Fast jedes Kind in Gaza hungert

Verzweifelte palästinensische Kinder erhalten gespendete Lebensmittel in einem Verteilungszentrum in Chan Junis im Gazastreifen am 21.04.2025.
Abdel Kareem Hana/AP/dpa
Verzweifelte Kinder erhalten Lebensmittel in einem Verteilzentrum in Chan Junis im Gazastreifen am 21. April 2025.
Mehl mit Sand zum Sattwerden
Fast jedes Kind in Gaza hungert
Sie können nichts dafür und dennoch droht ihnen der Tod: Mehr als 93 Prozent der Kinder im Gazastreifen – und damit rund 930.000 Kinder – sind nach Angaben von Save the Children von einer Hungersnot bedroht.

Die aktuellen Zahlen sind erneut schockierend. Und sie basieren auf den Berechnungen aus neuen Daten der internationalen IPC-Hunger-Skala vom 12. Mai. Demnach leidet nach über zwei Monaten Blockade von Hilfslieferungen fast eine Viertelmillion Menschen unter katastrophalen, hungersnotähnlichen Zuständen, das entspricht der IPC-Phase 5. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens erlebt eine Hunger-Notsituation der IPC-Phase 4. 

Die fünf Phasen, die das Ausmaß und die Schwere von Hunger und Mangelernährung aufzeigen, reichen von "Minimal" (Phase 1) bis "Hungersnot" (Phase 5). Bereits in Phase 3 oder 4 sterben viele Kinder an den Folgen von Hunger und Mangelernährung.

Mitarbeitende von Save the Children sollen in den vergangenen Tagen wiederholt Berichte von Familien im Norden des Gazastreifens erhalten haben, heißt es in der Pressemitteilung, die aus Verzweiflung Tierfutter und Blätter essen oder das letzte verbliebene Mehl mit Sand mischen. "Unsere Kinder warten nur darauf, dass sie an der Reihe sind, zu sterben", sagte eine 25-Jährige, deren vier Kinder in einem Gesundheitszentrum von Save the Children wegen Mangelernährung behandelt werden.  

"Das ist eine menschengemachte humanitäre Katastrophe, und wir dürfen ihr keinen Tag länger zusehen", sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland. An den Grenzen verrottet das Essen auf Lastwagen, während die Menschen wenige Kilometer weiter an Unterernährung sterben."

Wann endet die Blockade?

Kinder, die zwischen zerbombten Häusern um die letzten ausgegebenen Mahlzeiten anstehen. Babys, die bereits mangelernährt zur Welt kommen. Eltern, die zusehen müssen, wie ihre Kinder Tag für Tag schwächer werden. In Gaza sei das für die Menschen Alltag, heißt es weiter. "Deutschland und alle Staaten der Welt müssen sich mit dafür einsetzen, dass die Blockade sofort endet und humanitäre Organisationen lebensrettende Hilfe leisten können.", fordert Westphal.

Auch das Gesundheitszentrum von Save the Children in Deir Al-Balah sei durch die Blockade von Hilfslieferungen nur noch eingeschränkt einsatzfähig. Im April konnten gerade einmal 574 Kinder auf Mangelernährung untersucht werden, während es im Januar zu Zeiten der Waffenruhe mehr als 10.500 Kinder waren, heißt es in der Erklärung.  Von den Kindern unter zwei Jahren, die im April kamen, litten mehr als 20 Prozent an mittelschwerer oder schwerer akuter Mangelernährung und mussten dringend behandelt werden.

Am 9. Mai hatte die Tageschau vermeldet, dass eine Neuorganisation der Versorgung in Gaza geplant sei. Bisher würden jegliche Hilfslieferungen durch die Israelis blockiert. Die neue Stiftung, die "Gaza Humanitarian Foundation" (GHF), soll laut bisher noch nicht offiziell verkündeten Plänen, berichtet das ZDF die Verteilung von Hilfsgütern in dem abgeriegelten Küstenstreifen neu organisieren.