Bischof Gohl kritisiert Austritt der EKD

Ernst-Wilhelm Gohl, Bischof der Evangelischen Landeskirche in Wuerttemberg
© epd-bild/Thomas Niedermueller
Ernst-Wilhelm Gohl versteht nicht, warum der Rat der EKD zuvor nicht die Erfahrungen der einzelnen Landeskirchen mit der Aktionswoche abgefragt habe. Man werde nun, sagte er zum Abschluss der Landessynode in Württemberg auf Landesebene prüfen, wie man so ein Format fortsetzen könne.
Woche für das Leben
Bischof Gohl kritisiert Austritt der EKD
Bei der Sommertagung der Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg hat Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl den Beschluss der EKD kritisiert, sich ab 2025 nicht mehr an der ökumenischen "Woche für das Leben" zu beteiligen.

"Wir sind von der Entscheidung eiskalt erwischt worden", sagte er am Samstag (08.07.2023) in Stuttgart. Er verstehe nicht, warum der Rat der EKD zuvor nicht die Erfahrungen der einzelnen Landeskirchen mit der Aktionswoche abgefragt habe. Man werde nun auf Landesebene prüfen, wie man so ein Format fortsetzen könne.

Die Landeskirche nimmt deutlich weniger Kirchensteuern ein als geplant. War sie für das laufende und das kommende Jahr noch von steigenden Einnahmen ausgegangen, so verzeichnet sie derzeit einen Rückgang im Vergleich zu 2022 um vier bis fünf Prozent, sagte Finanzdezernent Jörg Antoine vor der Synode.
Antoine befürchtet, dass alleine in diesem Jahr 50 Millionen Euro im Haushalt fehlen werden, der auf gut 795 Millionen Euro geplant ist. Er mahnte die Synode, Finanzierungslücken nicht dauerhaft durch Rücklagen zu stopfen.

Mitarbeiter in evangelischen Einrichtungen in Württemberg dürfen künftig auch dann in die Mitarbeitervertretung gewählt werden, wenn sie keiner Kirche angehören. Die Landessynode beschloss, die sogenannte ACK-Klausel zu streichen, laut der Mitarbeitervertreter Mitglied einer zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) gehörenden Kirche sein müssen. Die neue Regel soll bereits für die Wahlen zur Mitarbeitervertretung im kommenden Jahr gelten.

Die Evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden wollen künftig enger zusammenarbeiten. Die württembergische Synode stimmte zu, dass künftig beide Kirchen gemeinsam eine Person mit dem christlich-jüdischen Dialog und eine mit dem christlich-islamischen Dialog beauftragen werden. Die Kirchlichen Dienste in der Arbeitswelt (KDA) der beiden Landeskirchen werden fusionieren.

Training für Umgang mit sexualisierter Gewalt

Sexualisierte Gewalt soll innerhalb der Landeskirche künftig noch umfassender aufgearbeitet werden. Derzeit werde ein webbasiertes Trainingsprogramm für einen besseren Umgang mit Betroffenen produziert, erläuterte die Beauftragte für Chancengleichheit im Oberkirchenrat, Ursula Kress. Damit könnten kirchliche Mitarbeiter innerhalb einer Stunde Grundlagen zu sexualisierter Gewalt erwerben. Parallel dazu fänden weiterhin kirchliche Präventionsschulungen für Multiplikatoren statt.

Bislang seien auf diese Weise rund 100 Personen weitergebildet worden, die ihr Wissen vor Ort weitergeben könnten. Die Landeskirche beabsichtigt, die Zahl der Wahlkreise für die Wahl zur Landessynode zu reduzieren. "Die Strukturen unserer Landeskirche müssen auf allen Ebenen an die gesunkenen Gemeindegliederzahlen angepasst werden", führte Rechtsdezernent Michael Frisch aus und schlug in einem Entwurf zur Änderung des Kirchenverfassungsgesetzes vor, die Wahlkreise von 24 auf 15 zu reduzieren.

Auch eine Verkleinerung der Synode von derzeit 90 auf 60 Mitglieder stand vonseiten des Oberkirchenrats im Raum. Über diese folgenreiche Entscheidung solle aber erst die nächste, 17. Synode, verhandeln, waren sich die Kirchenparlamentarier einig, weshalb sie den eingebrachten Gesetzesentwurf einstimmig abwiesen und in den Rechtsausschuss und Ältestenrat zurückverwiesen. Die evangelische Landeskirche in Württemberg hat derzeit rund 1,9 Millionen Mitglieder, vor 20 Jahren waren es noch gut 2,3 Millionen.