Forschung für digitale Gerechtigkeit ausgezeichnet

Christian Stäblein
© epd-bild/Heike Lyding
Am Ende müsse der Mensch entscheiden, nicht der Algorithmus, betonte der Juryvorsitzende Bischof Christian Stäblein: "Genau hier setzt die beeindruckende Arbeit von AlgorithmWatch an."
Brandenburger Freiheitspreis
Forschung für digitale Gerechtigkeit ausgezeichnet
Mit Algorithmen werden in der digitalen Welt große Datenmengen ausgewertet. Damit können sie auch Entscheidungen beeinflussen, von der Kaufempfehlung bis zur Kreditverweigerung. Der Brandenburger Freiheitspreis würdigt kritische Blicke darauf. Preisträger ist AlgorithmWatch.

Der Brandenburger Freiheitspreis 2023 des evangelischen Domstifts geht an die gemeinnützige Berliner Gesellschaft AlgorithmWatch. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung soll am 11. Oktober bei einem Festakt im Dom zu Brandenburg an der Havel überreicht werden, teilte das Domstift am Dienstag mit.

AlgorithmWatch setze sich unter anderem mit Forschungsprojekten dafür ein, dass auf Algorithmen basierende IT-Systeme die Gesellschaft gerechter, demokratischer, inklusiver und nachhaltiger machen und alle von ihrem Einsatz profitieren, hieß es zur Preisvergabe.

Der Brandenburger Freiheitspreis 2023 ist dem Thema "Die Freiheit in der digitalen Welt" gewidmet. AlgorithmWatch wurde den Angaben zufolge 2017 als gemeinnützige Gesellschaft in Berlin gegründet. Ihr Ziel sei, Prozesse algorithmischer Entscheidungsfindung zu analysieren, die eine gesellschaftliche Relevanz haben, menschliche Entscheidungen vorhersagen oder vorbestimmen oder automatisiert Entscheidungen treffen, hieß es.

Der Juryvorsitzende und Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, betonte, die Digitalisierung eröffne "neue, spannende Freiheitsräume". Zugleich beinhalte sie ein erhebliches Potenzial, die Freiheit des Einzelnen und die freiheitliche Gesellschaftsordnung zu beeinträchtigen. Algorithmen und ihre Steuerung spielten dabei eine entscheidende Rolle. Wer Freiheit bewahren wolle, brauche einen verantwortungsvollen Umgang damit. "Am Ende muss der Mensch entscheiden, nicht der Algorithmus", betonte Stäblein: "Genau hier setzt die beeindruckende Arbeit von AlgorithmWatch an."

Wer entscheidet: Mensch oder Algorithmus?

Matthias Spielkamp, Geschäftsführer von AlgorithmWatch, erklärte, KI-Systeme wie ChatGPT, massenhafte Gesichtserkennung sowie Algorithmen zur Verteilung von Sozialleistungen hätten inzwischen dazu geführt, dass immer mehr Menschen ihre Bedeutung für die Demokratie erkennen. Er setze darauf, dass die Auszeichnung mit dem Brandenburger Freiheitspreis dazu beitragen werde, Aufmerksamkeit dafür zu schaffen.

Der Brandenburger Freiheitspreis wurde den Angaben zufolge 2015 anlässlich des 850-jährigen Jubiläums der Grundsteinlegung des Doms am 11. Oktober 1165 vom Domstift Brandenburg ins Leben gerufen. Er wird in der Regel alle zwei Jahre an herausragende Personen oder Institutionen vorzugsweise aus Brandenburg und Berlin vergeben, die durch ihr Engagement in den Bereichen Kultur, Religion, Wirtschaft oder Politik zur Verwirklichung des Freiheitsgedankens beigetragen haben.

2016 ging die Auszeichnung an das Menschenrechtszentrum Cottbus, 2018 an die Wohnungsbaugenossenschaft "Bremer Höhe" und 2020 an die evangelische Pfarrerin Beatrix Spreng, die sich gegen Rechtsextremismus engagiert.

Der Preis wird den Angaben zufolge von der Deutschen Bank und dem Technologiekonzern ZF Friedrichshafen AG gefördert. Die Laudatio am 11. Oktober werde Constanze Kurz, Sprecherin des Chaos Computer Clubs, halten. Das Domstift gehört zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.