Bremer Pastor: Nichts ist gut für Kopten in Ägypten

Foto: epd-bild/Dieter Sell
Bremer Pastor: Nichts ist gut für Kopten in Ägypten
Der Bremer Pastor Jörg Mosig hat die Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor ihrer an diesem Donnerstag begonnenen Reise nach Ägypten kritisiert.

Merkel hatte in einem Podcast den Umgang der ägyptischen Regierung mit den Christen als beispielhaft gelobt. "Nichts ist gut für die Kopten in Ägypten", sagte dagegen der Pastor. Mosig hatte in den vergangenen Tagen den Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, bei einer Ägyptenreise begleitet. "Wir sehen zu, wie in der Wiege des Christentums in Ägypten die Christen vertrieben und ausgerottet werden", beklagte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die Kopten seien rechtlich der muslimischen Bevölkerung nicht gleichgestellt. Sie seien vielfach Opfer von Gewalt. "Ich weiß nicht wie viele Kopten ermordet worden sind, ohne dass davon Notiz genommen wurde", sagte der evangelische Pastor. Die Kopten fühlten sich als Bürger dritter Klasse, berichtete Mosig von seinen Begegnungen in Kairo und in ländlichen Gebieten. So hätten ihre Zeugenaussagen vor Gericht keine Bedeutung. "Die Feuerwehr kommt nicht, wenn das Haus, das brennt, einem Kopten gehört."

Auf der Reise habe die Delegation auch ein Zentrum besucht, das traumatisierte Frauen betreue, die zum Teil erst entführt, dann vergewaltigt und schließlich zur Ehe mit ihren Peinigern gezwungen worden seien. Zudem hätten ihm immer wieder Menschen von Anschlägen berichtet. Vor der St.-Peter-und-Paul-Kirche in Kairo, auf die im Dezember ein Bombenanschlag verübt worden war, habe er noch Granatsplitter gesehen, sagte Mosig. Bei dem Anschlag seien 29 Menschen getötet worden.

Mosig zeigte sich auch irritiert über die Sicherheitsvorkehrungen während des Besuches des koptischen Bischofs aus Deutschland. Der Bus der Delegation sei von Armeewagen zum Teil mit Blaulicht und Martinshorn begleitet worden. Auf dem Programm der Delegationsreise standen Besuche von Klöstern und Bischöfen in Ägypten. Ziel war es nach Angaben Damians, Freunde und Förderer des koptisch-orthodoxen Klosters in Höxter über die Geschichte und aktuelle Situation von koptischen Christen in Ägypten zu informieren.

###galerie|142404|Der Anschlag auf koptische Christen in Kairo###

Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert seit dem ersten Jahrhundert nach Christus, sie gehört damit zu den ältesten Kirchen. Weltweit wird die Zahl der koptischen Christen auf rund 15 Millionen geschätzt, die meisten von ihnen leben in Ägypten. Christen stellen mit zehn Millionen Menschen rund acht Prozent der etwa 79 Millionen ägyptischen Staatsbürger.