Woelki: Zurückdrängung des Glaubens ist ökumenische Gemeinsamkeit

Woelki: Zurückdrängung des Glaubens ist ökumenische Gemeinsamkeit
Aus Sicht des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki sind katholische und evangelische Kirche gleichermaßen von einer Zurückdrängung des christlichen Glaubens in der Gesellschaft betroffen.
12.11.2017
epd und Markus Bechtold, evangelisch.de

"Es ist eine ungeliebte ökumenische Gemeinsamkeit, dass Gottes Wort in unserer Zeit augenscheinlich seltener Frucht bringt und häufiger weggenommen wird, zugrunde geht und erstickt", sagte der Kölner Erzbischof am Sonntag in einem Grußwort zur Eröffnung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Bonn.

Woelkis Auftritt vor den Synodalen war mit Spannung erwartet worden, nachdem der Kardinal vor wenigen Wochen explizit auf Trennendes zwischen Katholiken und Protestanten hingewiesen hatte. In einem Aufsatz für die "Herder-Korrespondenz" hatte er dezidiert die Auffassung vertreten, dass ein gemeinsames Abendmahl derzeit nicht möglich sei. Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Bischof Karl-Hinrich Manzke, kritisierte, Woelki beschreibe "Positionen der evangelischen Theologie und Kirche auf eine Art und Weise, die in das Zeitalter konfessioneller Verzeichnungen gehören". Angesichts der Annäherung im zurückliegenden Festjahr zu 500 Jahren Reformation seien die "Positionszuweisungen des ökumenischen Gegenübers alarmierend".

Kardinal Woelki ging in seinem für die Deutsche Bischofskonferenz gesprochenen Grußwort auf die aktuellen Streitpunkte in der Ökumene nicht ein. Er würdigte aber, dass die EKD im Jubiläumsjahr nicht Spaltung und Zwietracht zelebriert habe, sondern "ein Fest Christi und seiner Gnade". Zu diesem hätten sich die Katholiken "herzlich gerne" einladen lassen.

Für Kardinal Woelkie stellt das Reformationsjubiläum 2017 beziehungsweise "Reformationsgedenken", ein positives Gegenbild zu der Geschichtsvergessenheit dar, die unbedacht davon ausgeht, dass der schöne Augenblick auf ewig verweilen wird. Woelki fragt: "Was würde wohl Martin Luther denken, käme er heute des Wegs gefahren? Würde er die Kirche der Reformation noch wiedererkennen? Und was würde Martin Luther tun und sagen in einer Gesellschaft, die den gnädigen Gott und dessen Erlösung, um die er so hart gerungen hat, nicht mehr zu brauchen glaubt?" In diesem Sinne, so ergänzt er in seinem Grußwort bei der vierten Tagung der zwölften Synode der EKD in Bonn, "ist Ihre Besinnung auf die Anfänge des Protestantismus zugleich ein Blick nach vorne."