Umfassendes Reformpaket beschlossen

Porträt von Dorothee Wüst
epd-bild/Klaus Landry
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst rief dazu auf, die Zusammenarbeit mit anderen Landeskirchen zu vertiefen.
Pfälzer Synode
Umfassendes Reformpaket beschlossen
Die Evangelische Kirche der Pfalz hat strategische Richtungsentscheidungen für ihre Zukunft getroffen: Arbeitsfelder sollen umorganisiert und die Verwaltung verschlankt werden. Ausgelotet werden auch engere Kooperationen mit anderen Landeskirchen.

Die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz hat weitreichende Reformen in zentralen Arbeitsfeldern auf den Weg gebracht. Statt 15 Kirchenbezirken soll es nur noch vier mit jeweils 75.000 Gemeindemitgliedern geben. Auch die Zahl der 420 öffentlich-rechtlichen Körperschaften in der Kirche soll auf nur noch vier Kirchenbezirke und die Landeskirche reduziert werden.

Die Kirchengemeinden sollen demnach nur noch Körperschaften kirchlichen Rechts sein: Sie verlieren ihre rechtliche Selbstständigkeit, gestalten aber weiterhin das kirchliche Leben vor Ort. Die Synode, das "Kirchenparlament", beauftragte bei seiner viertägigen Tagung im Speyerer Technik-Museum den Landeskirchenrat, dazu im Herbst Gesetzesentwürfe vorzulegen.

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst betonte zum Synodenauftakt die Notwendigkeit eines strikten Sparkurses. "Wir stehen an einer Schwelle. Es geht nicht um kosmetische Korrekturen - es geht ums Ganze." Bis 2035 muss die etwa 430.000 Mitglieder zählende Pfälzer Kirche in ihrem "Priorisierungsprozess" rund 60 Millionen Euro einsparen - etwa 45 Prozent ihres Budgets.

Die Synode traf weitere Richtungsentscheidungen, um die Zukunft der unter Spardruck und Mitgliederschwund leidenden Pfälzer Kirche zu sichern: Das Diakonische Werk Pfalz soll neu ausgerichtet und die Gemeinwesendiakonie in den Kirchengemeinden gestärkt werden. Unter anderem solle es vier "Häuser der Diakonie" in nurmehr vier Kirchenbezirken geben. Nach kontroverser Diskussion wurde eine Neuregelung der Pfarrhausnutzung auf die kommende Synode im November vertagt.

Das Evangelische Trifels-Gymnasium im südpfälzischen Annweiler mit seinen 680 Schülerinnen und Schülern soll nach dem mehrheitlichen Willen der Synodalen in kirchlicher Trägerschaft bleiben. Allerdings soll es in staatliche Trägerschaft übergehen, wenn es bei finanziellen Verhandlungen mit staatlichen Stellen und Investoren zu keiner Kostenneutralität kommen sollte. Zudem beschloss die Synode, Verwaltungseinheiten in der Fläche zu reduzieren und deren Aufgaben zu bündeln. Eine zentrale Kirchenverwaltung mit Regionalstellen für die kirchlichen Körperschaften und Einrichtungen sowie ein gemeinsamer Träger für die 243 Kindertagesstätten sollen gebildet werden. Beide Einrichtungen sollen bei der Landeskirche angesiedelt sein.

Alle kirchlichen Dienste unter einem Dach

Die gesamtkirchlichen Dienste sollen unter einem Dach gebündelt werden. Ein multiprofessionelles Team unter Leitung des Landeskirchenrats soll die Arbeit koordinieren. Gesamtkirchliche Arbeit verrichten unter anderem die Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft, die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt und die Evangelische Akademie Pfalz in Speyer, das Landesjugendpfarramt in Kaiserslautern sowie das Institut für kirchliche Fort- und Weiterbildung in Landau. Auch die Sonderseelsorge, etwa die Klinik-, Notfall- und Gefängnisseelsorge, soll neu organisiert werden. Deren Präsenz und Qualität soll gesichert und die ehrenamtlichen Strukturen sollen ausgebaut werden.

Die Synode beauftragte zudem den Landeskirchenrat, mit anderen evangelischen Landeskirchen Gespräche für engere Kooperationen oder gar Fusionen aufnehmen. Kirchenpräsidentin Wüst rief dazu auf, die Zusammenarbeit mit anderen Landeskirchen zu vertiefen. Allerdings sei man noch "weit entfernt vom Punkt, Fusionsverträge zu unterzeichnen". Kirchenvertreter aus Württemberg, dem Rheinland und Baden hatten in Grußworten ihre Bereitschaft zu engerer Zusammenarbeit signalisiert.