Vor allem draußen und anders - Heiligabend in Bayern in Corona-Zeiten

Weihnachtsvesper in der Tiefgarage in  Murnau
©epd-bild/Andreas Mayr
"Im Stall gab's auch keine Weihnachtsstimmung", sagt Pfarrer Andreas Fach aus Murnau. Experimentierfreudig wird sein Kollege Florian Bracker am Heiligabend dreimal zur evangelischen Christvesper in einer angemieteten Tiefgrage einladen.
Vor allem draußen und anders - Heiligabend in Bayern in Corona-Zeiten
Was Kirchen im Freistaat an besonderen Formaten planen
Von der Tiefgarage bis zur Kulisse eines Unesco-Weltkulturerbes: Wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Auflagen wird es keine vollen Kirchen an Weihnachten geben können - deshalb setzen viele Gemeinden auf kreative Freiluft-Angebote.

Kuschelige Nähe beim Krippenspiel an Heiligabend? Stehende Kirchenbesucher zwischen und hinter den Bankreihen? Das wird es Weihnachten 2020 nicht geben. Die Corona-Pandemie und die deshalb verhängten Hygiene- und Abstandsregeln machen einen normalen Gottesdienst an den Feiertagen nicht möglich. Deshalb sind Kirchengemeinden landauf landab schon seit Wochen kreativ und entwickeln neue Gottesdienst-Formate - vieles davon an der frischen Luft und ökumenisch. Aber auch wenn momentan fleißig geplant wird: Nach wie vor steht alles unter dem Vorbehalt, dass das Infektionsgeschehen vor Ort das Geplante auch zulässt.

Den ungewöhnlichsten Andachtsort in Oberbayern haben die Murnauer im Angebot: Für die Christvespern an Heiligabend um 17, 18 und 19 Uhr hat die Christuskirche die Tiefgarage des Kultur- und Tagungszentrums angemietet. "Im Stall gab's auch keine Weihnachtsstimmung", sagt Pfarrer Andreas Fach. Je 30 Minuten dauern die Andachten für je 100 Menschen. Münchens Dekanatskirche St. Markus lädt unterdessen am Heiligabend zur Hirtenkirche ein. Von 15 bis 23 Uhr wärmen sich die Gäste am Feuer die Finger, drinnen gibt es Weihnachtsduft, Stille und Musik, Orte zum Verweilen wie beispielsweise die Krippe.

Die Nürnberger Regionalbischöfe Elisabeth Hann von Weyhern und Stefan Ark Nitsche feiern "Zwischen Himmel und Erde" an der Nürnberger Kaiserburg Open-Air-Christvespern.

Mit "Zwischen Himmel und Erde" ist der Heilige Abend über den Dächern Nürnbergs überschrieben, bei dem die Regionalbischöfe Elisabeth Hann von Weyhern und Stefan Ark Nitsche Open-Air-Christvespern auf der Freiung der Nürnberger Kaiserburg feiern. In der Stadt Schwabach etwa fährt das Goldmobil verschiedene Plätze in Schwabach an, wo dann Andachten stattfinden. Unter dem Motto "So fern? und doch so nah" veranstalten die vier Kirchengemeinden der Erlanger Innenstadt in der Adventszeit kurze Gottesdienste. Im Dekanat Fürth lädt das Zirndorfer Mini-Gottesdienst-Team Familien zum Weihnachtswanderweg ein.

"Schneeanzug-Gottesdienst"

In Landshut gibt es neben vielen Feiern in Kirchen und im Freien vor allem ein Großprojekt: Am 24. Dezember um 15 und 16 Uhr sollen im Prantlgarten etwa 700 Personen zur ökumenischen Feier zusammenkommen dürfen, sagt die evangelische Dekanin Nina Lubomierski. In Regensburg versammeln sich an Heiligabend Christen auf dem Neupfarrplatz - dort wird um 15 und 17 Uhr Open Air gefeiert. In Kelheim sind Freiluftgottesdienste an der Schiffsanlegestelle Altmühl geplant, weil es dort ein Zeltdach hat. Und in Nittendorf bittet Pfarrerin Sibylle Thürmel die Kleinsten mit Familien um 10.30 Uhr zu einem "Schneeanzug-Gottesdienst".

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Im Kirchenkreis Augsburg zieht es viele Gemeinden ins Freie - vor ihre Kirchen, auf öffentliche Plätze oder gleich ganz in die Natur. So soll es zum Beispiel im Memminger Ortsteil Ammendingen an Weihnachten eine "Spaziergottesdienst" als Schnitzeljagd geben, die Krippe steht auf einem Bauernhof. In Durach sollte man nicht nur ein Gesangbuch dabei haben, sondern auch Skiunterwäsche und extra Socken - denn der Gottesdienst findet in der Offino-Arena, dem Duracher Fußballstadion, statt. Ebenfalls auf dem Fußballplatz feiern die katholischen und evangelischen Christen in Dietmansried - und in Atusried im Allgäu auf der Freilichtbühne. 

Mit einem Trecker oder Lkw unterwegs 

In Bayreuth finden in St. Georgen alle Gottesdienste im Freien statt. Die Gemeinden der Friedenskirche und in Aichig begeben sich auf Wanderschaft und ziehen durch ihrer Gemeindeteile ab 14.30 Uhr. In Kronach ist am Heiligabend ein Gottesdienst im Innenhof der Festung Rosenberg geplant, unterdessen wird in Marktleuthen (Dekanat Selb) sogar an drei Orten gefeiert: Auf einem weihnachtlich geschmückten Anhänger wird Pfarrer Ralf Haska per Trecker durch den Ort gezogen. Auch in der Pfarrei Coburg Süd setzt man auf eine "mobile Kirche": Dort ist ein Pkw-Anhänger mit riesigen Erzgebirge-Leuchtbogen im Einsatz.

Auf dem Parkplatz vor dem Unesco-Weltkulturerbe Würzburger Residenz wollen die beiden großen christlichen Kirchen an Heiligabend um 17 Uhr eine ökumenische Weihnachtsfeier unter freiem Himmel anbieten.

Auch im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg dominieren Open-Air-Angebote: An Heiligabend um 17 Uhr sollen bis zu 500 Besucher zu einer ökumenischen Feier auf dem Platz vor der Würzburger Residenz zusammenkommen dürfen. Bläser und Sänger sollen für den passenden musikalischen Rahmen sorgen. In Aschaffenburg laden die Kirchen ab 17 Uhr zu einem ökumenischen Gottesdienst in den Hof des Schlosses Johannisburg ein - bis zu 540 Personen sollen dort Platz finden. Auch draußen und doch ganz anders wird in Weidenbach bei Ansbach gefeiert: Dort tourt Pfarrerin Simone Sippel mit einem Weihnachts-Lkw durch ihre Gemeinde.