TV-Tipp: "Schlepper – Der Usedom-Krimi"

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23. November, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Schlepper – Der Usedom-Krimi"
Im dritten Teil des aktuellen Usedom-Falls hat Karin Lossow einen rachsüchtigen Vater an den Fersen hängen. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen dürfen sich in der Fortsetzung der Geschichte weiterentwickeln.

Der zweite Teil der aktuellen Trilogie endete letzte Woche mit einem Paukenschlag: Karin Lossow kam mit ihrem Wagen von der Straße ab, das Auto überschlug sich mehrmals; ein fieser Cliffhanger, selbst wenn klar war, dass die Hauptfigur der "Usedom-Krimis" den Unfall überlebt haben würde, wie der Beginn des dritten Films dann auch recht bald offenbart.

Autor ist diesmal nur Michael Vershinin; die Drehbücher zu den Teilen eins und zwei hatte er gemeinsam mit Dinah Marthe Golch geschrieben. Tatsächlich ist "Schlepper" mehr als nur eine Fortsetzung; im Grunde bilden die Episoden 21 und 22 einen Zweiteiler, zumal das Verbrechen aus "Geburt der Drachenfrau" noch nicht aufgeklärt ist: Ein kleines Mädchen ist gestorben, als es mit einer Gruppe syrischer Flüchtlinge über die polnisch-deutsche Grenze geschmuggelt wurde, weil sich der Fahrer weigerte, zum nächsten Krankenhaus zu fahren.

Lossow (Katrin Sass) hatte am Abend beobachtet, wie der Mann beim Treffen mit den Hintermännern hingerichtet wurde, anschließend hatte sie den Unfall. Zuvor hat sie die beiden Typen jedoch in einen Laster gesperrt. Das droht ihr nun zum Verhängnis zu werden: Der LKW ist ein Kühllaster, das Aggregat läuft weiter, wenn der Motor aus ist. Ob Lossow das wusste oder nicht, ist erst mal zweitrangig, denn sie hatte vermutlich nicht vor, die Schlepper ihrem Schicksal zu überlassen. Als sie am nächsten Morgen aus dem Auto befreit wird, ist der Laster ohnehin verschwunden. Und nicht nur das: Ein Vater trauert um seinen Sohn und will Rache.

Ein aufmerksames Krimipublikum wird sich allerdings fragen, woher der Russe Leskow (Jevgenij Sitochin) weiß, dass der Fahrer oder die Fahrerin des Unfallwagens in den Tod seines Sohnes verwickelt ist, zumal der Unfallort mehrere Kilometer entfernt ist; diesen Punkt lässt Vershinin kurzerhand offen.

Er ist jedoch die Voraussetzung für den spannenden weiteren Verlauf der Handlung. Lossow hatte sich den Kleinwagen ihres Großneffen Ben (Emil Belton) geborgt, weil ihr Pick-up nicht ansprang. Als Leskow in dem zwischenzeitlich zu einem Schrottplatz transportierten Auto nach Hinweisen auf den Besitzer sucht und einen Bußgeldbescheid findet, schwebt Ben nur vorübergehend in Gefahr: Lossow bevorzugt eine bestimmte ausgefallene Zigarettenmarke, weshalb "Rauchen kann tödlich sein" eine ganz neue Bedeutung bekommt.

Regie führte wie schon bei den beiden anderen Filmen Grzegorz Muskala, der auch diesmal wieder mit Kameramann Michał Grabowski zusammenarbeitete; die optische Qualität ist erneut herausragend. Anders als beim handlungsreichen und auch recht spannenden Trilogieauftakt "Friedhof der Welpen" ist die Inszenierung der Teile zwei und drei deutlich entspannter.

Da die Geschichten aufeinander aufbauen, nehmen sich Muskala und Vershinin die Zeit, um die im ersten Film eingefädelten Beziehungen zu vertiefen: hier zwischen Lossow und dem Tischler Scherer (Jörg Schüttauf), dort zwischen Scherers Tochter Lara (Lilly Charlotte Dreesen) und Fabienne (Ada Philine Stappenbeck), der Tochter des Mordopfers aus Teil eins. Dank ihrer enormen Erfahrung brauchen Jörg Schüttauf und Katrin Sass nicht viel Dialog, um die sich anbahnenden Gefühle zu vermitteln. In diesen Szenen ist die Spannung eher hintergründiger Natur, denn Lossow hatte bislang nicht viel Glück mit den Männern: Die ehemalige Staatsanwältin war als Gattenmörderin im Gefängnis.

Auch Scherer hat seine Schattenseiten, wie der zweite Film verdeutlichte, als er den neuen Freund seiner zukünftigen Ex-Frau Ewa verprügelte, wenn auch quasi in Nothilfe, weil der Mann gegenüber Ewa handgreiflich geworden war.

Dass die drei Drehbücher als Trilogie konzipiert sind, zeigen zudem kleine Begebenheiten am Rande: Im ersten Film wird Lara, deren Gesicht entstellt ist, seit sie als Kind von einem Hund gebissen wurde, von zwei Jugendlichen angemacht; das Pärchen taucht auch im zweiten Film kurz auf. Erst im dritten Teil zeigt sich allerdings, warum Vershininin und Golch der russlanddeutschen Chefin eines Pflegedienstes in "Friedhof der Welpen" viel Zeit eingeräumt haben.

Lossows Neffe, Hauptkommissar Witt, hatte sich ein amüsantes Geplänkel mit Elena Herzog (Iwona Bielska) geliefert. Eine ähnliche Szene gibt es diesmal auch, als die Befragung eines Krematoriumsbesitzers witzige Züge annimmt; Till Firit versieht diese Momente mit einem sympathischen subtilen Humor. Weniger schön aus Sicht der "Usedom"-Fans ist hingegen die Erkenntnis, dass Ellen Norgaard (Rikke Lyllof), die zwischenzeitlich entlassene Nachfolgerin von Lossows Tochter als Kommissarin, mittlerweile offenbar endgültig bloß noch eine Nebenfigur ist.