Weihnachtliche Vesper vor der Frauenkirche

Foto: Matthias Rietschel
Die weihnachtliche Vesper vor der Frauenkirche findet dieses Jahr bereits zum 25. Mal statt.
Weihnachtliche Vesper vor der Frauenkirche
Rund 21.000 Menschen haben sich am frühen Samstagabend vor der Dresdner Frauenkirche zur traditionellen weihnachtlichen Vesper versammelt. Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing rief in seiner Predigt dazu auf, sich mutig und entschlossen in der Gesellschaft zu engagieren. Auch Sachsens neuer Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) unterstrich in seiner Ansprache, gemeinsam könne viel Gutes geschaffen werden. Die Open-Air-Vesper einen Tag vor Weihnachten fand zum 25. Mal auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche statt.

Musikalisch gestaltet wurde die Feier von Solisten, dem Kammerchor der Frauenkirche unter der Leitung von Matthias Grünert und dem Blechbläserensemble Ludwig Güttler. Die erste Vesper dieser Art wurde am 23. Dezember 1993 vor dem kurz zuvor aus den Trümmern freigelegten Altar der Dresdner Frauenkirche gefeiert. Inzwischen ist das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gotteshaus wieder aufgebaut und vor über zwölf Jahren wieder geweiht worden.

Sachsens evangelischer Bischof Rentzing betonte in diesem Jahr: "Unsere Gesellschaft braucht ein neues Zusammenstehen." Es seien "die zuversichtlichen Menschen, die wir in unserer Gesellschaft so dringend brauchen. Menschen, die sich nicht in falscher Weise verunsichern lassen." Es brauche "Menschen, die sich nicht von ihren eigenen Sorgen ersticken lassen, sondern frei sind, auch die Not der anderen zu sehen und ihnen zu helfen", betonte er. Der zuversichtliche Mensch ergreife "mutig und entschlossen die Initiative". Er lasse "sich nicht beirren auf dem Weg, den er zu gehen hat. Er vertraut auf die Zukunft und fürchtet sich nicht vor ihr", sagte Rentzing.

"Der Mut und die Entschlossenheit, die aus der Zuversicht erwachsen", richteten sich "auf diese ganze Welt und im Besonderen auf die Menschen um uns". Der sächsische Bischof gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Geschichte von der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem "jedes Jahr aufs Neue in unsere Wohnungen" geholt wird. "Möge sie nicht dort bleiben, sondern auch Einzug halten in unsere Herzen", betonte er in seiner Predigt. "Die Geburt eines Kindes in die Armut und Dunkelheit dieser Welt hinein" werde "zum Zeichen von Beständigkeit, Hoffnung und Zuversicht, ohne die diese Welt und der Mensch nicht leben kann." Seit Generationen schöpften Menschen "aus dieser Botschaft tatsächlich Hoffnung und Zuversicht".

Sachsens neuer Ministerpräsident Michael Kretschmer rief dazu auf, solidarisch und mit Rücksicht zu leben: "Wir sollen uns gegenseitig helfen, ohne uns in der Hilfe des anderen auszuruhen." Der CDU-Politiker mahnte, sich gemeinsam um das friedliche Miteinander in der Gesellschaft zu kümmern. Er werde alle mit ganzer Kraft unterstützen, die sich für ein friedliches Miteinander, Toleranz und gegenseitigen Respekt einsetzen, versicherte der sächsische Ministerpräsident.

Inzwischen findet die Frauenkirchen-Vesper auch Nachahmer: Im niedersächsischen Hildesheim hatte ein Bündnis von kirchlichen Einrichtungen die Dresdner Tradition aufgegriffen und ebenfalls für den 23. Dezember zu einem Weihnachtsliedersingen eingeladen. Die Veranstaltung sollte vor der Hildesheimer Michaeliskirche stattfinden.