TV-Tipp: "Die Drei von der Müllabfuhr: Arbeit am Limit"

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27. Oktober, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Die Drei von der Müllabfuhr: Arbeit am Limit"
Ein wahres Feuerwerk der Selbstlosigkeit entzündet diese Folge mit den "Drei von der Müllabfuhr" im Zentrum. Unser Rezensent findet die geschickt verwobenen menschelnden Episoden bis hin zum rührseligen Finale dennoch überzeugend.

Der Episodentitel dieses zehnten Films über das Trio von der Berliner Müllabfuhr ist beinahe zu harmlos, denn die Hauptstadt befindet sich im Ausnahmezustand: Nach dem Bruch eines Wasserrohrs stehen diverse Straßen unter Wasser. Als auf einer Baustelle eine Fliegerbombe entdeckt wird, geht gar nichts mehr. Zum allem Überfluss verzögert sich die Entschärfung, weil ein Spezialist aus München eingeflogen werden muss.

Hollywood hätte aus diesem Szenario ein Spektakel mit kreisenden Hubschraubern und großen Wassermassen gemacht, dazu endlos lange Staus, weil mehrere Durchgangsstraßen gesperrt sind. Das kommt bei einem Freitagsfilm im "Ersten" natürlich nicht in frage. Drehbuchautor Gernot Gricksch nutzt die Ausgangslage daher vor allem, um wie gewohnt von Ereignissen aus dem Leben gänzlich unterschiedlicher Menschen zu erzählen, deren Wege sich an diesem "interessanten Tag", wie Werner Träsch (Uwe Ochsenknecht) die Ereignisse am Abend zusammenfasst, zufällig mit der Tour der drei Müllmänner kreuzen.

Der zentrale Handlungsstrang handelt von einem etwas hilflos wirkenden älteren Herrn, der seit dem Tod seiner Frau vom Leben überfordert ist. Udo Samel verkörpert den Witwer mit viel Feingefühl, ohne ihn je zu denunzieren: Boris mag von schlichtem Gemüt sein, ist aber kein Einfaltspinsel. Dass er das lebensfremde Amtsdeutsch der Behördenbriefe nicht versteht, macht ihn nicht zum Dummkopf.

Weil er hin und wieder vergessen hat, eine Fahrkarte zu kaufen, und auf die entsprechenden Mahnbescheide nicht reagiert hat, soll er nun ins Gefängnis. Unmittelbar vor der Gerichtsverhandlung macht er sich aus dem Staub und setzt sich kurzerhand ins vorübergehend verwaiste Müllauto. Als Werner und seine Kollegen Tarik und Ralle (Aram Ami, Jörn Hentschel) die Geschichte erfahren, gewähren sie Boris selbstredend Asyl; aber sein Problem ist damit nicht gelöst.

Hauptquartier der zweiten Erzählebene ist der Späti von Werners Freundin Gabi (Adelheid Kleineidam). Hier stranden mehrere Leute, die ihre Wohnungen wegen der Bombenentschärfung verlassen mussten, darunter auch ein schwules Pärchen, das sich eines Nachbarjungen angenommen hat: Der kleine Ali war allein, weil sein älterer Bruder Malik kurz was einkaufen wollte. In der Zwischenzeit hat die Polizei die Straßen gesperrt, nun kann er Ali nicht mehr abholen.

Geschickt verknüpft Gricksch die beiden Stränge, als Boris ins Sperrgebiet läuft und in eine Baugrube fällt. Allein ist Werner nicht in der Lage, dem schweren Mann aus dem Loch zu helfen, aber zum Glück kommt Malik vorbei, der auf diese Weise zu einem der vielen Helden dieses Tages wird.

Der Film ist ohnehin eine Verbeugung vor dem Engagement ohne Eigennutz. Auf einen entsprechenden Appell kann Gricksch unbesorgt verzichten, die selbstlosen Taten sprechen für sich. Für das Titeltrio gilt das ohnehin, aber auch die weiteren Figuren handeln ohne zu zögern, wenn es nötig ist. Niemand fragt danach, ob sich der Beistand in irgendeiner Form bezahlt macht, weshalb es umso berührender ist, wenn die Nächstenliebe unverhofft belohnt wird: Wem aus einer Notlage geholfen wurde, der ist erst recht bereit, seinerseits zu helfen.

Gricksch zeigt dies in seiner vierten Arbeit für die Reihe am Beispiel eines Joggers, der zu einem wichtigen Termin muss, aber natürlich nicht passend gekleidet ist. Als ihm aus der Patsche geholfen wird, ist seine Dankbarkeit riesig, und prompt findet sich mit Boris jemand, der sie gut brauchen kann.

Natürlich ist das alles fast zu schön, um wahr zu sein, doch die geschilderten Ereignisse sind allesamt realistisch und plausibel. Außerdem gibt es einen Nebenstrang mit einem unsympathischen SUV-Fahrer (Sönke Möhring), der mit seinem Auto eine Straße blockiert, weil er kürzlich wegen der Müllabfuhr nicht rechtzeitig zum Bahnhof kam und den Zug verpasst hat.

Regie führte wie stets seit der dritten Episode Hagen Bogdanski, der aus den vielen Strängen einen nahezu perfekten Handlungsteppich gewebt hat. Auch darstellerisch gibt es an "Arbeit am Limit" nichts auszusetzen, zumal das Drehbuch ein Wiedersehen mit Werners Freund und Ex-Kollegen Kowalski (Axel Werner) beschert: Als in der Zentrale auch noch der Computer ausfällt, wird der Pensionär reaktiviert, denn er kennt die Stadt wie seine Westentasche.

Am Schluss wird es gleich mehrfach rührend, weil Gricksch sämtliche Erzählungen zu einem herzerwärmend guten Ende führt, auch die Nebenebene mit Ralle: Seine Freundin ist schwanger, aber angesichts von Egoismus, Kriegen und Klimakrise will er eigentlich kein Kind in diese Welt setzen.