Friedensnobelpreis für Kampf gegen sexuelle Gewalt verliehen

Friedensnobelpreis 2018 an Denis Mukwege und Nadia Murad.
© Haakon Mosvold Larsen/NTB scanp/dpa
Denis Mukwege (r), Arzt aus dem Kongo, und Nadia Murad, Menschenrechtsaktivistin aus dem Irak, erhalten den Friedensnobelpreis im Rathaus von Oslo für ihre Bemühungen gegen den Einsatz von sexueller Gewalt als Kriegsmittel.
Friedensnobelpreis für Kampf gegen sexuelle Gewalt verliehen
Friedensnobelpreis an Denis Mukwege und Nadia Murad verliehen
Sie erhalten den Friedensnobelpreis für ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt. Doch der kongolesische Arzt und die jesidische Überlebende fordern die Weltgemeinschaft zum Handeln auf. Sonst sei der Preis nichts wert.

Standing Ovations und lang anhaltender Applaus: Der kongolesische Arzt Denis Mukwege und die Jesidin Nadia Murad sind am Montag in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Das norwegische Nobelkomitee würdigte sie für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt als Waffe in Kriegen und Konflikten. "Systematische Vergewaltigungen und andere Formen sexueller Gewalt sind inakzeptable Waffen, sie sind Kriegsverbrechen", sagte die Komitee-Vorsitzende Berit Reiss-Andersen in ihrer Laudatio. Beide Preisträger hätten eine unterschiedliche Vorgeschichte, doch vereine sie der Kampf für Gerechtigkeit.



Mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis würden zwei "Verfechter der menschlichen Würde" geehrt, sagte Reiss-Andersen. "Und für uns übrige ist der Preis eine Verpflichtung, Seite an Seite mit ihnen zu stehen."

Der 63-jährige Gynäkologe Mukwege operiert im Ostkongo vergewaltigte und verstümmelte Frauen. Die mittlerweile in Baden-Württemberg lebende 25-jährige Murad engagiert sich als UN-Sonderbotschafterin für die Opfer von Menschenhandel und sexueller Versklavung. Im August 2014 war sie selbst im Irak von Terroristen der Miliz "Islamischer Staat" verschleppt worden.

Nein zur Gewalt, Ja zum Frieden

In ihrer Dankesrede forderte Murad erneut, die Weltgemeinschaft müsse Verantwortung für Kriegsverbrechen und Völkermord übernehmen. Noch immer seien die Täter, die sexuelle Gräuel an Jesidinnen und anderen Frauen und Mädchen verübt hätten, nicht verurteilt worden. "Ohne Gerechtigkeit wird sich der Völkermord an uns und weiteren schutzbedürftigen Volksgruppen wiederholen", mahnte die Jesidin. "Lasst uns unsere Stimmen erheben, um Nein zur Gewalt zu sagen, Ja zum Frieden, Nein zur Sklaverei, Ja zur Freiheit, Nein zu rassistischer Diskriminierung, Ja zu Gleichberechtigung und Menschenrechten."

Im Namen des kongolesischen Volkes nehme er den Friedensnobelpreis an und widme die Auszeichnung den Opfern sexueller Gewalt weltweit, sagte Mukwege. Seit mehr als 20 Jahren würden die Kongolesen erniedrigt, misshandelt und massakriert - vor den Augen der internationalen Gemeinschaft. "Nicht nur die Gewalttäter sind für die Verbrechen verantwortlich, sondern auch all jene, die wegschauen."



Man dürfe den Verantwortlichen nicht den roten Teppich ausrollen, sondern müsse eine rote Linie ziehen gegen Vergewaltigungen als Kriegswaffe, betonten Mukwege. "Der heute an uns verliehene Friedensnobelpreis wird nur dann von Wert sein, wenn er das Leben von Opfern sexueller Gewalt auf der ganzen Welt konkret verändert und den Frieden in unseren Ländern wiederherstellt. Mukwege hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 2013 den Alternativen Nobelpreis und 2014 den Sacharow-Preis des EU-Parlaments.

Der Friedensnobelpreis ist die höchste Auszeichnung für Friedensbemühungen weltweit. Gestiftet wurde er von dem schwedischen Chemiker und Industriellen Alfred Nobel (1833-1896). In diesem Jahr ist der Preis mit neun Millionen Kronen (derzeit knapp 880.000 Euro) dotiert.