Landeskirche weiht nach zwei Jahren wieder Kirchenneubau ein

Eröffnungsgottesdienst vom St.-Nathanael-Kirchenzentrum in Hannover
© Fabian Gartmann
Patra Bahr hielt bei der Einweihung des St.-Nathanael-Kirchenzentrums die Predigt und plädierte bei der Gemeinde dafür, "auch Christen in ihre Mitte zu lassen, die andere Frisuren mögen und andere Musik, dann wird dieser Raum zu Gottes Hütte."
Landeskirche weiht nach zwei Jahren wieder Kirchenneubau ein
Erstmals seit zwei Jahren hat die hannoversche Landeskirche am Sonntag wieder eine neue Kirche eingeweiht.

Der Neubau des St.-Nathanael-Kirchenzentrums in Hannover kostete rund 2,2 Millionen Euro. Regionalbischöfin Petra Bahr rief die Gemeinde im Einweihungsgottesdienst dazu auf, die neue Kirche mit Leben zu füllen und sich dabei für neue Besucher zu öffnen: "Diese wunderbare neue Kirche wird zu einem Zukunftsraum, wenn die Gemeinde, die sich hier versammelt, sich nicht mit sich selbst zufrieden gibt."

Aussenansicht des Kirchenneubaus in Hannover.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte in einem Grußwort, der Tag sei für ihn "eine Premiere". Er habe in der Vergangenheit schon "schmerzliche Diskussionen um Abriss, Entwidmung, um Umnutzung, um Zusammenlegung" von Kirchen erlebt. Dies seien Symptome eines, wenn auch geordneten, Rückzuges. "Heute erlebe ich zum ersten Mal eine Kirchenweihe", sagte Weil. "Das ist erkennbar anti-zyklisch und mutig, aber ich finde es großartig."

In dem Gottesdienst entwidmete Landessuperintendentin Bahr zunächst den bisherigen Kirchensaal aus den 1960er-Jahren. In einer Prozession trugen Gemeindemitglieder liturgische Gegenstände wie Kreuz, Bibel, Osterkerze oder Taufschale von der alten in die neue Kirche. 

Prozession von der alten Kirche zum neuen Kirchengebäude bei der Einweihung.

Die Gemeinde solle ihre Arbeit so gestalten, "dass sich auch Menschen über die Kirchenschwelle trauen, die mit den alten Lieblingsliedern fremdeln und in der Liturgie verloren gehen", sagte Bahr in ihrer Predigt: "In einer Kirche kann man tanzen und essen, sie können auch Samstagnacht geöffnet sein oder sonntags erst um 18 Uhr. Wenn Christen auch die in ihre Mitte lassen, die andere Frisuren mögen und andere Musik, dann wird dieser Raum zu Gottes Hütte."

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Mit dem Neubau verkleinert die Gemeinde ihre Gebäudefläche um etwa die Hälfte. Dringender Sanierungsbedarf bei der bisherigen Kirche und sinkende Mitgliederzahlen hätten den Ausschlag für den Neubau gegeben, erläuterte Kirchenvorsteher Edzard Schönrock dem epd. Die bisherige Kirche soll abgerissen werden. Auf dem Grundstück entstehen Reihenhäuser.

Das neue Gebäude bietet eine Nutzfläche von 400 Quadratmetern und weist eine klassische Kreuzform auf. Es verfügt unter anderem über zwei Konferenzräume, die von externen Gruppen angemietet werden können. Der neue Kirchenraum umfasst rund 120 Quadratmeter und bietet Sitzplätze für bis zu 98 Personen. 

Neubauten von Kirchen seien in Niedersachsen gegenwärtig sehr selten, sagte ein Sprecher der hannoverschen Landeskirche dem epd. Zuletzt waren in der evangelischen Landeskirche die durch Brandstiftung zerstörte Willehadi-Kirche in Garbsen (2017) sowie die Kirche "Zum Guten Hirten" in Nordholz bei Cuxhaven (2013) neu errichtet worden.