Hilfsorganisationen fordern Hilfe für Gaza

Hungerndes Kind
Marwan Dawood/XinHua/dpa
Die Blockadepolitik der Regierung Netanjahu ist der Grund für die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen.
Not im Gaza-Streifen
Hilfsorganisationen fordern Hilfe für Gaza
Nach einer wochenlange Blockade durch Israel sind nun erstmals wieder humanitäre Hilfsgüter in den Gaza-Streifen gelangt. Doch bei Weitem nicht genug, kritisieren die Hilfsorganisationen. Immer mehr europäische Staaten wollen Israels Vorgehen im Gazastreifen nicht länger hinnehmen und fordern eine Überprüfung der Grundprinzipien des im Jahr 2000 in Kraft getretenen Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Israel - Deutschland hält sich weiter zurück.

Die Diakonie Katastrophenhilfe dringt auf eine rasche Ausweitung der Hilfslieferungen für die Menschen im Gaza-Streifen. "Die angekündigten Lieferungen sind nur ein Bruchteil dessen, was die Menschen in Gaza zum Überleben benötigen", erklärte der Leiter des Hilfswerks, Martin Keßler, in Berlin. Wenn jetzt für wenige Tage Nahrungsmittel und einige Medikamente zu den Menschen gelangten, sei das kein Zeichen der Einsicht.

Der jüngste Nahostkrieg hat eine schwere humanitäre Katastrophe im Gaza-Streifen zur Folge. Israel hatte Anfang März den Gaza-Streifen nach dem Scheitern einer Waffenruhe abermals abgeriegelt. Am Montag hatten nach UN-Angaben erstmals nach der elf Wochen dauernden Blockade wieder neun Lkw die Erlaubnis erhalten, in den Gaza-Streifen zu fahren. Nach Angaben von UN-Sprecher Stéphane Dujarric sind seitdem erstmals wieder Lastwagen mit Babynahrung, Mehl, Medikamenten, Nahrungsmitteln und anderen lebenswichtigen Hilfsgütern in den Gaza-Streifen gelangt.

Die Verteilung der Hilfsgüter nannte der UN-Sprecher jedoch kompliziert. Humanitäre Helfer müssten häufig stundenlang auf israelische Freigaben der Güter warten. Die wenigen erlaubten Hilfslieferungen seien zudem nur "ein Tropfen auf den heißen Stein". Die humanitäre Krise in Gaza aufgrund fortgesetzter Bombardierungen, Blockaden und immer wiederkehrender Vertreibungen sei enorm.

Israel soll blockierte Hilfslieferungen genehmigen

Auch die Diakonie Katastrophenhilfe zeigte sich besorgt über die "in erschreckendem Ausmaß" blockierten Hilfslieferungen in dem andauernden Konflikt. "Der Kampf zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas, die weiterhin Geiseln in ihrer Gewalt hält, muss endlich die Normen des humanitären Völkerrechts respektieren", forderte ihr Chef und ruft zu Spenden für die hungernde, palästinensische Bevölkerung auf. 

Die Hilfsorganisation Oxfam dringt auf eine rasche Ausweitung der Hilfslieferungen für die Menschen im Gaza-Streifen. Auch wenn nun einige Hilfsgüter in den Küstenstreifen gelangten, sei dies "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagte Wassem Mushtaha von der Hilfs- und Entwicklungsorganisation. Es fehle weiterhin an Nahrung, Wasser, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern, sagte Oxfam-Hilfseinsatzleiter Mushtaha. 

Die eingeschränkten Hilfslieferungen bedeuteten angesichts der Krise in dem Gebiet "noch längst keine Rettung für die vom Hungertod bedrohten Menschen", fügte die Hauptgeschäftsführerin des Bündnisses "Aktion Deutschland Hilft", Maria Rüther, hinzu. Die Johanniter, eine von mehr als 20 in dem "Bündnis Aktion Deutschland Hilft" zusammengeschlossenen Hilfsorganisationen, riefen ebenfalls zu einer Ausweitung der Hilfe auf. "Fast die gesamte Bevölkerung in Gaza hungert", sagte Sophia Buller, Johanniter-Länderbüroleiterin Nahost. Es brauche dringend einen dauerhaften Waffenstillstand sowie "uneingeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe".

Die Johanniter, eine von mehr als 20 in dem "Bündnis Aktion Deutschland Hilft" zusammengeschlossenen Hilfsorganisationen, riefen ebenfalls zu einer Ausweitung der Hilfe auf. "Fast die gesamte Bevölkerung in Gaza hungert", sagte Sophia Buller, Johanniter-Länderbüroleiterin Nahost. Es brauche dringend einen dauerhaften Waffenstillstand sowie "uneingeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe".

Achtung der Menschenrechte überprüfen

International wächst der Druck auf die israelische Regierung, die humanitäre Hilfe wieder in vollem Umfang zuzulassen. Angesichts der Lage im Gazastreifen stellt die EU ihr Partnerschaftsabkommen mit Israel infrage berichtet die Tagesschau. Nach Angaben von EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas sprach sich bei einem Außenministertreffen in Brüssel demnach eine "starke Mehrheit" dafür aus, zu überprüfen, ob Israel sich noch an die Grundprinzipien des im Jahr 2000 in Kraft getretenen getretenen Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Israel hält.

Zu den Grundprinzipien gehöre, dass die Beziehungen zwischen den Vertragsparteien auch auf der Achtung der Menschenrechte beruhen. Unter anderem aus den Niederlanden wird Israel vorgeworfen, dieses Grundprinzip zu verletzen. Deutschland gehörte bei dem Ministertreffen nach Angaben von Diplomaten zu den Ländern, die sich gegen eine Überprüfung aussprachen.