Hamburgs Bischöfin stellt sich zur Wiederwahl

Kirsten Fehrs
© epd-bild/Stephan Wallocha
Bischöfin Kirsten Fehrs (59) stellt sich im Hamburger Michel zur Wiederwahl.
Hamburgs Bischöfin stellt sich zur Wiederwahl
Nach zehnjähriger Amtszeit stellt sich die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs (59) heute im Michel zur Wiederwahl. Dass sie die Wahl gewinnt, gilt als sicher. Eine Gegenkandidatin gibt es nicht. Auch die Wahlbeteiligung dürfte ausreichend hoch sein, zumal die 156 Synodalen zu Hause abstimmen können.

Aufgewachsen ist Fehrs an der schleswig-holsteinischen Westküste als Tochter des Bürgermeisters in Wesselburen. Schon als Jugendliche leitete sie dort ihren ersten Gospel-Chor. Bis heute gehört neben dem Joggen die Musik zu ihren großen Leidenschaften. Nach ihrem Studium in Hamburg war sie Gemeindepastorin im holsteinischen Hohenwestedt und Bildungsreferentin. Seit ihrer Tätigkeit als Personal- und Organisationsentwicklerin ist sie mit den Binnenstrukturen und Befindlichkeiten ihrer Kirche bestens vertraut.

2006 trat sie das Amt als Pröpstin und Hauptpastorin an der Hauptkirche St. Jacobi an. Seitdem wohnt sie mit ihrem Ehemann, Pastor Karsten Fehrs, mitten in der City. Zur Bischöfin wurde sie im Juni 2011 gewählt und im November 2011 im Lübecker Dom eingeführt. Ihr Bischofsbezirk Hamburg-Lübeck umfasst neben den beiden Hansestädten auch das Hamburger Umland und den Kreis Herzogtum Lauenburg.

Lyrisch, engagiert und humorvoll

Ihre Predigten haben einen leisen, geradezu lyrischen Ton. Dabei kann sie bei Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus auch voller Zorn wettern. Eine ihrer Stärken ist der persönliche Kontakt im Gespräch. Gefühlte Ewigkeiten dauert es, bis man ihr beim Bischofsempfang zur Begrüßung die Hand reichen kann. Klerikale Attitüden sind ihr völlig fremd. Dank ihrer humorvollen Art können sogar kirchliche Grußworte Vergnügen bereiten.

Dabei weht ihr auch zum Teil harsche Kritik entgegen. Regelmäßig fordern CDU, AfD, FDP und Linke die Aufkündigung der Staatsverträge, die Bürgermeister Ole von Beust (CDU) 2012 mit den muslimischen Verbänden geschlossen hat. Doch die Bischöfin hält weiterhin tapfer am interreligiösen Dialog in Hamburg fest. Als Vorsitzende des Interreligiösen Forums trägt sie mit dazu bei, dass sich Hamburg „Hauptstadt des interreligiösen Dialogs“ nennen darf. Darüber hinaus engagiert sie sich für Flüchtlinge und Seeleute.

Spekulationen über EKD-Ratsvorsitz

Bundesweit bekannt wurde sie auch für ihr Engagement gegen sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche. Sie gehört dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an und war bis 2020 Sprecherin des Beauftragtenrates der EKD zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Die Kritik einiger Vertreter der Opferverbände war zum Teil sehr persönlich. Fehrs würde ständig Menschen umarmen, aber nichts für sie tun, hieß es.

Wenn über die Nachfolge des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm spekuliert wird, fällt auch immer wieder ihr Name. Doch ihr Wunsch nach höheren kirchlichen Spitzenämtern ist offenbar wenig ausgeprägt. So hätte sie gute Chancen gehabt, Landesbischöfin der Nordkirche in Schwerin zu werden. Doch sie lehnte ab und wollte lieber in Hamburg bleiben.