TV-Tipp: "Da hilft nur beten!"

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3. Februar, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Da hilft nur beten!"
Werbeprofi landet im Kloster und trifft auf schlagfertige Ordensschwestern. Manches Dialogduell erinnert in besten Momenten an Klassiker der Filmgeschichte.

Das muss göttliche Fügung sein, zumindest aber ein Wink des Schicksals. Einzig Schwester Charlotte betrachtet den Schnösel, der dem Kloster ins Haus schneit, nicht als Geschenk des Himmels. Dabei ist Werbeprofi Conrad genau der Richtige, um die von der Schließung bedrohte Einrichtung aus den roten Zahlen zu holen, denn er hat die nötigen Vermarktungsideen, um den Verkauf der hauseigenen landwirtschaftlichen Produkte anzukurbeln. Als erstes will er einen Online-Shop einrichten.

Als der Bagger bei den Bauarbeiten für die Errichtung eines Funkmastes auf eine Quelle stößt und sich das sprudelnde Nass als Heilwasser entpuppt, scheint das Kloster endgültig gerettet. Zu dumm, dass Conrad, dem Charlotte von Anfang an misstraut hat, ganz andere Pläne verfolgt. 

Der Vergleich ist sicherlich ein wenig zu hoch gegriffen, aber die Dialogduelle zwischen dem Marketingmann und der angehenden Nonne erinnern in ihren besten Momenten an John Hustons Klassiker "African Queen". Schon klar, David Rott und Kristin Suckow sind nicht Humphrey Bogart und Katharine Hepburn, zumal Suckow gerade zu Beginn den Fehler begeht, ihre Rolle mit mimischem Übereifer zu verkörpern; das verdoppelt den komischen Effekt einer heiteren Konstellation nicht etwa, sondern lässt ihn übertrieben wirken.

Rott wiederum versieht seine Figur mit genau der richtigen Dosis angedeuteter Abgründigkeit: Conrad ist nicht unsympathisch, aber es bleibt ihm alles zuzutrauen, und tatsächlich stellt sich schließlich raus, dass die Ordensschwestern einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sind; um Charlotte ist da jedoch schon längst geschehen. 

Das Drehbuch von Xaõ Seffcheque bietet Suckow und Rott eine Menge Spielmaterial und eine Vielzahl an bissigen Auseinandersetzungen. Es wäre zwar übertrieben, von theologischen Diskursen zu sprechen, aber der Austausch dieses scheinbar so gegensätzlichen Duos vertritt durchaus einen gewissen Anspruch: Die angehende Nonne hat das weltliche Leben hinter sich gelassen und damit auch den sexuellen Freuden entsagt, wofür der ungebundene und selbstredend ungläubige Conrad natürlich kein Verständnis hat. Dass der attraktive Eindringling so etwas wie die personifizierte Versuchung darstellt, versteht sich von selbst. Überdies stellt sich heraus, dass sich Charlottes Leben vor dem Eintritt ins Kloster ähnlich wie das von Conrad auf der Überholspur abgespielt hat, bis ein Schicksalsschlag sie buchstäblich aus der Kurve fliegen ließ.

Seffcheques Geschichte ist zudem angenehm facettenreich. Dass Conrad auf dem Weg zu einem millionenschweren Meeting überhaupt im Kloster strandet, hat er letztlich einem imposanten Kaninchen zu verdanken, das immer wieder mal vorbeischaut. Maßgeblichen Anteil an der Handlung hat auch eine einst verschwundene päpstliche Bulle, die dem Kloster einen "ewigen Bestand" sichern würde, weshalb Schwester Hedi das Gemäuer unermüdlich nach dem Dokument absucht. Die Zigarillos rauchende Ordensfrau ist dank ihrer bissigen Kommentare eine Paraderolle für Christine Schorn.

Eine weitere interessante Figur ist die junge Postulantin Lio (Sinje Irslinger), die auf die schiefe Bahn geraten ist und in die Gemeinschaft der Schwestern aufgenommen werden möchte. Unnötig und auch darstellerisch wenig überzeugend sind allein die Szenen mit ihrem Ex-Freund. 

Umso sehenswerter ist dagegen die Umsetzung. Der Schnitt sorgt in vielen Szenen für ein Tempo, dass dem flotten Hin und Her zwischen den Hauptfiguren mehr als angemessen ist. Die kräftigen Farben (Kamera: Karl Kürten) sowie die jederzeit stimmige und außerdem sehr schöne Musik (Helmut Zerlett) setzen die entsprechenden optischen und akustischen Zeichen für ein rundum gelungenes Wohlfühlfernsehen, das sich zwischendurch auch mal Anleihen bei anderen Genres leistet. Regisseur Michael Rowitz steht ohnehin für ein breites Spektrum; zu seinen letzten Arbeiten zählten Krimikomödien ("Dennstein & Schwarz") ebenso wie fesselnde Krimis ("Über die Grenze") und familiäre Tragikomödien ("Hotel Heidelberg"). 

Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Wirkung der Filmbilder hat auch der Schauplatz. Es gibt hierzulande praktisch keine aufgegebenen Klöster, die sich noch im Originalzustand befinden; viele sind zu modernen "Event-Locations" umgestaltet worden. Fündig wurde die Produktion schließlich in der Eifel und in der Nähe von Koblenz: In der Abtei Mariawald sind die Innenaufnahmen entstanden, in der Abtei Rommersdorf die Außenaufnahmen sowie die Szenen, die im Kreuzgang und in der eindrucksvollen Kirche spielen.