Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, hat zu gewaltfreien Konfliktlösungen aufgerufen und zugleich das Recht auf militärische Verteidigung betont. Die Priorität aller gewaltfreien Lösungen sei ihr "friedensethisch nach wie vor sehr wichtig", erklärte sie am Montag anlässlich eines Dialogforums im neuen Potsdamer Garnisonkirchturm. Es zeige sich jedoch derzeit, dass ohne die Möglichkeit zur Verteidigung von Leib und Leben, "notgedrungen eben auch durch Waffengewalt", kein dauerhafter, verlässlicher und gerechter Frieden in Sicht sei.
Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine betonte die EKD-Ratsvorsitzende, es dürfe nicht ignoriert werden, dass Europa es "mit einem völkerrechtswidrig Krieg führenden Aggressor zu tun" habe, "der über Leichen geht und auch nicht zögert, mit dem Einsatz nuklearer Waffen zu drohen". Die daraus resultierende Frage nach Abschreckung stelle die Friedensethik vor ein ernstes Dilemma. Eine Anpassung friedensethischer Positionen sei angesichts der aktuellen Bedrohungslage notwendig. In der EKD arbeite derzeit eine vom Rat eingesetzte Gruppe an einem Grundlagentext zur evangelischen Friedensethik, hieß es.
Der EKD-Friedensbeauftragte Friedrich Kramer betonte, über allem müsse die Haltung stehen, sich wehren zu können, aber nicht anzugreifen. Der frühere Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD), erklärte, nur eine wirksame Abschreckung garantiere Sicherheit. Auf Deutschland komme es dabei in Europa wegen der Wirtschaftskraft und Größe besonders an.