Wegen der "Vorliebe des Brettener Gelehrten für Metaphern aus der Welt der Bienen und natürlich der Süße seiner Redekunst" hätten ihn seine Freunde auch "Honigblum aus schwartzer erd" genannt. Melanchthon sei die Übersetzung seines Familiennamens "Schwarzerdt" (melas chthonos). Zudem stecke darin der Name für Honigblume (meli anthos), erläutert Neddens.
Philipp Melanchthon (eigentlich Philipp Schwartzerdt) war neben Martin Luther der wichtigste kirchenpolitische Akteur und theologische Autor der Wittenberger Reformation. Da Luther als Geächteter in seinen Reisemöglichkeiten eingeschränkt war, vertrat Melanchthon die Wittenberger Positionen bei Reichstagen und Religionsgesprächen. Mit der Confessio Augustana und der zugehörigen Apologie verfasste er 1530/31 zwei bis heute maßgebliche Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche.



